12.2,. Selem
Auf nach Stone Town. Ein Lkw mit eingängigem Slogan auf der Windschutzscheibe kommt mir qualmend entgegen, Impossible! lautet sein Motto. Schon im Vorort Bububu ist das Gebot der Stunde, immer in Bewegung zu bleiben. Dreißig km/h sind dabei vollkommen ausreichend. Der Verkehr ist dicht und ab und zu staut es sich. Die wenigen vorhandenen Ampeln werden ignoriert, die Schülerlotsen leben gefährlich. Nur einmal habe ich es ganz zu Beginn der Reise im Zweifel gewagt, bei Rot stehen zu bleiben und wurde sofort zusammengehupt. Wäre ich ein korrupter Polizist, würde ich mich genau hierher stellen und auf Opfer wie mich warten. Von Bububu fuhr übrigens der erste Zug Sansibars und zwar nach Stone Town, weil hier irgendwelche Mineralien abgebaut wurden. Die Ansässigen waren dann infantil genug, ihre Stadt nach dem eigentümlichen Geräusch, das die Lok von sich gab, zu benennen, Bububu halt. Dieser Halffunfact ist gleichzeitig auch schon das Interessanteste, was dieses lärmige Kaff zu bieten hat.
Meine Unterkunft der ersten Stunde, das Zava House, hat ab morgen zumindest ein Zimmer für eine Nacht frei. Das größte Musikfestival des Jahres findet dieses Wochenende statt und eine volle Stadt ist zu erwarten. Aus meiner Jause wird nix. Leider hat der Fressverschlag gegenüber für immer geschlossen, schade. Am Weg zurück aufs Land besuche ich ein paar mickrige persische Paläste aus vergangenen Zeiten. Vom Maruhubi Palace sind nur mehr wuchtige Säulen eines ehemaligen Aquädukts, ein paar Außenpools und Bäder in einem Nebengebäude erhalten, der Mann am Schalter gibt mir der Einfachheit halber gleich den Schlüssel dafür mit. Ich möge mich selbst umsehen. Drinnen warten verflieste, quadratische Pools, Sitzgelegenheiten für Viele und die Ahnung einstiger Grandezza. Von der runden Decke hängen ein paar Fledermäuse ab. Der Mann am Einlass zum nächsten Palast lässt nicht mit sich handeln, für zwölftausend Schilling würde sich das doch gar nicht lohnen. Er strebt mittelfristig einer Karriere in der Politik an, wo er dann ordentlich abkassieren möchte. Das und mehr erfahre ich, als ich mit ihm, einem Typen, der auch dort hockt und Installateur ist, und einer Frau, der ich zuvor einen kleinen Fisch abgekauft hatte, meine Proviant- Samosas teile. Das letzte herrschaftliche Domizil des Tages sehe ich mir nur von außen an. Nicht weit vom Ufer dümpeln ein paar verrostete Militärboote, hier ankert scheinbar die bescheidene sansibarische Marine. Ein ausladender Mangobaum lädt zu einer schattigen Pause fernab des Trubels auf der Straße ein. Was es denn im Inneren des Palastes zu sehen gäbe? A funny chair of the Sultan, schwärmt die Torwächterin. Man muss im Leben nicht alles gesehen haben, aber Tiere gehen immer. Ich kann heute einen daumendicken schwarzen Tausendfüßler mit dreißig Zentimetern Länge verbuchen, Hiasi am anderen Ende der Insel gewinnt mit einem Hammerhai. Wow! Allerdings hat der schon bessere Tage gesehen, war tot auf einem Moped unterwegs und roch schon streng.
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