6.2.,
Hirang
Die Nacht
war erfüllt vom Heulen und Zerren des Sturmes an der Hütte, etwas beängstigend.
Wir essen noch immer ausgezeichnetes Emergency
food, Reis mit Dosensardinen, Mais von der Lichtung und gekochte Blätter. Nachher
naschen wir noch unreif vom Baum gefallene, mir unbekannte Früchte mit einem
zerstampften Dip aus Tamarinde, braunem Zucker und acht Stück der unglaublich
scharfen kleinen Chilis, die hinter einer der Hütten wachsen. Ein Tropfen der
Sauce reicht, um die nächsten Minuten in brennender Hilflosigkeit zu vergehen. Dann
packen wir und hoffen nur kurz auf die heute angesetzte Fähre, die freilich
auch nur ein etwas größeres Holzboot ist. Die wird heute angesichts weiß
schäumender Wellen nämlich gar nicht auslaufen. Walter organisiert kurzerhand
ein privates Boot, er braucht wieder Nachschub aus Kalabahi. Jemand aus dem
Dorf hat sich gegen stolze Entlohnung bereit erklärt, uns in die Stadt zu
bringen. Ein Fußmarsch über hügeliges, grünes Grasland zur nächsten, etwas
windgeschützteren Bucht, wo sich mittlerweile scheinbar die ganze Siedlung
versammelt hat, um die Aktion zu beobachten. Drei Männer verfrachten uns mittels
einer Styroporplattform über die starke Brandung zum Kutter, der im tieferen
Wasser vor Anker liegt. Einzeln hocken wir mit unserem Gepäck auf dem wackeligen
Floß, während uns die Männer schwimmend zum Boot bugsieren. Ich habe meinen
großen Rucksack vorsorglich in einen Müllsack gepackt, alles bleibt vorerst
trocken. Als wir aus der geschützten Bucht auf das freie Wasser drehen, sind
wir plötzlich inmitten stürmischer See, rollen uns beachtliche Wellen entgegen.
Ein schlimmer Ritt. Mit aller Kraft müssen wir uns festhalten, um nicht über
Bord zu gehen, von vorne dringt immer wieder Wasser in den Maschinenraum. Dort
lenzt einer mit einem aufgeschnittenen Kanister wie ein Mensch gewordenes
Wasserrad, während der Kapitän kurbelt und schwitzt. Relativ knapp hält er sich
an der Steilwand rechts von uns, wo das zurückschwappende Wasser die
hereinkommenden Wellen zumindest in ihrer seitlichen Kraft, nicht aber in ihrer
Höhe entschärft. Die Gischt hat uns schon längst bis auf die Knochen durchnässt,
wir fiebern mit der Besatzung mit. Gleichzeitig mit uns hat ein kleineres Boot abgelegt,
das sich jetzt in kurzer Entfernung wie eine Nussschale schaukelnd durch die
Wellen kämpft. Das ist nicht mehr lustig. Hoffentlich säuft uns der einzige
Motor nicht ab, hoffentlich bleibt das Boot ganz und manövrierfähig. Nach zwei
Stunden ist der Spuk endlich vorbei, als wir zuerst im Schutz einer
vorgelagerten Insel Meter machen und dann in die langgezogene Bucht einbiegen.
Mittlerweile hat starker Regen eingesetzt, den der Wind unter die Dachplane
drückt. Egal, wir sind ohnehin schon waschelnass. Meinen Pass und das Telefon trage
ich ebenfalls in einem Sackerl bei mir, da kann auch nix sein. Per Mopedtaxi
ins schon erprobte Homestay, mit der Schöpfkelle duschen, trockene Kleidung
anziehen, ein Bier. Das zischt, aaahhhhh! Dann mit der Partie ins Wirtshaus, wo
wir traditionell per Hand Huhn mit Reis in uns hineinschaufeln.
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