9.12.,
Havanna
Während
seine Frau ihr Telefonbuch durchgeht, gibt mir ein Vermieter eines privaten
Zimmers einen Kaffee aus und wir plaudern. Demnach wird’s die nächsten Wochen
generell schwieriger, vor allem in den touristisch interessanten Ecken eine
Unterkunft aufzustellen, vor allem in Vinales im Westen. Dort will ich auch
hin, wird schon werden. Nachdem er mir für die nächsten Tage eine heimelige Bude aufgestellt
hat, gehe ich in die Altstadt zum Brunch. Ein paar Meter weiter jammt sich eine
Partie aus New Orleans gemeinsam mit ein paar Kubanern die Seele aus dem Leib.
Dicke, schwitzende Bläser auf allen erdenklichen Instrumenten, die
Einheimischen geben alles mit Gitarren, Harmonikas, Rasseln und kleinen Trommeln. Ein
professionelles Kamerateam mittendrin, die Leute bleiben stehen und tanzen dazu, vom
Feinsten. Während in Centro Havanna aus den Wänden und Balkonen der verfallenen
Ruinen teilweise schon Sträucher, ab und zu sogar ganze Bäume sprießen, ist im
historischen Zentrum mittlerweile fast alles saniert. Neue, frisch gestrichene Fassaden,
schattige Parks, koloniale Plätze. Überall Musik und Che Guevara. In einem Fort
schaue ich mir den Schatz einer einst vor der Küste Havannas gesunkenen Galeone
an. Eine Kokosnuss hier, ein Schleckeis dort. Leute beobachten. Die Typen
bedenken vorbeigehende Frauen mit Kuss- oder Schmatzgeräuschen und die stören
sich nicht weiter daran. Kinder spielen Baseball. Zeitungsverkäufer ziehen lautstark
durch die Gassen. Alte Männer spielen in schattigen Säulengängen Schach oder
Domino. Andere mit dicken Zigarren im Mund warten darauf, dass jemand für ein
paar Pesos ein Foto von ihnen macht. Jetzt sitze ich schon wieder im Nobelhotel und die heutige Combo unterhält mit dem bekanntesten Lied aus dem Buena Vista Social Club. Das kommt immer gut an, hab ich heute sicher schon zehn mal gehört.
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