Dienstag, 7. Februar 2017



6.2., Hirang
Die Nacht war erfüllt vom Heulen und Zerren des Sturmes an der Hütte, etwas beängstigend. Wir essen noch immer ausgezeichnetes Emergency food, Reis mit Dosensardinen, Mais von der Lichtung und gekochte Blätter. Nachher naschen wir noch unreif vom Baum gefallene, mir unbekannte Früchte mit einem zerstampften Dip aus Tamarinde, braunem Zucker und acht Stück der unglaublich scharfen kleinen Chilis, die hinter einer der Hütten wachsen. Ein Tropfen der Sauce reicht, um die nächsten Minuten in brennender Hilflosigkeit zu vergehen. Dann packen wir und hoffen nur kurz auf die heute angesetzte Fähre, die freilich auch nur ein etwas größeres Holzboot ist. Die wird heute angesichts weiß schäumender Wellen nämlich gar nicht auslaufen. Walter organisiert kurzerhand ein privates Boot, er braucht wieder Nachschub aus Kalabahi. Jemand aus dem Dorf hat sich gegen stolze Entlohnung bereit erklärt, uns in die Stadt zu bringen. Ein Fußmarsch über hügeliges, grünes Grasland zur nächsten, etwas windgeschützteren Bucht, wo sich mittlerweile scheinbar die ganze Siedlung versammelt hat, um die Aktion zu beobachten. Drei Männer verfrachten uns mittels einer Styroporplattform über die starke Brandung zum Kutter, der im tieferen Wasser vor Anker liegt. Einzeln hocken wir mit unserem Gepäck auf dem wackeligen Floß, während uns die Männer schwimmend zum Boot bugsieren. Ich habe meinen großen Rucksack vorsorglich in einen Müllsack gepackt, alles bleibt vorerst trocken. Als wir aus der geschützten Bucht auf das freie Wasser drehen, sind wir plötzlich inmitten stürmischer See, rollen uns beachtliche Wellen entgegen. Ein schlimmer Ritt. Mit aller Kraft müssen wir uns festhalten, um nicht über Bord zu gehen, von vorne dringt immer wieder Wasser in den Maschinenraum. Dort lenzt einer mit einem aufgeschnittenen Kanister wie ein Mensch gewordenes Wasserrad, während der Kapitän kurbelt und schwitzt. Relativ knapp hält er sich an der Steilwand rechts von uns, wo das zurückschwappende Wasser die hereinkommenden Wellen zumindest in ihrer seitlichen Kraft, nicht aber in ihrer Höhe entschärft. Die Gischt hat uns schon längst bis auf die Knochen durchnässt, wir fiebern mit der Besatzung mit. Gleichzeitig mit uns hat ein kleineres Boot abgelegt, das sich jetzt in kurzer Entfernung wie eine Nussschale schaukelnd durch die Wellen kämpft. Das ist nicht mehr lustig. Hoffentlich säuft uns der einzige Motor nicht ab, hoffentlich bleibt das Boot ganz und manövrierfähig. Nach zwei Stunden ist der Spuk endlich vorbei, als wir zuerst im Schutz einer vorgelagerten Insel Meter machen und dann in die langgezogene Bucht einbiegen. Mittlerweile hat starker Regen eingesetzt, den der Wind unter die Dachplane drückt. Egal, wir sind ohnehin schon waschelnass. Meinen Pass und das Telefon trage ich ebenfalls in einem Sackerl bei mir, da kann auch nix sein. Per Mopedtaxi ins schon erprobte Homestay, mit der Schöpfkelle duschen, trockene Kleidung anziehen, ein Bier. Das zischt, aaahhhhh! Dann mit der Partie ins Wirtshaus, wo wir traditionell per Hand Huhn mit Reis in uns hineinschaufeln.

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