29.1., Foz do Iguazu
A thrilling Tour durch den Urwald, eine Bootsfahrt auf dem Iguassu-Fluss und umwerfende(!) Duschen unter versteckten Wasserfällen versprach das Flugblatt, da konnte ich nicht widerstehen. Außer mir nehmen noch dreizehn andere Adrenalinjunkies teil, sogar ein israelischer Tourist hat seinen Weg hierher gefunden. Nach ausgedehnten Vorbereitungshandlungen aller Beteiligten gehen wir zehn Minuten durch den Wald, sehen zwei kleinere Löcher von irgendwelchen Nagern im Boden und jeder bekommt ein Blatt zu essen. It´s like beef, meint einer der Guides, aber zumindest vom Geschmack her erinnert das Blatt eher an ein Blatt. Dann legen wir Schwimmwesten an und paddeln den sehr breiten, sehr ruhigen Fluss nicht mehr als fünfhundert Meter stromabwärts, um von dort erneut rund zehn Minuten durch den Wald zu gehen. Und schon sind wir schon am Ziel angekommen, einem sanften, schmalen Zufluss, in dem sich auf drei Stufen mit jeweils rund eineinhalb Metern Höhenunterschied ein paar hüfthohe Pools gebildet haben. Da legen wir uns hinein und wer will, wandert während des halbstündigen Aufenthaltes etwas nach oben. Anschließend begeben wir uns auf gleichem Wege zurück zum Ausgangspunkt und die unvergessliche Tour ist beendet. Der Höhepunkt der Veranstaltung ist ein zufälliger. Ein junger Mann erleidet im letzten Waldstück, es geht leicht bergauf, einen Schwächeanfall und liegt weiß wie die Wand im roten Gatsch des Weges. Das ist lustig, sorry. Seine Freundin wachelt ihm Luft zu und ein Mitarbeiter schüttet ihm Wasser über den Kopf, dann geht´s wieder. Allen hat das wilde Abenteuer sehr gut gefallen.
Eigentlich bliebe noch Zeit für den nahen Vogelpark, aber der wurde vor zwei Monaten seiner Hauptattraktion beraubt. 172 von 176 anwesenden Flamingos starben, als damals Mama Jaguar ihrem Kind zeigte, wie man Beute erlegt. Aktiv gekillt wurden nur zwei Exemplare, ergab die anschließende Autopsie, der Rest erlag dem Stress. „Capture Myopathie“ nennt die Fachfrau diesen Zustand, bei dem Herzversagen, gestörte Durchblutung und Leberversagen zum Tod durch Angst führen. Ein kleiner Exkurs: Flamingos reproduzieren sich nur, wenn deren Schwarm groß genug ist. Um den Insassen des Vogelparks diesen Zustand zu suggerieren, wurden großflächig Spiegel montiert. Als die zwei Jaguare das Areal unbefugt betraten und mit der Jagd begannen, wurden sie durch die Spiegel ebenfalls vervielfacht und der Herzkasperl hatte angesichts der vermeintlichen Blutorgie leichtes Spiel.
Nichts zu machen in Foz do Iguazu. Die zwei Buchhandlungen, die ich mir in Erwartung weiterer, ewig langer Busfahrten rausgesucht habe, entpuppen sich als Läden mit rein evangelikalem Textgut. Leere Kilometer. Die Stadt befindet sich heute überhaupt im Koma und schon bald folge ich ihrem Vorbild. Brasilianische Zahnstocher sind übrigens einseitig mit Minzextrakt versetzt, sollte sich jemand gefragt haben.
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