23.2., Valla
Nach gewohnt
deftigem Fernfahrerfrühstück in entzückendster Umgebung führt uns Ben, leicht
minderbemittelter zweiundvierzigjähriger Bruder der Vermieterin, in die
Geheimnisse des Surfens ein. Er trägt einen Hut, von dem Schnüre mit Korken
dran herunterbaumeln, und erzählt fantastische Geschichten. Mit zwei Bodyboards
und zwei normalen Brettern fahren wir zu einem schönen Strandabschnitt ohne störende
Felsen und geben unser Bestes, während uns Ben mit theoretischem Fachchinesisch
zutextet. Aber nicht lange, es ist sehr anstrengend. Eine nach der anderen
brechen die Wellen über uns zusammen und die Bretter bieten viel Angriffsfläche
für das Wasser und die etwas ablandige Strömung. Links von uns hat die Brandung
im Laufe der Zeit tief in den Felsen reichende Höhlen ausgeschwemmt, rechts von
uns mündet ein seichter, brackiger Fluss ins Meer. Kein Schatten weit und
breit, die Birne pumpt, ab ins Pub. Wieder daheim, kippt Ben auf Geschichten
über Gott und ihn rein. Seine Mutter war Missionarin, da hat er abgefärbt.
Nächtliche Visionen inklusive Zwiesprache auf höchster Ebene, Donner mit
versteckten Botschaften und ähnlicher Mumpitz. Wir entkommen, weil wir bei Bob
zum BBQ geladen sind. Er ist ehemaliger Drangler und jetzt wie gesagt Coach bei
den Anonymen Alkoholikern und entsprechend setzt sich der Rest der Gästeschaft
zusammen. Dean, ein meistens abstinenter, mächtiger Aborigine und zwei von Bobs
derzeitigen Klienten, wobei einer von ihnen unlängst bei ihm eingezogen ist.
Wir trinken Wasser und essen Lamm mit Süßkartoffeln. In der Mitte des Gartens
streiten sich die unglaublichsten Vögel um die bereitgestellten Körner. Tauben
mit einem Spitz am Kopf, kleinere Exemplare so bunt wie Papageien, ein paar Rotbäuchige. Bei Einbruch der Dunkelheit flattern große Flughunde vorbei. Dean ist
im Outback aufgewachsen und Hüter von Secret
Stories seines Stammes. Nächtliche Wandellichter als Manifestation der Verstorbenen
und ähnliches. Wenn sich die Einheimischen miteinander unterhalten, verstehen
Travelex und ich vielleicht die Hälfte, aber das genügt schon für einen
unterhaltsamen Abend. Als wir später noch vor unserem Zelt sitzen, können wir
inmitten der Sterne die Milchstraße sehen, so dunkel ist es.
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