Freitag, 18. Dezember 2015



14.12., Vinales
Havanna ist hinlänglich aufgemischt, wir setzen uns ab. Ein kubanischer Privatmann nutzt die Gunst der Stunde und befördert uns gegen ein schönes Taschengeld verbotenerweise zum Bahnhof von Viazul, der einzigen zur Touristenbeförderung zugelassenen Buslinie. Die ist freillich in staatlicher Hand und entsprechend ist das Service. Präpotente und nicht wirklich motivierte Mitarbeiter singen, tratschen und lackieren sich die Fingernägel, während die Ausländer in langen Reihen vor den verwaisten Schaltern warten. Meine Frage, ob sie nicht bald mit ihrer Arbeit beginnen wollen, löst Empörung aus. Hoffentlich nie wieder mit diesen Idioten, rund um die Bahnhöfe formiert sich schön langsam die Schattenwirtschaft. Nach ein paar Stunden klettern wir in der Kleinstadt Vinalesaus dem Bus, umringt von aufgeregten Herbergsvermietern mit Fotos ihrer Zimmer. Vor zwei Wochen mussten einige Touristen im Park schlafen, weil keine Quartiere mehr frei waren, erzählt uns die Lady, bei der wir unterkommen, mittlerweile hat sich die Lage wieder entspannt. Unser Häuschen liegt im Grünen in dörflicher Umgebung. Links von mir grunzt und quiekt ein hysterisches Schwein, rechts flennt ein Säugling, der auch irgendwie zum Haushalt gehört und bis zum Abdrücken der Knete für die nächsten Nächte noch schnell irgendwo weggesperrt wurde. Feudalster Lunch beim Nobelitaliener mit Tischtuch, Servietten und allem, rund um uns eine nicht minder beeindruckende Kulisse. Kalksteinfelsen, Tabakplantagen, kleine Dörfer, schon wieder Unesco-Welterbe. Ein wettergegerbter Bauer mit Machete am Gürtel reitet vorbei, am Feld treibt einer sein Ochsengespann an. Heute ist außerdem großer Eierausgabetag. Die Dorfgemeinschaft nimmt vor einem Ausgabeschalter die staatlich ausgegebene Ration Eier für die nächsten Wochen entgegen, jeder zieht mit zwanzig bis sechzig Eiern in Händen ab.

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