Samstag, 2. Februar 2019

31.1., 1.2., Salento

Über gestern gibt´s nichts Spektakuläres zu berichten, wir haben uns einen Tag Auszeit vom Urlaub genehmigt. Das bedeutet aber nicht, daß wir uns kurzfristig als Kokabauern oder Kaffeepflücker verdingt hätten, sondern vielmehr, daß wir rein gar nichts gemacht haben, wofür wir ja gar nicht hätten wegfahren müssen, gell?
Heute sind wir freilich wieder voll im Geschäft und verrenken uns die Hälse im Valle de Cocora, um die höchsten Wachspalmen der Welt zu bestaunen. Ein offener Jeep setzt uns ein paar Kilometer außerhalb von Salento ab - ich korrigiere hiermit den Namen der vormals fälschlich als Solento bezeichneten Stadt, nachdem mich wütende Leserproteste nicht ausgelasteter, notorischer Nörgler erreicht haben - und gleich zu Beginn der Wanderung machen wir Halt bei einer Forellenzucht. Plastikeulen zur Abschreckung unbekannter Fressfeinde hocken über den betonierten Becken, auf den Bäumen ringsum warten Geier auf Abfälle oder die Möglichkeit zur Gratisentnahme von einem der tausenden Fische. Dann marschieren wir ein paar Stunden durch das stetig ansteigende Gelände, immer wieder einen Fluß mithilfe wackeliger Hängebrücken oder zusammengebundener Holzstämme querend, bis wir ein kleines Hummingbird Sanctuary erreichen. Dort brummen zahlreiche Kolibris durchs Geäst und tun sich unbeeindruckt an bereitgestelltem Zuckerwasser gütlich, während sie von uns fotografiert werden. Im Eintrittspreis von knapp zwei Euro ist ein Häferl Kaukau enthalten, der seltsamerweise mit einem Stück in ihm schwimmenden Käse serviert wird. Als kleinen Snack zwischendurch gönnen wir uns noch gebackene Kolibris, bevor wir weiterziehen. Schön dekoriert mit bunten Federn sind die Teller ja, aber richtig viel dran ist nicht an so einem kleinen Vogel.
Am Nachmittag, nach einem Marsch durch Grasland und dichten Nebelwald, erreichen wir endlich das Tal mit den Wachspalmen, fünfzig Meter hoch und bis vor wenigen Jahren noch beinhart gefällt, um das Wachs von ihrer Rinde zu ernten, aus dem wiederum Kerzen gemacht wurden, ehe das touristische Potential dieser etwas lächerlich wirkenden Bäume erkannt wurde. Louis, der wieder mit von der Partie ist, lässt seine Drohne steigen und macht coole Videos, ehe er das Ding wegen der Möglichkeit der Gefährdung oder Verärgerung etwaig vorbeifliegender Kondore wieder verstauen muss, wir haben den Aufpasser nicht wirklich verstanden. Leider lässt sich keiner dieser riesigen Vögel blicken, viele gibt´s auch nicht mehr. Zurück in Salento spielen wir am Abend ein paar Runden Tejo im gut besuchten Sportkeller mit sieben Bahnen. Mit einem muffinförmigen Eisengewicht schießt man dabei auf eine rund zehn Meter entfernte, schräge Lehmwand, in deren mittigem Eisenring sich kleine mit Schwarzpulver gefüllte Briefchen befinden. Die zu vergebende
Punkteanzahl ergibt sich durch eine Kombination aus gewerteter Treffsicherheit und womöglich erfolgten Explosionen, die mitunter recht heftig ausfallen können. Dann schreckt man sich und beißende Nebelschwaden ziehen durch den Keller. Und ja, das mit den Kolibris essen war ein Scherz.

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