Dienstag, 17. Dezember 2013



15.12., Fez

Ich begebe mich auf Zeitreise und verlasse die Altstadt. Die Mission: Einen Printshop finden, drei Fotos ausdrucken lassen, dem Typen schicken, der mich vor ein paar Tagen oben am Berg lost in translation aufgegabelt und mir das nächste Dorf gezeigt hat. So viel Zeit muss sein. Immerhin wollte er als einer der wenigen hier keine Kohle von mir, war sehr sympathisch und hat mich nur gefragt, ob ich ihm nicht auch die Fotos schicken könnte, die ich von und mit ihm gemacht habe. Außerhalb der Stadtmauern ist alles anders, willkommen im 21. Jahrhundert. Es ist sauber. Breite, palmengesäumte Boulevards, moderne Geschäfte, Autos statt Esel und Handkarren. Menschen in normaler Kleidung, fast keine Zipfelmützenkuttenträger mehr. Gut 150.000 Leute leben in der Medina quasi in einem Paralleluniversum. Man stelle sich vor, bei uns im ersten Bezirk würden alle in der Mittelalter- Panier herumlaufen und an den Wänden würden Pferdeköpfe baumeln. Oder außerhalb Wiens würden Leute in Lederkleidung auf landwirtschaftlichen Maschinen zu Festen fahren, die in großen Zelten stattfinden. Wobei eigentlich letzteres…? Mmmhhh. Auf jeden Fall. Das mit den Fotos haut hin und ein freundlicher Mitarbeiter überträgt mir die arabischen Adress- Hieroglyphen auch noch auf ein Kuvert. Die Post hat heute zu, aber die erste Phase ist abgeschlossen. Alk gibt´s auch in der neuen Welt. Ich erstehe eine ganz kleine Flasche Pennerglück, für medizinische Zwecke. „Blended spirits“steht drauf, Inhaltsstoffe: Wasser, Alkohol, künstliches Aroma. Schmeckt wie vergorene Kamel-Lulle, da kann ich ja gleich mein Desinfektionsmittel saufen. Kein Wunder also, daß hier alle abstinent sind. Am Abend wohne ich einer marokkanischen Jam- Session bei und delektiere mich dabei an einer vorzüglichen Quiche mit Ziegenkäse. Die Bude hat drei logenartige Stockwerke und ist bummvoll mit Einheimischen und Ausländern und die Combo gibt alles. Drei, vier trommeln entfesselt und nach eigenem Ermessen, ein paar singen dazu, ebenfalls eher freestyle. Takatakatammtammtakatakatammtamm, jahaallahjahallasalamsalam. Oder so ähnlich, auf alle Fälle kommen überdurchschnittlich viele A´s vor.. Am Weg heim geb ich einem Standler 10 Dirham, ich möchte Granatäpfel dafür. Füllt der mir doch glatt zehn Stück ins Sackerl, cool.

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