Mittwoch, 9. Dezember 2015



9.12., Havanna
Während seine Frau ihr Telefonbuch durchgeht, gibt mir ein Vermieter eines privaten Zimmers einen Kaffee aus und wir plaudern. Demnach wird’s die nächsten Wochen generell schwieriger, vor allem in den touristisch interessanten Ecken eine Unterkunft aufzustellen, vor allem in Vinales im Westen. Dort will ich auch hin, wird schon werden. Nachdem er mir für die nächsten Tage eine heimelige Bude aufgestellt hat, gehe ich in die Altstadt zum Brunch. Ein paar Meter weiter jammt sich eine Partie aus New Orleans gemeinsam mit ein paar Kubanern die Seele aus dem Leib. Dicke, schwitzende Bläser auf allen erdenklichen Instrumenten, die Einheimischen geben alles mit Gitarren, Harmonikas, Rasseln und kleinen Trommeln. Ein professionelles Kamerateam mittendrin, die Leute bleiben stehen und tanzen dazu, vom Feinsten. Während in Centro Havanna aus den Wänden und Balkonen der verfallenen Ruinen teilweise schon Sträucher, ab und zu sogar ganze Bäume sprießen, ist im historischen Zentrum mittlerweile fast alles saniert. Neue, frisch gestrichene Fassaden, schattige Parks, koloniale Plätze. Überall Musik und Che Guevara. In einem Fort schaue ich mir den Schatz einer einst vor der Küste Havannas gesunkenen Galeone an. Eine Kokosnuss hier, ein Schleckeis dort. Leute beobachten. Die Typen bedenken vorbeigehende Frauen mit Kuss- oder Schmatzgeräuschen und die stören sich nicht weiter daran. Kinder spielen Baseball. Zeitungsverkäufer ziehen lautstark durch die Gassen. Alte Männer spielen in schattigen Säulengängen Schach oder Domino. Andere mit dicken Zigarren im Mund warten darauf, dass jemand für ein paar Pesos ein Foto von ihnen macht. Jetzt sitze ich schon wieder im Nobelhotel und die heutige Combo unterhält mit dem bekanntesten Lied aus dem Buena Vista Social Club. Das kommt immer gut an, hab ich heute sicher schon zehn mal gehört.

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