Freitag, 18. Dezember 2015



16.12., Vinales
Als wir das Haus unserer Gastgeber in der Früh verlassen, wird gerade von drei Typen ein schreiendes Schwein zur Schlachtung am Vorhof getrieben und als wir eine Stunde später wiederkommen, lecken die Hunde schon das restliche Blut vom Boden auf und vom Schwein ist nichts mehr übrig als der entborsteteSchädel und ein paar zerteilte Fleischbrocken. Während in Vinalesalles für den Feiertag des Sankt Lazarus vorbereitet wird, einem in Kuba sehr angesehenen Typen aus dem Dunstkreis von Jesus, fahren Ena und ich zur InselCayo Jutiasim Nordwesten. Schweine und Scharen von Truthähnen queren die Reste der Küstenstraße, die wohl unlängst durch einen Hurrikan zerstört worden sein muss. Keine Straße kann nur durch den Zahn der Zeit allein in einen so schlechten Zustand geraten. Die Insel ist durch einen aufgeschütteten Damm mit dem Festland verbunden und ihre Strände zählen zu den schönsten überhaupt. Mangrovenbäume im türkisen Wasser, haufenweise Muscheln, weißer Sand. Paradiesisch. Zu Anfang teilen sich noch vier andere den Strand mit uns, irgendwann sind wir ganz allein. Während die Sonne schon untergeht becruisen wir die paar Kilometer befestigter Straße, wo Baumratten, nach denen die Insel benannt ist, über die Piste fetzen, dann tuckern wir die siebzig Kilometer durch bergiges Terrain nach Vinaleszurück. Oft schleichen wir mit unserem 50 Kubik-Moped wie die zwei Idioten in „Dumm und dümmer“ mit nicht mehr als zehn Stundenkilometern die Steigungen hoch, aber wenigstens kommen wir ohne Zwischenfälle heim. Dort lässt uns dann der Chef des Hauses wissen, dass es heute wohl etwas lauter werden könnte, während er mir ein Achterl vom drei Jahre alten Havanna Club-Rum einschenkt. Extra für heute hat er sich wahrscheinlich um die Kohle, die er im Lauf der letzten Tage mit uns verdient hat, einen potenten Ghettoblaster zugelegt, aus dem kubanischer Dancefloor wummert. Diverse Figuren bevölkern das Wohnzimmer, leere Rumflaschen stehen schon in den Ecken. Um halb sechs in der Früh, als schon die Hähne krähen und ich trotz eingeploppterOropaxnach vielen Stunden der Schlaflosigkeit dem Schrecken ein Ende bereiten muss, liegen nur mehr zwei bewusstlose Gestalten vor den plärrenden Lautsprechern, eine davon ist die Mutter des Hauses. Vor einer Plastikfigur des Lazarus liegen als Opfergaben halb gerauchte Zigarren, Geldscheine und leere Weinflaschen.

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