11.1., Sao Paulo
Für mein gutes Geld wird mir immerhin eine gepolsterte Klobrille geboten und zum Frühstück werden kleine, supersüße Papayas aufgetragen. Vorbei an den provisorischen Schlafstätten und Lagerfeuern rund um das Hotel muss ich mich schon bald auf die Suche nach einer neuen Unterkunft machen. In einer Straße, wo sich ein Autoersatzteilhändler an den nächsten reiht, komme ich unter. Das Zimmer ist recht klein und schäbig und den Kopfpolster überziehe ich sicherheitshalber noch mit einem T-Shirt, um Lausbefall und Kopfkrätze vorzubeugen. Für einen Zehner darf man sich auch in Sao Paulo nicht zuviel erwarten. Regen den ganzen Tag und Trägheit, die man wohl Jetlag nennt, wenn man um Ausreden bemüht ist, bremsen mich in der Erkundung meiner Nachbarschaft und ohne die Hilfeleistungen meiner geliebten Reiseassistentin geht viel Zeit für die Planung der nächsten Tage drauf. Jedenfalls ist festzuhalten, daß auch untertags überdurchschnittlich viele Fertige durch die Straßen ziehen. Einer hockt einfach so in einem Mistkübel vor dem Hoteleingang und scheint sich wohl dabei zu fühlen.
Die Einwohner der Stadt, die Paulistanos, sind eine bunte Mischung aus Nachfahren von Einwanderern der ganzen Welt. Mit meinem Gestammel und meinen großen Geldscheinen mache ich die Gewerbetreibenden unter ihnen fertig. Hay-ow spricht man den Real seltsamerweise aus und jeder Schein über umgerechnet zehn Euro scheint den Brasilianer zu überfordern. Oft werden Zuckerl statt Kleingeld angeboten, soll sein. Die Por quilo Lunch Buffets, wo alle Fressalien, egal ob Austern oder Bohnen, nach dem gleichen Kilopreis abgerechnet werden, lasse ich noch aus und verkoste Pao de Batatas, fettige Erdäpfeltaschen mit Mysteryfüllung. Das Nachtleben überlasse ich eingedenk gestriger Eindrücke den Ortskundigen und Mutigen und lasse mich lieber von unverständlichen Telenovelas und Talkshows im TV in den Schlaf lullen.
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