Sonntag, 23. Januar 2022

 23.1., Paraty

Ich esse meine letzte Mango und verlasse diese kleine, idyllische Waldwelt, deren Protagonisten die Tage hauptsächlich damit verbringen, Gitarre zu spielen, zu singen und zu malen und sich von Bananen aus dem eigenen Garten zu ernähren. Leute wie ich bringen das nötige Kleingeld vorbei, ohne dass man viel Aufwand hätte, es gibt schlechtere Lebenskonzepte.  

Heute nehme ich die große Fähre zurück aufs Festland. Im Bauch des alten Schiffes ist es angenehm schattig und luftig und mit drei Juros ist man dabei. Zwei Stunden später warte ich schon unter einem Verschlag darauf, dass mich eine Familie in den richtigen Bus setzt. Der starke Mief nach getrocknetem Fisch ist heftig in der Mittagshitze. Dafür, dass sich Oma, Mama und Tochter um mich kümmern, helfe ich ihnen mit ihren sauschweren Koffern, deren Gewicht ich auf insgesamt hundertfünfzig Kilo schätze. Ohne Schmäh, mir fehlen die Worte. Schön ist die Fahrt entlang der Küste. Männer auf Pferden, Strände, Inseln, Menschen aller Hautfarben. Der Fahrtwind macht die Temperaturen erträglicher, alle Fenster sind offen. Und wie nett die Leute miteinander umgehen, auch mit mir. Irritiert ist man schon einmal, weil ich eine stammelnde Erscheinung bin, aber nie unfreundlich. 

Eines der über siebenhundert Terras Indigenas passieren wir noch, ein Schutzgebiet der Ureinwohner Brasiliens, dann hüpfe ich in Paraty raus. Eigentlich hat alles ganz gut geklappt, aber sechs Stunden für insgesamt hundertzwanzig Kilometer sind trotzdem nicht ohne. Beim Quartier angekommen, teilt mir eine Matrone mit, meine Buchung wäre storniert worden. Falscher Preis ausgeschildert, bla bla. Heute nicht. Keine Diskussion. Schlüssel her. Es geht leichter als erwartet und kaltes Bier gibt´s auch noch. Wäsche waschen, lesen, den Luxus einer Klimaanlage und nicht vorhandener Gelsen genießen.


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