Donnerstag, 16. Februar 2017



12.2., Nemberala
Hunderte halbe Mördermuscheln sind am langgezogenen Felsplateu oberhalb des Sandstrandes aufgereiht, als Regenwasserauffangbehältnisse für das herumstreunende Nutzvieh. Deren Fassungsvermögen reicht von der Menge, die in zwei Handflächen Platz findet bis zu der Füllmenge kleiner Waschbecken. Am Riff zweihundert Meter vor dem Strand brechen sich die Wellen und bei Ebbe zieht sich das Wasser bis fast dorthin zurück. Der Strand mit seinem weißen Sand ist dann fast flächendeckend mit glattem Seegras übersät. Auf Pritschen liegt gekräuselter Seetang zum Trocknen, der auf langen Seilen im seichten, durch das Riff geschützten Meerwasser angebaut wird, den verkaufen die Insulaner an Kosmetik erzeugende und pharmazeutische Betriebe. Herrlichstes Wetter schon wieder, endlich. Ein Einheimischer verschafft mir freundlicherweise einen groben Überblick über die hiesigen Sehenswürdigkeiten. Ich kenne ihn schon von einem Youtube-Werbevideo über Rote, das ich mir gestern noch angesehen habe, so klein ist die Welt zumindest hier. Die Insulaner  sprechen nicht nur, aber auch hier von sich in der dritten Person, so auch Mus. Ob er seinen Namen genau so schreibt, weiß ich natürlich nicht, aber so hat er sich jedenfalls bei mir vorgestellt. Ich cruise die Küste entlang nach Süden. Menschenleere, versteckte Strände und Lagunen, Mangrovenbäume in rötlichem Sumpf. Am Ende einer sandigen Landzunge, die in ruhiges türkises Wasser hineinragt, ein Dorf. Eigentlich nicht mehr als sechs, sieben geduckte, runde Basthütten mit niedrigen Eingängen und den Matten des Daches fast bis zum Boden reichend. Die Leute kommen aufgescheucht auf den fußbreiten Sandpfad gelaufen, den ich als noch nie zuvor gesehener Botschafter des guten Geschmacks herangegurkt komme. Dann wieder weitläufige grüne Wiesen. Ohne Einschränkungen paradiesisch. Im Hinterland gar kein Müll, am Strand nur vereinzelt angespülte Schlapfen und Flaschen. Schweinefamilien überall, sogar am Strand, wo sie nach Krabben graben. Wasserbüffel bis zum Hals in ihren schlammigen Löchern, Lontarpalmen rauschen in der Brise. Angeblich beruht das Auskommen der Bevölkerung neben dem Handel mit Seegras auf ihnen. Den milchigen, nahrhaften Saft kann man frisch oder vergoren trinken, die Blätter für Taschen, Hüte etc. verwenden und aus dem Holz werden die Hütten gebaut. Die Einwohner Lotes sind nach holländischer Gehirnwäsche noch immer gläubige Christen. Alle paar hundert Meter immer drei große Kreuze, viele Kirchen. Rechtzeitig zum Sonnenuntergang sitzen Matthias und ich wieder am Resortfelsen und beobachten die Fischer, wie sie mit Harpunen in ihren kleinen Booten ausfahren oder mit Lampen die Wasseroberfläche beleuchten und versuchen, Squids oder was auch immer mit hinter sich hergezogenen Plastiktonnen zu fangen.

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