24.2.,
Valla, Bellingen, Dorrigo
Ein Müslifrühstück
mit saftigen Mangos aus Bobs Garten, dann lassen wir die Nussfarm hinter uns.
Bob findet noch eine dünne Matratze für mich, bevor er sich sein Bodyboard
schnappt und mit uns surfen geht. Trotz seiner siebenundsechzig Jahre macht er
im Wasser noch immer eine schnittige Figur, während wir uns mit offenen Mündern
von furchteinflößenden Wellen herumschleudern lassen, die sich unaufhaltsam und
gnadenlos über uns ergießen. Ich schramme talentbefreit den schmalen Grat
zwischen totaler und unkontrollierbarer Einschlotzung mit Waschmaschinenfeeling
und wackelig hoffnungsfrohem Wellenreiten im Ansatz entlang, Travelex stellt sich wenigstens nicht ganz so
behindert an und rettet unsere Ehre. Ich verstehe den behelmten Surfer ein paar
Meter weiter nur zu gut, Safety first. Ich verliere Teile meines Frühstücks an das Meer und
Travelex seine Sonnenbrillen, die Verbindungsleinen an den Bodyboards reißen
schon nach ein paar Minuten im gierigen Sog der Brandung. Beschaulichere Stunden
verleben wir später im Promised Land, wo sich
ein kühler Bach träge durch ein einsames Waldgebiet schlängelt. Auf
sonnenbeschienenen Felsen lassen wir uns trocknen und Bob erzählt. Einst verheiratet
mit einer Aborigine und Vater von vier Kindern, Suchttherapeut und Fan von Sai Baba, einem indischen Guru, das ist genug Nährboden für ein paar gute Geschichten. Nach Burritos mit Langzeitbohnen fahren Travelex und ich weiter nach
Dorrigo. Wir verlassen die Küste und biegen ab ins Landesinnere. Vorbei an Coin operated Dogwash-Automaten und Australian owned Tankstellen verlassen
wir städtisches Gebiet. Fast alle Häuser, egal, ob in der Stadt oder außerhalb,
sind sich in ihrer uninspirierten Leichtbauweise sehr ähnlich. Nicht
unterkellert, ein paar von ihnen teilweise auf Stelzen, um etwaiges Gefälle
auszugleichen. Die Fassade besteht durchwegs aus horizontal angebrachten Dachlatten.
In einem kleinen Campingplatz beim adretten Wasserfall checken wir ein und schwimmen noch
im modrig riechenden Pool, bevor die Sonne untergeht. Zwanzig bis dreißig Meter hohe, senkrecht
abfallende Felswände begrenzen das Becken, hinter dem prasselnd herabstürzenden
Wasserfall verbirgt sich eine Nische mit Sitzgelegenheit hinter dem breiten Wasservorhang.
Vom Zeltplatz genießen wir eine schöne Aussicht wie daheim in der Steiermark. Ein
hundertjähriger Waldschrat mit weißem langem Bart parkt sich mit dem Pickup ein und
kassiert die Stellgebühr. „Wed Pewua?“, fragt er mich. Ich kombiniere die plausibelste Übersetzung, ob ich Strom auch
beziehen werde. Dann noch ein joviales „Jehedeswem, meit?“ Nach rasantem
Hochfahren meiner Hirnrechenleistung kann ich ihm immerhin ein eloquentes „Yes“
entgegnen, jaja, ich war gerade schwimmen. Mit Oxford English hat das hier nicht mehr viel zu tun. Unser Zelt
stellen wir diesmal ohne Überplane auf, es ist wolkenlos und die
Regenwahrscheinlichkeit liegt bei zehn Prozent. Dann teilen wir Bier und Käse mit
der Münchner Nachbarfamilie, ehe wir uns mühsam ein Lagerfeuer aus feuchten
Brettern bereiten. Die brennen dann auch stundenlang, nachdem sie sich erst
einmal anständig ausgeraucht haben. Kalt wird´s, wir sind in den Bergen.
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