15.1., Mambucaba
Samstags in Mambucaba. Aus einer der zahllosen Kirchen, die oft nicht mehr als große Säle sind, ertönt lautsprecherverstärkt der Pastor. Wie ein Gemüsehobelverkäufer im Einkaufszentrum preist er enthusiastisch die Vorzüge seines Gottes an, plärrt immer und immer wieder den gleichen Senf ins Mikro. Die Glaubensgemeinschaft bejaht lautstark. Viel Andrang auch vor der Lotterieannahmestelle, der zweiten Zentrale der Hoffnung.
In Zeitlupe begebe ich mich auf die Suche nach einem Hut und einem Adapter, zwei Dingen, von denen ich wieder einmal nicht für möglich gehalten hätte, daß ich sie in der Fremde gut werde brauchen können. Pferdewagen, Pickups mit übersteuerten Ansagen, Laster mit Limetten auf den Straßen. Hausierer mit Energiesparlampen ziehen durch die Gassen. Noch mehr Beschaulichkeit in den verlotterten Wohnstraßen, in denen Kinder spielen oder Frauen neue Zöpfchen geflochten bekommen. Keine besonderen Aktivitäten zu erkennen in der Kaserne des 33. Battalions der Militärpolizei, die das Kraftwerk vor Terroristen, Aktivisten und Erdrutschen sichern soll.
Abends gehe ich auf den Rummel. Eine Dauerinstallation im Zentrum der Stadt, aber erst heute richtig gut besucht. Archaisches Equipment aus den 60ern, wenn ich schätzen müsste, und der eigentliche Thrill besteht für unabhängige Beobachter wohl darin, nicht aufgrund eines technischen Gebrechens ums Leben zu kommen. Es quietscht und ächzt und kracht und die Kinder und Jugendlichen schreien wie am Spieß in den vollvergitterten Teufelsmaschinen. Ein Hauch von Speibe liegt über dem Areal. Einen Hot Dog kaufe ich mir, "One, please!", platziere ich meine Order mit erhobenem Zeigefinger. Nix, totales Unverständnis. Mit Nachdruck deute ich auf das Weckerl und die Wurst, was anderes hat die Wurstfrau ja gar nicht im Angebot, dann kommt sie endlich in die Gänge. "Com tudo?" Ja, sicher. Das Ding kommt aufgeschnitten mit Oliven, Mais, Zwiebeln, Erdäpfelstückchen, Erbsen, geriebenem Käse und Wurstsuppe darüber, boioioing. Das Bananenfestival enttäuscht leider. Keine Musi, nur Prämierungen auf der Bühne. Blablabla, irgendwer hat wohl die krummste oder gelbste Banane gezüchtet, blablabla, obrigada, obrigada. Banana Joe hätte aufgeräumt mit diesen Langweilern, wenn er nicht schon längst das Zeitliche gesegnet hätte.
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