Freitag, 24. Februar 2017



24.2., Valla, Bellingen, Dorrigo
Ein Müslifrühstück mit saftigen Mangos aus Bobs Garten, dann lassen wir die Nussfarm hinter uns. Bob findet noch eine dünne Matratze für mich, bevor er sich sein Bodyboard schnappt und mit uns surfen geht. Trotz seiner siebenundsechzig Jahre macht er im Wasser noch immer eine schnittige Figur, während wir uns mit offenen Mündern von furchteinflößenden Wellen herumschleudern lassen, die sich unaufhaltsam und gnadenlos über uns ergießen. Ich schramme talentbefreit den schmalen Grat zwischen totaler und unkontrollierbarer Einschlotzung mit Waschmaschinenfeeling und wackelig hoffnungsfrohem Wellenreiten im Ansatz entlang,  Travelex stellt sich wenigstens nicht ganz so behindert an und rettet unsere Ehre. Ich verstehe den behelmten Surfer ein paar Meter weiter nur zu gut, Safety first. Ich verliere Teile meines Frühstücks an das Meer und Travelex seine Sonnenbrillen, die Verbindungsleinen an den Bodyboards reißen schon nach ein paar Minuten im gierigen Sog der Brandung. Beschaulichere Stunden verleben wir später im Promised Land, wo sich ein kühler Bach träge durch ein einsames Waldgebiet schlängelt. Auf sonnenbeschienenen Felsen lassen wir uns trocknen und Bob erzählt. Einst verheiratet mit einer Aborigine und Vater von vier Kindern, Suchttherapeut und Fan von Sai Baba, einem indischen Guru, das ist genug Nährboden für ein paar gute Geschichten. Nach Burritos mit Langzeitbohnen fahren Travelex und ich weiter nach Dorrigo. Wir verlassen die Küste und biegen ab ins Landesinnere. Vorbei an Coin operated Dogwash-Automaten und Australian owned Tankstellen verlassen wir städtisches Gebiet. Fast alle Häuser, egal, ob in der Stadt oder außerhalb, sind sich in ihrer uninspirierten Leichtbauweise sehr ähnlich. Nicht unterkellert, ein paar von ihnen teilweise auf Stelzen, um etwaiges Gefälle auszugleichen. Die Fassade besteht durchwegs aus horizontal angebrachten Dachlatten. In einem kleinen Campingplatz beim adretten Wasserfall checken wir ein und schwimmen noch im modrig riechenden Pool, bevor die Sonne untergeht.  Zwanzig bis dreißig Meter hohe, senkrecht abfallende Felswände begrenzen das Becken, hinter dem prasselnd herabstürzenden Wasserfall verbirgt sich eine Nische mit Sitzgelegenheit hinter dem breiten Wasservorhang. Vom Zeltplatz genießen wir eine schöne Aussicht wie daheim in der Steiermark. Ein hundertjähriger Waldschrat mit weißem langem Bart parkt sich mit dem Pickup ein und kassiert die Stellgebühr. „Wed Pewua?“, fragt er mich. Ich kombiniere die plausibelste Übersetzung, ob ich Strom auch beziehen werde. Dann noch ein joviales „Jehedeswem, meit?“ Nach rasantem Hochfahren meiner Hirnrechenleistung kann ich ihm immerhin ein eloquentes „Yes“ entgegnen, jaja, ich war gerade schwimmen. Mit Oxford English hat das hier nicht mehr viel zu tun. Unser Zelt stellen wir diesmal ohne Überplane auf, es ist wolkenlos und die Regenwahrscheinlichkeit liegt bei zehn Prozent. Dann teilen wir Bier und Käse mit der Münchner Nachbarfamilie, ehe wir uns mühsam ein Lagerfeuer aus feuchten Brettern bereiten. Die brennen dann auch stundenlang, nachdem sie sich erst einmal anständig ausgeraucht haben. Kalt wird´s, wir sind in den Bergen.
 

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