Mittwoch, 26. Januar 2022

 24.1., Paraty

Auto stoppen in Brasilien funktioniert nicht. Entweder haben die hier ein anderes Zeichen dafür als den rausgestreckten Daumen, oder sie wollen einfach nicht. Vielleicht würde eine Rasur helfen und die frische Wäsche muss auch erst noch trocknen. Eine Stunde schleppe ich mich von der Peripherie ins historische Stadtzentrum Paratys, dereinst im 16. Jahrhundert von den Portugiesen gegründet, um von hier gefladertes Gold ins Heimatland zu verschiffen. Mit diesem Move erspare ich mir übrigens den ewiglangen Trip in den Norden nach Salvador und Recife, ebenfalls gehypte Kolonialstädtchen mit Architektur des 16. und 17. Jahrhunderts. Na gut, Salvador ist darüber hinaus noch Wiege des Capoeira, einer Mischung aus Tanz und Kampfsport und somit unserem Linkswalzer oder dem Pogo vergleichbar, aber davon kann sich der Gast von heute ja auch nichts kaufen.

Bis 1954 war Paraty nur vom Meer aus zu erreichen und vom höher gelegenen Forte Defensor Perpetuo, das ich mir auch noch pflichtschuldigst antue, verteidigt. Von dort sieht man hunderte kleine Inseln am Horizont. Man möge sich in Acht nehmen, verkündet ein großes Schild im Fort, es gäbe hier einen high Index of Accidents with Oysters. Ich habe keine Ahnung, was das bedeuten könnte. Jedenfalls gibt es in Paraty die schlechtesten Straßen, die man sich nur vorstellen kann mit ihren irgendwie eingegrabenen, unförmigen Steinen, so dass man am besten stehen bleibt, möchte man sich genauer umsehen, sonst ist der Haxen schnell gebrochen. In dieser Hochburg des  Tourismus mit unzähligen Boutiquen und Restaurants in der Altstadt finde ich endlich einem Geldwechsler mit skandalösem Kurs, der am Tag drei Stunden geöffnet hat. Keine Bank, nicht einmal die staatliche Banca do Brasil, wollte meine Euros wechseln, weswegen der Typ heute mit mir das Geschäft seines Lebens macht. Die Hitze der Stadt ist im Sommer brutal. Mit dem Mototaxi heim und ab unter die Klimaanlage. 


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