Donnerstag, 20. Januar 2022

 19.1., Ilha Grande

Ein mittelprächtiger Bootsausflug gemeinsam mit einer einheimischen Familie auf einem kleinen Boot. In der Lagoa Azul, der blauen Lagune, liegen schon an die zwanzig andere Gesellschaften vor Anker, da schnorcheln wir ein bisschen und eine der Frauen, versoffen und mit Bierbauch wie ich, gibt mir ein Flascherl aus ihren reichlichen Beständen aus. Stewardess ist sie, fliegt nur mehr Paris - Rio und hat hier und dort jeweils eine Waschmaschine. Das ist ihr wichtig, sie wiederholt es ein paarmal, als ob damit alles gesagt wäre. 

Am nächsten Strand liegt ein kleines Boot mit einem Seil gesichert im Wasser und es scheint, als ob es zuvor über Jahre versenkt gewesen wäre. Schlamm und Algen und Seepockenbewuchs zentimeterdick. Ich trinke picksüssen Acai, in Europa als Superfood gepriesene, ausgepresste  Palmbemmerl aus Amazonien, und esse frittierten Toast mit Analogkäse. Damit ist mein Kalorienbedarf für heute gedeckt. Etwas anderes ist nicht aufzustellen, womit auch die Frauen Brasiliens zu kämpfen haben. Weltweit im Ruf stehend, über die Maßen hübsch zu sein, rassig und anmutig, sind sie größtenteils übergewichtig. Die Mär von der grazilen Brasilianerin gleicht der vom jodelnden Österreicher. Kann schon mal vorkommen, ist aber eher selten. Hauptsächlich kommt Zucker in Form von Reis, Bohnen und Maniok auf den Tisch, an Fett wird auch nicht gespart. 

Zwei Indizien, dass auch ich zu fett bin: Das dicke Plastikseil der Hängematte ist (schon wieder) gerissen und ich habe mir einen Wolf gelaufen.  

Heute kommt Leben in die Dschungelbude. Ein Pärchen, er aus dem Sauerland und er aus Rio, ist angekommen, Rodrigo präsentiert stolz die gezogenen Setzlinge irgendeiner psychoaktiven Pflanze und die Chilenen erzählen, warum sie aus Santiago de Chile wegziehen werden. Meine Schilderung, wonach ich im mitternächtlichen Sao Paulo  Angst gehabt hätte, kostet sie nur ein Lächeln. Der Insulaner Nando und noch einer schneiden indes in aller gebotenen Langsamkeit Bretter für Reparaturarbeiten. Ein kleiner Baum wächst schon aus dem Schilfdach, das den Außenbereich des Hauses mit zwei Hängematten und einem großen Esstisch beschattet. Dazwischen reden und rauchen die zwei Handwerker sehr viel, so wie daheim beim Heinz.


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