Dienstag, 18. Januar 2022

 16.1., Ilha Grande

Mit dem Bus nach Angra dos Reis und von dort mit dem Schnellboot noch ein knappes Stündchen rüber auf die große Insel. Die Geldwechsler haben sonntags geschlossen und kein Bankomat gibt etwas auf die Karte der heimatlichen Bank 99, also fast ohne Devisen für eine Woche auf die Ilha Grande. Keine Straßen, keine Autos, nur eine Siedlung mit zwei Piers. Der Rest des 30x10km-Eilands ist unberührter Dschungel und verwaiste Strände, so die Mär. 

Natürlich kennt keiner mein gebuchtes Rainforest House, aber ein halbseidener Typ hat Mitleid. Er telefoniert und bringt mich dann zu einer Strandbar, wo ich bei gechillter Livemusik und einem Bier der Marke Eisenbahn warte, bis mich ein halbnackter beschlapfter Insulaner zum Quartier bringt. Als ob er etwas gestohlen hätte, hirscht er zwanzig Minuten einen engen Pfad steil bergauf durch den matschigen Wald, ich mit dem Rucksack im streng riechenden Windschatten, bis ich mit pumpendem Schädel und waschelnass die gänzlich abgeschiedene Hütte erreiche. Wow. Nichts als Botanik und der Blick aufs Meer unter mir. 

Ein junges Pärchen aus Rio de Janeiro kümmert sich um die zwei vermietbaren Zimmer, das Haus gehört dem Onkel, sie spricht akzeptables Englisch. Mein Domizil liegt über der Küche und ist der Hammer. Eine Matratze mit Moskitonetz, eine bequeme Hängematte, mehr offene Fenster als Holzwände. Rundum Bananensträucher, Farne, Limetten- und andere Obstbäume. Alles blüht in Rot und Gelb, Schmetterlinge flattern in der Brise, Dschungelsound in Stereo. Absolut paradiesisch. 

Das Wasser aus der Leitung könne ich ruhig trinken, es sei köstlich, meint Natalia. Sicher ist es das im Vergleich zu ihrer städtischen Brühe, aber was sich so an unsichtbarem Leben im Wasser tummelt, möchte ich lieber nicht wissen. Einen Liter auf ex und das Beste hoffen, die Entkeimungstabletten würden eine Wartezeit von einer Stunde bedeuten. 

Später latsche ich wieder runter ins Dorf, scheuche eine schöne Echse auf und esse etwas an der Straße unter der Beobachtung von zwei kleinen Kapuzineraffen, die auf einer Stromleitung hocken. Als es zu regnen beginnt, klettere ich wieder hoch, hau mich ins Moskitonetz und freue mich.


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