4.12., Von
Granada nach Tangier
Heute will
ich endlich nach Afrika. Nach mehr als zwei Wochen Anreise wird´s auch Zeit. Am Nachmittag steh ich am südlichsten Zipfel Spaniens, in
Tarifa, siebzehn Kilometer südlich zeichnet sich schon die andere Küste ab.
Vorher aber noch Nudeln mit Muscheln, und zwar die besten meines jungen Lebens. Eine
supermoderne Fähre setzt mich über, um den Einreisestempel muß man sich schon
an Bord selber kümmern, dann kommt der spannende Teil. Ich habe keine Kfz-
Versicherung für Marokko, ich hab sogar die grüne Versicherungskarte von daheim
vergessen/verloren. Scheinbar gibt´s für solche Fälle eigene Agenturen, die
einen für die Zeit des Aufenthaltes versichern, die kolportierten Kosten sind
furchterregend. Die Spanier meinten, das müsse ich in Afrika, an der Grenze
erledigen. Die nichtmarokkanischen Fahrzeuge werden jedenfalls ausgesondert,
irgendein linker Agent mit einem umgehängten Karterl nimmt sich meiner an und
wir füllen irgendwelche französisch- arabischen Formulare aus. Ein gesackelter
Kieberer/Zöllner stempelt meinen Pass noch einmal ab und erklärt mir
eindringlich, ich dürfe niemandem Geld geben, die Zollformalitäten seien nicht
gebührenpflichtig. Natürlich haut mich der linke Agent um Bakschisch an. „This
is afrika, my friend. I help you and you help me. „ Natürlich würde ich ihm was
geben, ich will ja hier vor Mitternacht noch raus. Aber ich spüre das wachsame
Auge des wahrscheinlich einzigen nicht korrupten Beamten Afrikas im Nacken
und verweigere den Obolus. Waaaaas? Ob ich mir da ganz sicher bin, daß ich
nichts rausrücken möchte? Nicht einmal zwei Euro??? Na super, warum immer ich?
Schön langsam leert sich der Parkplatz und wer ist immer noch da? Genau. Aber
Allah ist groß und irgendwann darf auch ich mich schleichen. Und das Schönste
ist: Keiner hat mich nach irgendeiner Versicherung gefragt. Jetzt muß ich nur
noch hoffen, die nächsten Wochen von Polizeikontrollen und dergleichen
verschont zu bleiben, sonst hab ich höchstwahrscheinlich die Mega- Gurke. Ich verlasse also das
Hafengelände und suche mir ein Zimmer. Unmittelbar an den Hafen grenzt die
Medina Tangiers, die von einer Mauer umgebene Altstadt. Da will ich hin. Kaum
fahre ich durch eines der Tore, geht das Theater los. Kinder und auch
Erwachsene laufen mir nach, schreien, gestikulieren, grüßen auf deutsch,
englisch, französisch, arabisch, suaheli. Meine bewährte Taktik in diesem Fall: Alle
ignorieren und einfach mal Stoff geben. Die Gassen sind aber extrem eng und außer
mir gurkt hier auch niemand herum. Nach drei Ecken steh ich bei einer Stiege
an, Game over, der Mob umzingelt mich. Nach
zehn Sekunden hab ich einen aufgeregten Knirps am Sozius sitzen, der
zeigt mir den natürlich illegalen Weg, wir schlängeln uns durch die Menge, der
Zwerg schreit, alle sollen sich zur Seite schleichen, ein großer Auftritt. Zeug
ausladen, einchecken, weiter geht´s mit dem Knirps zum (hoffentlich) bewachten
Parkplatz, zu Fuß zurück zur Absteige, zwei Juros für meinen neuen besten
Haberer und Afrika hat mich erfolgreich eingeschlotzt.
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