Donnerstag, 5. Dezember 2013



4.12., Von Granada nach Tangier
Heute will ich endlich nach Afrika. Nach mehr als zwei Wochen Anreise wird´s auch Zeit. Am Nachmittag steh ich am südlichsten Zipfel Spaniens, in Tarifa, siebzehn Kilometer südlich zeichnet sich schon die andere Küste ab. Vorher aber noch Nudeln mit Muscheln, und zwar die besten meines jungen Lebens. Eine supermoderne Fähre setzt mich über, um den Einreisestempel muß man sich schon an Bord selber kümmern, dann kommt der spannende Teil. Ich habe keine Kfz- Versicherung für Marokko, ich hab sogar die grüne Versicherungskarte von daheim vergessen/verloren. Scheinbar gibt´s für solche Fälle eigene Agenturen, die einen für die Zeit des Aufenthaltes versichern, die kolportierten Kosten sind furchterregend. Die Spanier meinten, das müsse ich in Afrika, an der Grenze erledigen. Die nichtmarokkanischen Fahrzeuge werden jedenfalls ausgesondert, irgendein linker Agent mit einem umgehängten Karterl nimmt sich meiner an und wir füllen irgendwelche französisch- arabischen Formulare aus. Ein gesackelter Kieberer/Zöllner stempelt meinen Pass noch einmal ab und erklärt mir eindringlich, ich dürfe niemandem Geld geben, die Zollformalitäten seien nicht gebührenpflichtig. Natürlich haut mich der linke Agent um Bakschisch an. „This is afrika, my friend. I help you and you help me. „ Natürlich würde ich ihm was geben, ich will ja hier vor Mitternacht noch raus. Aber ich spüre das wachsame Auge des wahrscheinlich einzigen nicht korrupten Beamten Afrikas im Nacken und verweigere den Obolus. Waaaaas? Ob ich mir da ganz sicher bin, daß ich nichts rausrücken möchte? Nicht einmal zwei Euro??? Na super, warum immer ich? Schön langsam leert sich der Parkplatz und wer ist immer noch da? Genau. Aber Allah ist groß und irgendwann darf auch ich mich schleichen. Und das Schönste ist: Keiner hat mich nach irgendeiner Versicherung gefragt. Jetzt muß ich nur noch hoffen, die nächsten Wochen von Polizeikontrollen und dergleichen verschont zu bleiben, sonst hab ich höchstwahrscheinlich die Mega- Gurke. Ich verlasse also das Hafengelände und suche mir ein Zimmer. Unmittelbar an den Hafen grenzt die Medina Tangiers, die von einer Mauer umgebene Altstadt. Da will ich hin. Kaum fahre ich durch eines der Tore, geht das Theater los. Kinder und auch Erwachsene laufen mir nach, schreien, gestikulieren, grüßen auf deutsch, englisch, französisch, arabisch, suaheli. Meine bewährte Taktik in diesem Fall: Alle ignorieren und einfach mal Stoff geben. Die Gassen sind aber extrem eng und außer mir gurkt hier auch niemand herum. Nach drei Ecken steh ich bei einer Stiege an, Game over, der Mob umzingelt mich. Nach  zehn Sekunden hab ich einen aufgeregten Knirps am Sozius sitzen, der zeigt mir den natürlich illegalen Weg, wir schlängeln uns durch die Menge, der Zwerg schreit, alle sollen sich zur Seite schleichen, ein großer Auftritt. Zeug ausladen, einchecken, weiter geht´s mit dem Knirps zum (hoffentlich) bewachten Parkplatz, zu Fuß zurück zur Absteige, zwei Juros für meinen neuen besten Haberer und Afrika hat mich erfolgreich eingeschlotzt.

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