Freitag, 6. Dezember 2013



6.12., Tangier

„Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet. Allahu akbar!“ Fünfmal am Tag werde ich lautstark auf diese Tatsache hingewiesen, das erste Mal so um 5.30. Am „petit socco“, dem kleinen Platz in der Medina, schlürfe ich "Cafe au lait" und gebe mich dem Szenario hier hin. Leute schauen wird niemals fad. Dann verirre ich mich wieder. In diesem Fall gibt´s aber eh an jeder Ecke Kinder, die mich für ein paar Dirham wieder auf den rechten Weg führen. Egal dann, ob man sie mit einem oder hundert Dirham für ihre Dienste entlohnt,  sie werden einen immer voller Vorwurf anschauen. Das könne doch nicht ernst gemeint sein, sie mit diesen schäbigen Almosen so zu beleidigen. Jeder ein kleiner Schauspieler. Ein wichtiges Wort hab ich auch schon gelernt: „Emschi“, zisch ab. Die Keiler und „Guides“ sind  immer die selben und nachdem die wichtigsten Fragen des Tages geklärt sind- Ich kiffe noch immer nicht, kaufe keine Schlapfen oder sonstiges, war schon im Souk und in der Kasbah- bleibt man trotzdem stehen und plaudert ein bißchen, das ist nett. Zu Mittag esse ich eine Riesenportion Couscous aus einem Tonteller, das wird hier auch traditionell jeden Freitag nach dem gemeinschaftlichen Mittagsgebet in der Moschee gegessen. Meines kommt mit Lamm.- und Rindfleischbrocken, mit Gemüse, Rosinen und karamellisierten Zwiebeln, ein Schälchen Rindssuppe gibt´s noch dazu. Sensationell, echt wahr. Am Friedhof der „St. Andrews“-Kirche stehen Grabsteine ganz eng in Gruppen beieinander, komplette Flugzeugbesatzungen liegen hier, die im Zuge des 2. Weltkrieges abgeschossen wurden. Die meisten Burschen waren nicht älter als 20, 22 Jahre, Schande. Die Standler unten beim Hafen haben an die zehn verschiedene Dattelsorten im Angebot. Datteln sind unten im Süden auch das einzige, was noch wächst und bilden zusammen mit Milch oder Minztee die typische Mahlzeit der Wüstenheinis. Viele Datteln werden auch in Tonkrügen verwahrt und eingegraben. Die fermentieren dann, sind dunkel mit einer weissen, staubigen Schicht (Schimmel?) und riechen etwas streng. Meine sind recht bissfest und nicht zu süß, Glück gehabt. Der Rest des Tages ist der Planung gewidmet. Morgen zieh ich weiter und es steht viel an.

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