4.2, Uroa
So schön ist es hier. Ein zweistöckiger, kühler Unterstand mit Muschelketten am Meer und ein paar Bäume in roter Blütenpracht, unter denen man sich´s auf einer Liege gemütlich machen kann. In einem dieser Bäume leben Vögel, die Spatzen ähneln, aber knallgelb sind. Ihre Nester sind kugelrund und so groß wie Grapefruits. Aber ein kleiner Ausflug die Küste entlang geht immer. Paläste hinter Stachel-, oder Stromdraht stehen neben einfachen Hütten. Eine ganze Insel dient als exklusives Resort, Nichtgästen ist der Zutritt verboten. Wie immer hohe Mauern zum Strand hin und Wellblechzäune dort, wo gerade mehrstöckige Hotels entstehen. Viel mehr als schlecht bezahlte Jobs sind dann für die Locals nicht in Sicht, dafür dürfen sie nicht mehr fischen und mit der Beschaulichkeit ist es auch vorbei. Ein Wunder eigentlich, wie freundlich einem die Einheimischen angesichts dieses Kapitalimperialismus noch immer begegnen.
Die Männer, die bei Ebbe Löcher graben, verbuddeln dort übrigens für einige Monate leere Kokosnüsse, um deren Fasern für die Produktion von Seilen mürbe zu machen, die Info war ich noch schuldig. Am Ende meiner Reise lasse ich mich noch zu einem Stück Fisch in klarer Suppe mit Reis und höchstwahrscheinlich spinatähnlichem Amaranth dazu nieder. Schmeckt wieder sehr gut, aber die Fliegen sind zahlreich und frech.
Nachmittags nimmt der Wind richtig Fahrt auf und die einheimischen Kitesurfer fetzen dahin, heben sechs, sieben Meter hoch ab und springen dabei über Boote. Zwei Männer sitzen im Schatten des Strandes und deuten mir, ich solle mich zu ihnen gesellen. Der eine ist Taxler, der andere besitzt einen kleinen Wald für Bauholz und hat zwei Frauen. Strikt alle zwei Tage wechselt er den Haushalt ohne jegliche Flexibilität, auch bei Streit kann er sich nicht einfach so absetzen. Eigentlich hätte ihm eine gereicht, aber um Nachwuchs zu bekommen, musste er ein zweites mal heiraten.
Der heutige Tag steht im Zeichen der kulturellen Aneignung. Zunächst kaufe ich einer von vielen glatzköpfigen Frauen ein Armband mit der tansanischen Flagge ab und dem nicht genug später einem ohnehin schon vollständig assimilierten Massai seine Keule. Sehr seiner Ehre beraubt kommt er mir nicht vor, eher sehr zufrieden. Er wird einen seiner Homies vom Festland anrufen, der bringt ihm dann einen neuen Pracker mit, sagt er. Andersrum geht´s aber auch. Drei Billardtische an der Hauptstraße gehören scheinbar zur Grundausstattung eines sansibarischen Dorfes. Eigentlich will ich nur zusehen, aber ein Massai in roter Tracht, mit üblicher Bewaffnung und mit weißen Schienbeinschützern lädt mich herzlich zu ein paar Partien ein. Neben seinem traditionellen Outfit trägt der doch tatsächlich ein Baseballkapperl, ich bin empört.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen