23.12., Von
Casablanca nach Oualidia
Ich
reduziere mein Gepäck für die nächsten drei Wochen um rekordverdächtige zwei
Drittel und lagere inzwischen den Rest im Hotel ein. Die drei Motorradkoffer
bieten nur überschaubare Platzresourcen und Ena ist nicht mit leeren Händen
gekommen. Ein Paar Stöckelschuhe kann ich ihr noch abtrotzen, immerhin. Jetzt
fehlt nur noch das Moped. Zuerst mit dem schrottreifen Taxi zum
Polizeihauptquartier des vierten Bezirks. Dort brauch ich nicht viel
herumfragen. Ja, ich bin ja der Volldebile, der sein Motorrad einfach so auf
einem öffentlichen Parkplatz abgestellt hat. Dann eine einstündige Diskussion.
Illegale Entwendung? Kein Recht dazu? Privateigentum? Eine reine
Sicherheitsmaßnahme, wie der Mädchenname meiner Mutter laute. Mit dem Taxi zur
Verwahrstelle irgendwo außerhalb. Die Simmeringer Haide auf afrikanisch. Die
Mopeds liegen teilweise auf Haufen herum, meine BMW steht gleich beim Büro-
Verschlag. Ja, ich bin der Patient, der sein Motorrad einfach so auf einem
öffentlichen Parkplatz abgestellt hat. Ich bezahle umgerechnet dreißig Euro und
denke mir, hoffentlich ist nichts hin. Beim Starten dann die Gewissheit: Es ist
was hin. Mein großes Vorhangschloss haben diese Verbrecher irgendwie
aufgezwickt, aber die Lenkersperre hat gehalten. Irgendein ehrloses Schwein
wollte das scheinbar nicht hinnehmen und hat beim Versuch, es doch noch zu
knacken, den Lenker verzogen und das Gas- Seil ausgerissen. Ich bin so wütend,
ich ringe verzweifelt um Fassung. Der zuständige Zampano, ein zurückgebliebenes
Walross mit Karl Dall- Visage, schaut blöd und sagt, das war schon. Sein
Scherge drückt auf allen verfügbaren Knöpfen meines Mopeds herum. Ich möchte
jetzt wirklich sehr gerne beide umbringen. Stattdessen verlange ich nach einem
Mechaniker, der nach einiger Zeit von einer Werkstatt in der Nähe auftaucht.
Der baut ein Trumm aus und dann ist er weg. Laaange ist er weg. Inzwischen
latschen alle möglichen Leute über das Werkzeug und die anderen zerlegten
Teile. Dann kommt der Zangler wieder und probiert was und dann ist er wieder
weg. Laaaange weg. Und dann zucke ich aus. Ich fühle mich wie Michael Douglas
in „Falling down“. Ich schreie wie ein Verrückter in der Gegend herum, gebe
allen Umstehenden Tiernamen und gebe ihnen eindeutig zu verstehen, das hier
gleich ein großes Unglück passieren wird. Sogar die Gefährtin ist entsetzt und
genau so angeflasht wie alle anderen. Diese Aasfresser haben mich vereint dazu
gebracht, meine Contenance zu verlieren. Große Augen schauen mich an. Dafür
geht´s jetzt schneller. Im Nu ist der Mechaniker da, fünf Minuten später ist
der Schaden provisorisch behoben. Das Gas geht halt beim Auslassen nicht mehr
automatisch auf Null zurück und die Gabel bleibt verbogen, aber ich bin
zumindest in der Lage, diesem Sodom zu entrinnen. Für die Reparatur muss ich jetzt
auch nichts mehr bezahlen, na das ist ja nett. Am Nachmittag verlassen wir endlich
die Stadt, lassen alle geplanten Stopps und Besichtigungen hinter uns und
erreichen ausgefroren die schon letzte Woche reservierte Unterkunft. Es ist
schon lange finster. Im Restaurant gibt´s Bier und das hört sich nach einer
sehr guten Idee an.
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