15.12., Fez
Ich begebe
mich auf Zeitreise und verlasse die Altstadt. Die Mission: Einen Printshop
finden, drei Fotos ausdrucken lassen, dem Typen schicken, der mich vor ein paar
Tagen oben am Berg lost in translation aufgegabelt und mir das nächste Dorf
gezeigt hat. So viel Zeit muss sein. Immerhin wollte er als einer der wenigen
hier keine Kohle von mir, war sehr sympathisch und hat mich nur gefragt, ob ich
ihm nicht auch die Fotos schicken könnte, die ich von und mit ihm gemacht habe.
Außerhalb der Stadtmauern ist alles anders, willkommen im 21. Jahrhundert. Es
ist sauber. Breite, palmengesäumte Boulevards, moderne Geschäfte, Autos statt
Esel und Handkarren. Menschen in normaler Kleidung, fast keine Zipfelmützenkuttenträger
mehr. Gut 150.000 Leute leben in der Medina quasi in einem Paralleluniversum.
Man stelle sich vor, bei uns im ersten Bezirk würden alle in der Mittelalter-
Panier herumlaufen und an den Wänden würden Pferdeköpfe baumeln. Oder außerhalb
Wiens würden Leute in Lederkleidung auf landwirtschaftlichen Maschinen zu
Festen fahren, die in großen Zelten stattfinden. Wobei eigentlich letzteres…? Mmmhhh.
Auf jeden Fall. Das mit den Fotos haut hin und ein freundlicher Mitarbeiter
überträgt mir die arabischen Adress- Hieroglyphen auch noch auf ein Kuvert. Die
Post hat heute zu, aber die erste Phase ist abgeschlossen. Alk gibt´s auch in
der neuen Welt. Ich erstehe eine ganz kleine Flasche Pennerglück, für
medizinische Zwecke. „Blended spirits“steht drauf, Inhaltsstoffe: Wasser,
Alkohol, künstliches Aroma. Schmeckt wie vergorene Kamel-Lulle, da kann ich ja
gleich mein Desinfektionsmittel saufen. Kein Wunder also, daß hier alle
abstinent sind. Am Abend wohne ich einer marokkanischen Jam- Session bei und
delektiere mich dabei an einer vorzüglichen Quiche mit Ziegenkäse. Die Bude hat
drei logenartige Stockwerke und ist bummvoll mit Einheimischen und Ausländern
und die Combo gibt alles. Drei, vier trommeln entfesselt und nach eigenem
Ermessen, ein paar singen dazu, ebenfalls eher freestyle.
Takatakatammtammtakatakatammtamm, jahaallahjahallasalamsalam. Oder so ähnlich,
auf alle Fälle kommen überdurchschnittlich viele A´s vor.. Am Weg heim geb ich
einem Standler 10 Dirham, ich möchte Granatäpfel dafür. Füllt der mir doch glatt
zehn Stück ins Sackerl, cool.
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