2.2., Jambiani
Um 6.00 läutet der Wecker und das am Sonntag. Zeit, am Meer meine am Weg erstandenen Germlaberl zu essen, habe ich später aber genug, die Burschen sind noch am Zusammenpacken. Das Vorweisen eines Befähigungsnachweises oder das Ausfüllen eines Haftungsausschlusses ist nicht vonnöten. Pole, pole, langsam, langsam. Jo eh, im Bett wär´s auch noch schön gewesen
Wolkenverhangener Himmel und hoher Wellengang, ein kleines Boot ohne Flaschenhalterungen oder Leiter. Beim ersten Abstieg tauchen wir ein in eine magische Ansammlung von linsengroßen Baby-Quallen, man nennt sie Portugiesische Galeeren, men of war oder auch floating terror. Der Nachwuchs ist scheinbar noch harmlos, sie funkeln in der Düsternis wie Irrlichter in strahlendem Violett. Dann grundeln wir herum und sehen Seesterne so groß und flauschig wie Kopfpölster, kleine Muränen, einen gepunkteten Rochen, einen Boxfisch und ein paar von denen, die wie blaue Seehunde aussehen. Lange vor der Zeit treibt es den zweiten Taucher nach oben, weil er zu wenig Blei dabei hat, was zum Anlass genommen wird, den Tauchgang gleich zu beenden. Oben speibt sich der Kollege später an, weil das Boot sehr stark schaukelt, und man beeilt sich, ihn wieder unter Wasser zu bekommen, dort sei es ruhiger. Muss der jetzt die ganze Zeit seinen eigenen Kotzmuru einatmen, würg. Das Wasser mittlerweile eher so wie Griessuppe, die Sichtweite beträgt vielleicht fünf Meter. Einen perfekt getarnten Steinfisch entdecke ich noch und einen Feuerfisch, die andernorts schon zur großen Plage geworden sind, auch Trompetenfische, Krabben und Schnecken, aber besonders viele Korallen oder Anemonen gibt es nicht.
Zurück surfen wir richtiggehend mit dem Schiffanakel auf den großen Wellen, die unterwegs zur Küste sind, das ist geil. Der Mann am Außenborder gibt dabei zärtlich genau so viel Gas, dass wir immer oben am Kamm mit schwimmen.
Noch vor Mittag bin ich wieder zurück, was nun? Das örtliche Angebot scheint bald ausgereizt, abgesehen von einer Dorfführung oder einem Kochkurs, sollte jemals einer zustande kommen. Massieren könnte ich mich auch noch lassen oder die Wäsche waschen, aber dazu muss ich nicht in Jambiani bleiben. Eigentlich könnte man es in dieser Ecke ganz gut auch ohne Programm aushalten, wenn man ein bisschen gechillter wäre. Strandbars locken mit kaltem Bier und Sonnenliegen am Puderzuckerstrand, dessen Sand man gleich in Eieruhren umfüllen könnte. Zusätzlich würde ich zwecks Entschleunigung an meinem Valeur Brandy nuckeln. Eigentlich handelt es sich bei diesem fragwürdigen Getränk um verdünnten Alkohol mit Farbstoffen, Aromen und Melasse, aber wen juckt´s, solange man nicht erblindet. Auch die Terrasse meiner Unterkunft ist super gemütlich. Bei Ebbe zieht sich das Meer davor zwei Kilometer zurück, aber bei Flut könnte ich von hier direkt ins Wasser waten und würde mir so den Klogang ersparen. Einfach herumgammeln und ein Buch lesen.
Und genau das mache ich dann ein paar Stunden lang, aber gleich morgen früh bin ich dahin.
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