2.12., Santa
Lucia
Die gesamte
Ausstattung meines Zimmers, auch die Kästen und Betten, sind mit von Hand
beschrifteten Klebeetiketten inventarisiert. Ist ein bisschen so, wie wenn ich
beim Ikea eingezogen wäre. Eine
Kakerlake knabbert an meinen Keksen und ich dann beim Anstaltswirten an meinem
Frühstück, zwei Spiegeleiern mit Toast. Mehr kommt nicht mehr, da kann ich
sitzen bleiben, solange ich will. Beim staatlichen Internetanbieter später muss
ich durchs Fenster in den Raum mit den Computern klettern, denen ist die
Türklinke abhandengekommen und jetzt müssen sie wahrscheinlich ein paar Jahre
warten, bis ihnen von Raul eine neue genehmigt wird. Am Weg heim treffe ich
einen Typen, der mit seiner Fahrradkette kämpft, einen deutschen Marktfahrer,
der in der Schweiz lebt und in Kuba ein Kind hat und verheiratet ist. Zwei
Monate im Jahr lebe er hier, wenn im Winter seine Mutterschafe trächtig seien
oder schon geworfen hätten und er deswegen keine Milch für seinen Käse hätte.
Genau habe ich´s nicht verstanden, ich bin ja kein Botaniker. Jedenfalls fragt er
mich, ob ich blöd wäre, nicht im All Inclusive Club einzuchecken, die würden
annähernd so viel wie mein jetziges Hotel kosten, wenn ich über das staatliche
Reisebüro buche und nicht direkt an deren Rezeption. Er pendle zwischen den
Clubs und dem Dorf seiner Frau, wo sie sich dann hauptsächlich von den Dingen
ernähren würden, die er im Laufe seines Aufenthaltes hier mitgehen lassen habe.
Er sei hervorragend ausgestattet mit Plastikgeschirr aller Art und rolle quasi
ganze Käselaibe aus dem Speisesaal.
Fünf Minuten
später sitze ich bei Cubatours und tatsächlich, der Typ hat Recht. Fünfzehn
Minuten später habe ich aus meiner Bude ausgecheckt, eine halbe Stunde später beziehe
ich ein luxuriöses Zimmer mit Terrasse ins Grüne. Dann schreite ich das beeindruckende
Buffet des Brisas Santa Lucia ab und frage mich, ob das gemeine Volk da draußen
noch immer am Kommunismus festhalten würde, wenn es die gelebte Dekadenz hier
sehen könnte. So tauche ich ein in die Wohlfühlblase, setze mich in den Pool
und bestelle mir an der Bar einen Mojito. Eros Ramazotti, Animation am Gelände,
gediegener Privatstrand. Ich trage ein rosa Armband und ich schäme mich nicht,
zumindest nicht unter Meinesgleichen. Während des Abendessens gehen zwei
Retortenkubaner in grellen Hawaihemden durch die Tischreihen und als sie La
Bamba anstimmen, zucken die Leute aus. Blitzlichtgewitter, tosender Applaus. In
der Disco geben sich dann enthusiasmierte und intoxinierte Wale und Quallen
kubanischem Dancefloor hin, während ich geduldig die Cocktails durchprobiere.
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