12.2., Nemberala
Hunderte
halbe Mördermuscheln sind am langgezogenen Felsplateu oberhalb des Sandstrandes
aufgereiht, als Regenwasserauffangbehältnisse für das herumstreunende Nutzvieh.
Deren Fassungsvermögen reicht von der Menge, die in zwei Handflächen Platz
findet bis zu der Füllmenge kleiner Waschbecken. Am Riff zweihundert Meter vor
dem Strand brechen sich die Wellen und bei Ebbe zieht sich das Wasser bis fast
dorthin zurück. Der Strand mit seinem weißen Sand ist dann fast flächendeckend
mit glattem Seegras übersät. Auf Pritschen liegt gekräuselter Seetang zum
Trocknen, der auf langen Seilen im seichten, durch das Riff geschützten
Meerwasser angebaut wird, den verkaufen die Insulaner an Kosmetik erzeugende
und pharmazeutische Betriebe. Herrlichstes Wetter schon wieder, endlich. Ein
Einheimischer verschafft mir freundlicherweise einen groben Überblick über die hiesigen
Sehenswürdigkeiten. Ich kenne ihn schon von einem Youtube-Werbevideo über Rote,
das ich mir gestern noch angesehen habe, so klein ist die Welt zumindest hier. Die
Insulaner sprechen nicht nur, aber auch
hier von sich in der dritten Person, so auch Mus. Ob er seinen Namen genau so
schreibt, weiß ich natürlich nicht, aber so hat er sich jedenfalls bei mir
vorgestellt. Ich cruise die Küste entlang nach Süden. Menschenleere, versteckte
Strände und Lagunen, Mangrovenbäume in rötlichem Sumpf. Am Ende einer sandigen Landzunge,
die in ruhiges türkises Wasser hineinragt, ein Dorf. Eigentlich nicht mehr als
sechs, sieben geduckte, runde Basthütten mit niedrigen Eingängen und den Matten
des Daches fast bis zum Boden reichend. Die Leute kommen aufgescheucht auf den
fußbreiten Sandpfad gelaufen, den ich als noch nie zuvor gesehener Botschafter
des guten Geschmacks herangegurkt komme. Dann wieder weitläufige grüne Wiesen.
Ohne Einschränkungen paradiesisch. Im Hinterland gar kein Müll, am Strand nur
vereinzelt angespülte Schlapfen und Flaschen. Schweinefamilien überall, sogar
am Strand, wo sie nach Krabben graben. Wasserbüffel bis zum Hals in ihren
schlammigen Löchern, Lontarpalmen rauschen in der Brise. Angeblich beruht das
Auskommen der Bevölkerung neben dem Handel mit Seegras auf ihnen. Den milchigen,
nahrhaften Saft kann man frisch oder vergoren trinken, die Blätter für Taschen,
Hüte etc. verwenden und aus dem Holz werden die Hütten gebaut. Die Einwohner
Lotes sind nach holländischer Gehirnwäsche noch immer gläubige Christen. Alle
paar hundert Meter immer drei große Kreuze, viele Kirchen. Rechtzeitig zum Sonnenuntergang
sitzen Matthias und ich wieder am Resortfelsen und beobachten die Fischer, wie
sie mit Harpunen in ihren kleinen Booten ausfahren oder mit Lampen die
Wasseroberfläche beleuchten und versuchen, Squids oder was auch immer mit
hinter sich hergezogenen Plastiktonnen zu fangen.
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