27..2., Jambiani
Hiasi schafft es fast rechtzeitig von Stone Town zu seinem ersten Tauchgang seit mehr als zehn Jahren. Treue Leser erinnern sich an seine ohnehin fragwürdige Ausbildung damals irgendwo in Indonesien, ale er sich den abschließenden Test mit aufs Zimmer nehmen durfte.
Es folgt eine völlig wertlose Verschwendung meiner Lebenszeit. Bei starkem Wellengang, der bis in unsere bescheidene Tauchtiefe zu spüren ist, fühle ich mich wie ein Betrunkener im Schneegestöber nördlich von Novosibirsk. Hiasi rauft sich auch irgendwie durch die nächste halbe Stunde, dann brechen wir das Unterfangen ab.
Nicht der Erwähnung wert ist der restliche Tag. Wenigstens hat Hiasi reichlich Fotos und ein paar Geschichten über die Serengeti und den Ngoro Ngoro-Krater mitgebracht. Er erzählt von allen nur erdenklichen Tiersichtungen und stinkenden Menschen, deren Dunst nach Rauchküche, Ziegenfleisch und ungewaschenem Dasein schon aus weiter Ferne wahrzunehmen gewesen sei. Während sich Sparfüchse in der Wildnis ein Igluzelt teilen mussten, residierte er wie dereinst Dr. Livingstone in einem geräumigen Luxuszelt mit Klo und Dusche. Trotzdem musste er unterwegs reichlich Sand fressen, hatte Fieber von der offiziellen Verpflegung und eine kaputtgescheuerte Sonnenbrille vom Fahren in unwegsamem Gelände.
Um elf Uhr nachts suchen wir den menschenleeren Strand nach einem geöffneten Lokal ab, aber die einzige Beleuchtung kommt von den Sternen über uns. Jambiani ist tot, und das schon Tage vor dem offiziellen Beginn des Ramadan. Widerwillig müssen wir uns dem fremdbestimmten Frühschluss, wie es Hiasi nennt, fügen. Irgendein bescheuertes Viech hat unterdessen Teile meines Buches weggeknabbert, vielleicht ein Bücherwurm.