9.12., Merida, Campeche
Eine schöne Billardhalle mit eigenem Vorraum für Mopeds hätte es zwei Gassen weiter gegeben, da wo es schon etwas verruchter zugeht. Leichte Damen in Hauseingängen, auf der Straße wird geschäftig vercheckt. Drei vollkommen ausgebrannte Autos hintereinander, die stehen hier wohl schon ein Weilchen. Ins gelobte Museum schaffe ich es nicht mehr, es ist Zeit zum Aufbruch. Das historische Prunkstück der Nation, der einzig erhaltene Federkopfschmuck Mexikos, befindet sich ohnehin in Wiens Weltmuseum. Sehr zum Unmut Mehigos freilich, aber laut einer Expertise österreichischer Spezialisten würde die Federkrone einen derart weiten Rücktransport einfach nicht unbeschadet überstehen, haha. Wahrscheinlich versäume ich also eher versteinerte Enchiladas aus der Bronzezeit oder einen von Montezuma getragenen Sombrero, ich werde es nie erfahren.
Weit gedehnte Pilgergruppen auf Fahrrädern mit Polizeieskorte auf der Bundesstraße, überdimensionale Kruzifixe oder Heiligenstatuen haben die Radler auf ihre Rücken gebunden. Vorboten des wichtigsten Feiertages Mexikos. In drei Tagen wird der Tag der Jungfrau von Guadelupe gefeiert. Besagte Lady soll einst einem Indio erschienen sein, der übliche Scheiß. Wir wissen, was Peyote anrichten kann. Ob die Böller vor dem Frühstückswirten in Merida ebenfalls ihr zu Ehren gezündet wurden, weiß ich nicht, aber die Tuscher waren ohrenbetäubend.
Dreimal beginnt es während der Fahrt zu regnen. Immer nur kurz, aber lange genug um zu merken, dass Regen ohne ordentlichen Helm richtig weh tun kann im Gesicht. Nach ein paar Minuten ist man bereits aufgetrocknet, es hat schon wieder über dreißig Grad. Heute brauche ich erstmals meinen externen Zusatztank in Form einer Zweiliter-Colaflasche, sonst wäre ich zwischen Dornensträuchern und Agaven ausgerollt.
Über Campeches Malecon, der kilometerlangen Uferpromenade der Stadt, reite ich ein wie anno dazumal die Freibeuter, die hier regelmäßig randaliert haben. Völlig wertlos übrigens, weil direkt neben einer vierspurigen Straße verlaufend. Überhaupt ist es außerhalb der Stadtmauern zum Meer hin eher hässlich, im Gegensatz zum historischen Kern Campeches. Sieben Bastionen bewachen noch das UNESCO- Welterbe. Gassen mit Kopfsteinpflaster entlang in abblätternden Pastellfarben gehaltener Kolonialbauten, in die mittlerweile Shops und Boutiquen eingezogen sind. Gehsteigkanten, die bis zu einem Meter hoch sind. Ein Themenpark mit beleuchteten Kirchen und Bullen in Golfwagerln oder lächerlichen Elektro- Gocarts, inmitten dessen auch ich in einer altehrwürdigen Bude mit dicken Wänden und handgehackten Balken an der Decke residiere. Außerhalb der Mauern finde ich einen geschäftigen Markt, wo ich mir fingergroße Bananen kaufe. Die esse ich dann am Plaza Principal unter Johannisbrotbäumen und schaue.
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