28.2., Katoomba,
Sydney
Nach einem
schnellen Kaffee verstauen wir irgendwie das nasse Zelt und den ganzen Rest, es regnet
noch immer. Ab nach Sydney, dort gibt´s wenigstens Museen und andere
wetterfeste Ausweichmöglichkeiten. Eineinhalb Stunden Stau, laut Travelex ist
das trotz der vielen innerstädtischen Autobahnen immer so. Vielleicht auch
deswegen, weil der gesamte Verkehr innerhalb ausgewiesener Schoolzones von 100km/h auf 40 km/h abbremsen muss. Wir befinden
uns wohlgemerkt auf einer Autobahn ohne Gehwege, mit Leitplanken und mittleren
Fahrbahnteilern ohne Querungsmöglichkeiten, ähnlich der Südosttangente. Die
Wohnung von Travelex und seiner Holden liegt ein paar Kilometer außerhalb des
Zentrums im Stadtteil Glebe, einem sehr gemütlichen Viertel mit kleinen
Reihenhäusern mit Stiegenaufgang zum Balkon, Bäckereien und Pubs. Schilder mit
Geschwindigkeitsbeschränkungen warnen vor High
Pedestrian Activity. Ihre Bude allerdings ist für sieben Hunderter kalt im
Monat nicht so prickelnd. Ein in die Jahre gekommenes Zimmer ebenerdig zur
Straße raus, die Decke ein einziger Wasserfleck, geteiltes Häusl und Dusche am
Gang. Am Weg ins Zentrum kommen wir an einer aquäduktähnlichen Bogenbrücke
entlang einer sehr gepflegten, großen
Wiese vorbei. Unter jedem Bogen stehen jeweils zwei Zelte, wo sich Obdachlose
häuslich eingerichtet haben. Wohnraum in Sydney ist teuer und nicht leicht zu
bekommen. Das Zentrum erinnert an New York. Zwischen Wolkenkratzern stehen noch
vereinzelt alte Kirchen oder ehemalige öffentliche Gebäude klein wie
Puppenhäuser, viele geschäftige Menschen eilen durch die Straßenschluchten.
Wobei sie nicht wirklich eilen können, alle Ampeln sind nach dem Zufallsprinzip
und im Zweifel für den motorisierten Verkehr geschaltet. Vorbei an
Einkaufszentren und Bürogebäuden kommen wir zum Hafen mit seiner berühmten Oper
und der schönen Harbour Bridge mit
einer Bogenlänge von über fünfhundert Metern.
Menschen sitzen auf Bänken und essen Fastfood. Ein langschnäbeliger Ibis lässt
die zahlreich angetretenen Möwen im Kampf um ein paar zurückgelassene Fritten
schlecht aussehen, er inhaliert ungerührt von den Attacken auf ihn ein Staberl
nach dem anderen. Vom Hafen latschen wir durch den großzügig angelegten
Botanischen Garten nach Chinatown, wo wir Magdalena, Travelex´ Gespielin,
treffen und Suppe löffeln, die nach Zimt schmeckt. Sie ist die einzige, die
sich hier irgendwie nützlich macht, sie lässt sich in Grafikdesign ausbilden.
Dann ist´s an der Zeit für mich, mein wackeliges Stockbett in der Jugendherberge
zu beziehen. Ein zerknautschter Surfboy begrüßt mich mit einem Hang loose, wackelt mit dem von der
Faust abgespreizten Daumen und dem kleinen Finger. Eigentlich bin ich schon zu
alt für das hier, aber ich muss mich den ökonomischen Zwängen und den erwähnten
Missständen beugen.