Sonntag, 17. Februar 2019

15.2., von Minca nach Palomino

An jeder Kreuzung Santa Martas bemühen sich mindestens fünf Leute darum, den Wartenden auf welche Art und Weise auch immer ein paar Pesos abzunehmen. Auch unseren Bus entert ein Entertainer -ich weise hiermit für alle Schnarchnasen auf das großartige Wortspiel hin- und verfasst im Stegreifsprechgesang passende Reime für jeden Fahrgast, wofür er auch angemessen entlohnt wird. Die übliche Vorgehensweise beim Anschnorren funktioniert in Kolumbien übrigens mit Hilfe von Zuckerln oder Lollies. Die hält einem der Schnorrer hin und möchte dafür etwas Kleingeld. 
Je höher wir nach Norden fahren, desto mehr Soldaten und Wayuu sieht man. Die ersteren haben in der Nähe eine Basis, die anderen leben schon seit Jahrhunderten autonom in kleinen Bergdörfern ringsum. Sie sind immer in weißes Leinen gewandet und tauschen hier oft Fische gegen von ihnen angebautes Obst und Gemüse, wie uns Alfonso erzählen wird. Er ist unser sympathischer Quartiergeber für die nächsten zwei Tage, sieht aus wie John Malkovich und spricht leidlich englisch. Palomino selbst ist ein Saukaff mit viertausend Einwohnern. Bis auf die Hauptstraße ist nichts asphaltiert und entsprechend staubig präsentiert es sich. Kaputte Autos und Unrat in den absurd unebenen Gassen. Einen der schönsten Strände Kolumbiens soll es hier allerdings geben und deswegen sind wir auch da. Ein einziger Weg führt zur Küste, da folgt ein Restaurant, Tourveranstalter oder Schmuckverkäufer dem nächsten und Berge von stinkenden Müllsäcken türmen sich. Normalerweise würde laut Alfonso die Müllabfuhr zweimal die Woche kommen, aber momentan gäbe es Probleme mit der Deponie, was auch immer das heißen soll. Eher grauslich also, aber so richtig enttäuschend ist der hoch gepriesene Strand. Der zieht sich nämlich fad und schnurgerade über ein paar Kilometer. Haufen von riesigen Reifen fungieren als Wellenbrecher, der Sand ist teilweise schwarz und das Ärgste: Das Hinterland ist über die gesamte Länge mit Stacheldraht eingezäunt und somit vollständig vom Sandstreifen des Strandes getrennt. Das bedeutet, dass es kein Fleckchen Schatten und keinen einzigen verfügbaren Baum für die Hängematten gibt, ein schlechter Scherz. Noch dazu sind alle paar Meter rote Flaggen auf Dauer montiert. Die sollten eigentlich nur im Anlassfall vor gefährlichen Brandungsrückströmungen warnen und sind als Dauerinstallation  so aussagekräftig wie rosa Luftballons. Der Gast kann sich also zwischen Hautkrebs und Ertrinkungstod entscheiden am vielleicht schönsten Strand Kolumbiens in Palmino, was für ein skandalöser Bullshit.
Oben an der Hauptstraße wummert ohrenbetäubende Musik aus den Bars und Billardsalons und die Einheimischen hacken sich pünktlich zum Beginn des Wochenendes um.

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