13.1., Mambucaba
Es ist schon länger her, seit ich das letzte Mal aufgewacht bin ohne zu wissen, wo ich mich eigentlich befinde. Heute knüpfe ich an diese alte Tradition an. Mambucaba, echt? Klingt ja eher afrikanisch in meinen Ohren, das Kaff auf sechs Metern Meereshöhe gibt´s aber schon seit vierhundert Jahren. Mit Walen und Sklaven haben die Portugiesen hier gehandelt und ab und zu hat ein Indianer von der anderen Seite des gleichnamigen Flusses, der hier ins Meer mündet, einen Pfeil zu ihnen rübergefetzt. Heute dient ein Teil Mambucabas der Betreiberfirma des einzigen Atomreaktors Brasiliens, der Firma Eletronuclear, dazu, ihre Belegschaft unterzubringen. Typisch. Irgendwo in diesem riesigen Land hüpfe ich zufällig aus dem Bus und finde mich wieder neben einem vierzig Jahre alten Schrottmeiler, der in einer erdrutschgefährdeten Bucht liegt und dessen Abklingbecken für alte Brennstäbe nur fünfzig Meter vom Meer entfernt sind. Ja, Wikipedia ist super.
Der Frühstücksraum meiner Pension erinnert an ein Klassenzimmer. Alle Tische sind hin zum Fernseher ausgerichtet. Irgendein Staudamm geht bald über und von einer Explosao da Casos da Omicron wird berichtet, ah geh. Alle starren gebannt in die Glotze, nur einer schaut sich ein Video am Handy an und peckt sich lautstark darüber ab, was auch niemanden stört. Auf zum Strand, was nicht so einfach ist. Zuerst ist der Fluss im Weg, dann das abgeschirmte nukleare Dorf, wo die brasilianischen Simpsons in luxuriösen Reihenhäusern mit Blick aufs Meer residieren. Ein Sicherheitsdienst kontrolliert die einfahrenden Fahrzeuge an einer Schranke, mich behelligt niemand. Nicht viel los am zirka zwei Kilometer langen Strand, zumindest nicht so viel, als dass sich jemand am toten Delphin, der unweit der Wasserlinie im Sand liegt, stören würde. Vielleicht ist er zu Tode gekommen, als er wie einst Flipper einem vom Hai attackierten Surfer zu Hilfe kam, vielleicht hat ihn auch nur eine Schiffsschraube der Tanker draußen erledigt. Nun liegt er hier und stinkt und es scheint, als würde er noch im Tode lächeln.
Keine Infrastruktur weit und breit und die Sonne brennt. Am Weg retour kaufe ich mir an einer Tankstelle etwas, das aussieht wie ein Hundstrümmerl und wohl nur unwesentlich besser schmeckt. Nachfragen geht ja nicht, nur teppat hindeuten und hoffen. Eine erste Exploration Mambucabas beschert mir immerhin einen Korkenzieher. Eine Flasche Wein musste ich schon in bester Mac Gyver-Manier mit meiner Zahnbürste öffnen, aber das hatte keinen Style.
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