Dienstag, 24. Dezember 2013



23.12., Von Casablanca nach Oualidia

Ich reduziere mein Gepäck für die nächsten drei Wochen um rekordverdächtige zwei Drittel und lagere inzwischen den Rest im Hotel ein. Die drei Motorradkoffer bieten nur überschaubare Platzresourcen und Ena ist nicht mit leeren Händen gekommen. Ein Paar Stöckelschuhe kann ich ihr noch abtrotzen, immerhin. Jetzt fehlt nur noch das Moped. Zuerst mit dem schrottreifen Taxi zum Polizeihauptquartier des vierten Bezirks. Dort brauch ich nicht viel herumfragen. Ja, ich bin ja der Volldebile, der sein Motorrad einfach so auf einem öffentlichen Parkplatz abgestellt hat. Dann eine einstündige Diskussion. Illegale Entwendung? Kein Recht dazu? Privateigentum? Eine reine Sicherheitsmaßnahme, wie der Mädchenname meiner Mutter laute. Mit dem Taxi zur Verwahrstelle irgendwo außerhalb. Die Simmeringer Haide auf afrikanisch. Die Mopeds liegen teilweise auf Haufen herum, meine BMW steht gleich beim Büro- Verschlag. Ja, ich bin der Patient, der sein Motorrad einfach so auf einem öffentlichen Parkplatz abgestellt hat. Ich bezahle umgerechnet dreißig Euro und denke mir, hoffentlich ist nichts hin. Beim Starten dann die Gewissheit: Es ist was hin. Mein großes Vorhangschloss haben diese Verbrecher irgendwie aufgezwickt, aber die Lenkersperre hat gehalten. Irgendein ehrloses Schwein wollte das scheinbar nicht hinnehmen und hat beim Versuch, es doch noch zu knacken, den Lenker verzogen und das Gas- Seil ausgerissen. Ich bin so wütend, ich ringe verzweifelt um Fassung. Der zuständige Zampano, ein zurückgebliebenes Walross mit Karl Dall- Visage, schaut blöd und sagt, das war schon. Sein Scherge drückt auf allen verfügbaren Knöpfen meines Mopeds herum. Ich möchte jetzt wirklich sehr gerne beide umbringen. Stattdessen verlange ich nach einem Mechaniker, der nach einiger Zeit von einer Werkstatt in der Nähe auftaucht. Der baut ein Trumm aus und dann ist er weg. Laaange ist er weg. Inzwischen latschen alle möglichen Leute über das Werkzeug und die anderen zerlegten Teile. Dann kommt der Zangler wieder und probiert was und dann ist er wieder weg. Laaaange weg. Und dann zucke ich aus. Ich fühle mich wie Michael Douglas in „Falling down“. Ich schreie wie ein Verrückter in der Gegend herum, gebe allen Umstehenden Tiernamen und gebe ihnen eindeutig zu verstehen, das hier gleich ein großes Unglück passieren wird. Sogar die Gefährtin ist entsetzt und genau so angeflasht wie alle anderen. Diese Aasfresser haben mich vereint dazu gebracht, meine Contenance zu verlieren. Große Augen schauen mich an. Dafür geht´s jetzt schneller. Im Nu ist der Mechaniker da, fünf Minuten später ist der Schaden provisorisch behoben. Das Gas geht halt beim Auslassen nicht mehr automatisch auf Null zurück und die Gabel bleibt verbogen, aber ich bin zumindest in der Lage, diesem Sodom zu entrinnen. Für die Reparatur muss ich jetzt auch nichts mehr bezahlen, na das ist ja nett. Am Nachmittag verlassen wir endlich die Stadt, lassen alle geplanten Stopps und Besichtigungen hinter uns und erreichen ausgefroren die schon letzte Woche reservierte Unterkunft. Es ist schon lange finster. Im Restaurant gibt´s Bier und das hört sich nach einer sehr guten Idee an.

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