Montag, 10. Februar 2025

 10.2., Uroa

An die Mentalität der Insulaner kann ich mich nur schwer gewöhnen.  

-Kaufe ich zum Beispiel Mangos, läuft die Verkäuferin über die Straße und dann davon, verschwindet für Minuten und kommt endlich wieder, in Händen genau die zwei kleinen Plastiksackerl, die ich für mein Obst benötige. Beim nächsten Kunden wird sie wieder loslaufen und sich wohl nix dabei denken. Plastiksackerl und benzinbetriebene Motorsägen sind übrigens verboten in Sansibar, aber das ist eine andere Geschichte.

- Schon am Nachmittag lassen Hiasi und ich unseren Kellner Jackson vorsorglich wissen, dass wir gedenken, abends ein paar Biere zu trinken. Schon die zweite Runde ist dann nicht mehr kalt, er hat nur zwei Flascherl eingekühlt.

- Ich bestelle ein Gemüsecurry und bekomme eines ausschließlich mit Melanzani. Oben an der Straße gibt es Paradeiser, Paprika, Karotten, Kraut und Kürbis und als ich mich beschwere, lächelt mich Jackson nur an. Ob ihn das ihn völlig kalt lässt oder ob er sich überhaupt irgendetwas dabei denkt, kann ich nicht sagen.

- Eine Frau verrechnet mir beim ersten Einkauf das Doppelte des gängigen Preises und kann partout nicht verstehen, warum ich sie fortan ignoriere und mir mein Zeug halt wo anders besorge.

Anyway, einmal noch raffe ich mich auf, packe meinen Ranzen und breche auf gen Nordwesten, dem letzten verbliebenen Eck Sansibars, wo ich bislang noch nicht war. Vorbei an Kinyasini, Mahonda Mkataleni und Mangapwani fahre ich hoch nach Makoba, immer auf der Suche nach irgendeiner Unterkunft. Zuckerrohrplantagen, Frauen bei der Feldarbeit und immer wieder Horden von Schülern auf der Straße. Über erwähnte Ortschaften war im Vorfeld eigentlich nichts mehr in Erfahrung zu bringen oder besser gesagt gibt es wohl nichts, was man über sie hätte berichten können, und am Ende der Landzunge fahre ich in ein winziges Dorf ein, schlängle mich an Hütten vorbei, ducke mich unter Wäscheleinen durch, störe Frauen beim Kochen, stehe quasi im Wohnzimmer der Dorfgemeinschaft wie ein Japaner, der bei einem daheim anläutet und fragt, ob er hier eh richtig wäre in Schönbrunn. Alle schauen blöd und das zu Recht und ich schaue, dass ich weiterkomme. Sperrgebiet. This area belongs to the army! It is strictly forbidden to carry out any touristic activities by order! An einem Verschlag mache ich Pause und esse ein trockenes Chapati mit süßem Ingwertee, mehr gibt es nicht. Auch keine Palmölmargarine zum drauf schmieren oder eine Tomate oder sonst irgendetwas. Fünf Leute und ein paar Katzen schauen mir in der verranzten Hütte zu, wie ich mein lediges Brot kaue. 

Nachmittags quartiere ich mich im ersten Resort, das mir unterkommt, ein. Die Bude verfügt über einen Privatstrand, von dem ein kleiner mangrovenbestandener Bach ins Landesinnere führt, eine Bar, wo sehr große Schildkrötenpanzer an den Wänden hängen, und einen Pool. Nach härtesten Verhandlungen beziehe ich für fünfunddreißig Dollar einen kleinen Bungalow ohne viel Schnickschnack, aber ein Moskitonetz und einen Ventilator hat er. Zuerst hüpfe ich ins Meer, dann in den Pool, dann noch ein bisschen die Umgebung abcruisen. Am Nachbargrundstück steht eine Saufhütte mit vollfetten, dubiosen Insulanern, einer schreit "Welcome, welcome!", und versperrt mir mit trüben Augen und ausgestreckten Armen den Rückweg. Schnell ein Bogerl schlagen und nichts wie weg und für heute reicht´s dann auch schon wieder.


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