13.12., Von
Chefchaouen nach Fes
Um kurz nach
Acht bin ich schon abflugbereit beim Moped. Könnte ja sein, daß mein „Guard“
noch schläft, dann würde ich mich nämlich unauffällig über die Häuser hauen,
ohne ihm und seiner Partie das Schutzgeld für den ohnehin öffentlichen
Parkplatz zu bezahlen. Die zwei Euro pro Tag pecke ich ja eigentlich nur, damit
diese Unsymphatler mir nicht die Reifen aufstechen oder meinem Häusl sonstige
Gemeinheiten angedeihen lassen. Daß die mir noch ein Extra- Schloss drauf
hauen, nur zu meiner Sicherheit freilich, hätte ich mir aber eigentlich auch
denken können. Also schön brav den Schädl ausfindig machen, Kohle abdrücken und
Gas geben. Sicherheitshalber nehme ich auch nicht die eigentlich schönere Route
über Ketama. Dort soll´s Sodom und Gomorra spielen, wenn ich meinen beiden
Reiseführern und dem ADAC Glauben schenke. Örtliche Gangster- Homies haben´s
dort auf durchfahrende Touris abgesehen und kein Sheriff weit und breit.
Außerdem sollen in besagter Gegend nichtsahnende Passanten wiederholt zum
Drogenkauf gezwungen worden sein? Zugegeben, ich habe selten etwas Blöderes
gelesen. „Ich bin völlig unschuldig, Officer, ich musste dieses Kilo allerfeinstes
Dope um einen Nasenrammel kaufen, ansonsten hätte man mich ausgeraubt!“ Naja,
bei einigen Bullen wär´s vielleicht einen Versuch wert. Wie auch immer. Nach
drei Stunden oder so bin ich schon zehn Kilometer vor Fes, holt mich doch
tatsächlich ein ebenfalls mopettenmotorisierter Keiler ein und propagiert in
fließendem Deutsch seine supere Unterkunft. Den schüttle ich noch ab aber den
nächsten brauch ich dann ganz dringend. Mein Drecksgefährt braucht nämlich gar
keine Mafiaheinis, das wird regelmäßig auch ganz von alleine kaputt. Jetzt
bockt es beim Wegfahren und zwar ganz gewaltig, und das Geräusch dazu ist auch
nicht schön. Der Keiler ist mein Mann. Eine Minute vom Ort des Geschehens
gibt´s laut ihm einen begnadeten Zangler, da hätte mir quasi gar nix Besseres
passieren können. Um es kurz zu machen: Hinten wackelt alles herum, in der
Mitte, dort wo die Speichen zusammen laufen, ist irgendein Gußeisen?- Trumm
abgebrochen, was aber laut dem Spezialisten vollkommen egal ist. Hmmmm, ok?
Allerdings brauch ich einen neuen Antriebssatz, der in Ermangelung passender
Teile irgendwie „adjustiert“ wird. Die daheim werden schön schauen beim
nächsten Pickerl. Viele Stunden ziehen währenddessen ins Land, glücklicherweise
befindet sich direkt neben der Werkstatt ein sehr ansprechendes Hotel. Dort
checke ich gleich ein, während daneben das Moped zerlegt wird. Dann führt mich
mein Keiler noch zum Bankomaten, alle Beteiligten möchten ja schließlich
anständig entlohnt werden, gell? Eigentlich sollte ich mich jetzt ordentlich
ansaufen oder zumindest selbst erwürgen aber ich geh mal was essen. Ich logiere
zufällig genau dort, wo ich eigentlich hinwollte. Knapp außerhalb der Altstadt,
beim westlichen Haupttor. Nach ein paar Minuten bin ich schon am Markt, dort
setz ich mich zum Wirten. Bei näherem Hinsehen, natürlich erst nachdem ich
bestellt habe, muss ich feststellen, daß
mir wohl selten eine grindigere Bude als diese untergekommen ist. Das Herdgestell
ist zentimeterdick mit prähistorischem Grind verkrustet, überall liegen Essensreste
und sonstiger Dreck herum. Alles ist schmierig und fettig, eine räudige Katze
stierlt im gut gefüllten Mistkübel, der Wirt selbst schaut auch aus, als hätte
er im Stall übernachtet. Gegenüber sitzt eine dubiose Gestalt und streichelt
hingebungsvoll einen Hahn.
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