Freitag, 28. Januar 2022

 28.1., Ciudad del Este

Über die Puente de la Amistad, die Brücke der Freundschaft, ist Foz do Iguazu mit der Stadt Ciudad del Este in Paraguay verbunden, die schaue ich mir heute an. Natürlich staut es sich an der Grenze gewaltig. Die Fahrer in ihren alten, oft sehr lässigen Trucks schlürfen entspannt ihren blubbernden Mate und geben keinen Zentimeter nach. Ich selbst nehme an einer besseren Heizdeckenfahrt zu den billigen Einkaufszentren direkt hinter der Grenze teil, die auf Wunsch mit einer Stadtbesichtigung kombiniert werden kann. Tatsächlich wäre das einzige, das ich gerade gut gebrauchen könnte, eine Heizdecke. Die Klimaanlage läuft schon wieder auf Anschlag. Wie ein seltenes Tier werde ich auf einem Parkplatz an einen anderen Fahrer übergeben, este amigo só fala inglês, haha, der andere gibt sich erstaunt und fast bestürzt. Mit El Silbo, der spanischen Pfeifsprache, hätte er wohl mehr anfangen können. 

Ciudad del Este, immerhin die zweitgrößte Stadt Paraguays mit rund 300.000 Bewohnern, wurde erst 1957 gegründet, mit Ausgrabungen ist nicht zu rechnen. Zu sehen gibt es neben vielen armen Menschen zum Beispiel das Estadio Antonio Aranda, wobei die österreichische Baupolizei dieses fünfzigjährige Stadion wohl nicht einmal für ein Geisterspiel freigeben würde. Des weiteren die einzige Moschee des Landes, weil hier viele Moslems aus dem Libanon leben, und die Saltos del Monday, schon wieder grandiose Wasserfälle etwas außerhalb. Ein Freiluft- Gottesdienst wird gerade vor dieser herrlichen Kulisse abgehalten, da kann die Moschee nicht mithalten. Diese Wertung bezieht sich nicht auf die angebeteten Götter, ich möchte keine Fatwa riskieren. Am Parkplatz steht derweilen das Auto mit laufendem Motor, so wie den restlichen Tag hindurch. 

Zu einer Weinverkostung wird ebenfalls geladen. Schon am gekonnten Gurgeln des Rebensaftes erkennen die andern Amateure mein Fachwissen. Die Expertise im Detail: Textur und Farbe sind in der Ordnung, artgerechter Anbau, transatlantische Hanglage. Für weitere Erkenntnisse reicht das ausgegebene Schlückchen nicht. Dazu wird Aufschnitt gereicht, wahrscheinlich Ozelot- oder Nasenbärenwurst, im Abgang etwas nussig und zartbitter.

Abends erhöhe ich beim Eckwirten auf ein Prato Executivo, bestehend aus Reis, schwarzem Bohnengatsch, gekochten Erdäpfeln, zwei Eiern, einem Stück Schwein und roten Rüben, dazu ein großes Bier. Das Litergebinde wird im Plastikkühlgehäuse serviert, ich kann mir in Ruhe die erste Halbzeit vom Kick Kolumbien gegen Peru dazu anschauen. Ziemlich peinlich, was die verhinderten Laienschauspieler da abziehen, vom inbrünstigen Mitheulen der Hymnen bis zum empörten Sterben des Heldentodes beim kleinsten Scheiß. Das beeindruckt wohl den Schiri und das Publikum, aber mit Nahaufnahme und Zeitlupe ist das Getue einfach nur lächerlich. Wo, außer vielleicht beim Wrestling, wird mehr reingefetzt als beim Fußball. 


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