24.12.,
Trinidad
Wir
übersiedeln für eine Nacht zur Nachbarin, die trotz Weihnachten noch nicht
ausgebucht ist, dann bemühen wir uns am Busbahnhof um Tickets für morgen nach
Bayamo, einer strategisch günstig gelegenen Stadt um die vierhundert Kilometer
weiter südöstlich. Nichts, absolut gar nichts sei mehr verfügbar, versichert
uns ein Mitarbeiter, zu keiner Zeit, unter keinen Umständen, in keine
Himmelsrichtung. Skandal! Das grenzt an staatliche Nötigung. Wir werden uns
hier trotzdem morgen so früh wie möglich einfinden und auf Unzulänglichkeiten
im Buchungssystem hoffen, die Sammeltaxis nach Osten sind aus unerfindlichen
Gründen schweineteuer. Trinidad haben wir jedenfalls ausgereizt, Zeit zum
Aufbruch. Für heute bleibt nicht mehr zu tun, als den Weihnachtstag in unseren
Hängematten am Strand zu verchillen und mit Schirmchendrinks auf das Wohl
Gottes anzustoßen, bis uns die vielen, wie aus dem Nichts auftauchenden
Sandfliegen bei Einbruch der Dunkelheit zu einem überhasteten Aufbruch zwingen.
Die winzigen Viecher beißen so herzhaft zu, dass man sich fragt, wo sie überhaupt
die Kraft dafür hernehmen. Wir balancieren noch unsere fast vollen Drinks in
Händen, als uns schon ein Amischlitten gemeinsam mit ein paar Ossis über
holprige Küstenstraßen zurück in die Stadt befördert.
Das
Weihnachtsessen ist archaisch. Da unser Stammwirt zu hat, müssen wir kurzfristig
mit einer anderen Hütte Vorlieb nehmen. Mein köstliches Lammfleisch mit Minze
besteht aus grob zusammengehackten Teilen mit Knochensplittern, Sehnen und
dicken Arterien. Wie ein Eingeborener wühle ich mich mit fetttriefenden Fingern
durch den formlosen Haufen, während Enamehr oder weniger neugierig in bislang
unbekannten Körperregionen eines Huhnes herumstochert.
Auf den Stufen des Hauptplatzes mit seiner alten Kathedrale
sitzen wie jeden Tag die Menschen und warten auf die täglich angekündigte, aber
niemals stattfindende Performance mit Feuerschluckern und Musikanten, während
sie Mojitos trinken und Zigarren rauchen, die Hunde liegen tiefenentspannt
unter den Wartenden und wärmen sich an den noch von der schon vor einigen
Stunden untergegangenen Sonne warmen Steinen.Wir schauen Leute und lauschen der
Musik einer in der Nähe aufspielenden Combo. Vor der Disco in einer
Tropfsteinhöhle am Rande der Stadt stellen sich schon die aufgebretzelten
Einheimischen an und warten darauf, dass sie aufsperrt, aber uns umfängt schon
zufriedene Müdigkeit. Die schaffen wir heute nicht mehr. FelizNavidad!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen