7.12., Merida
Ausgewählte Erkenntnisse der heutigen Stadtführung: Merida ist die Hauptstadt des Bundesstaates Yukatan und hat rund neunhunderttausend Einwohner. Die Gebäude der Maya ließen im sechzehnten Jahrhundert die spanischen Eroberer kurzerhand abreißen und verwendeten das frei gewordene Material zur Errichtung der Kirchen, an denen wir heute vorbei gehen. In den Mauern der Iglesia de Jesus zum Beispiel sind noch zwei Steine mit typischen Maya-Reliefs klar auszumachen, was sehr seltsam aussieht. Überall sehr präsent ist La Catrina, eine Skelett-Dame mit schickem Hut, die den Tod symbolisiert. Des weiteren sieht sich das in der Nähe produzierte Nationalgesöff der US and A, Bud light, zur Zeit wegen einer Kooperation mit einer transsexuellen Influencerin mit Verkaufsrückgängen von bis zu dreißig Prozent konfrontiert. Politiker im Windschatten Donald Trumps oder Intellektuelle wie zum Beispiel Kid Rock zerschießen oder kübeln öffentlich ihre jetzt schwulen Bierreserven, der Kulturkampf tobt.
Abends gebe ich mir im Parque Santa Lucia die wöchentlich stattfindende Leistungsschau mit Tanz und Folklore. Auch Gedichte trägt ein Barde in Weiß den gut tausend Besuchern minutenlang vor, natürlich in Spanisch gehalten. Bruchstückhaft erkenne ich Themen wie Xenotes Sagradas, also heilige Wasserlöcher, Amor und el Sol. Drei Gitarreros geben anschließend volkstümlich Anzügliches zum Besten. Einmal, zweimal, dreimal, Segnorita, neun Monate später ist der Bauch schon sehr dick! Oida, viva el machismo. Pärchen tanzen noch etwas steif mit Tabletts voll mit Getränken auf ihren Köpfen und nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung übernehmen ein paar übergewichtige Breakdancer im Batman- und Ringeroutfit die Bühne und drehen sich auf ihren Köpfen und Handflächen zu modernerer Tanzmusik.
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