18.12.,
Pinar del Rio
Ein
Provinznest am Ende der bekannten Welt, Endstation Sehnsucht. Von hier geht
kein öffentlicher Verkehr mehr nach Westen oder Süden, hier gibt’s auch keine
Mopeds auszuleihen. Die Strommasten bestehen aus handgeschnitzten, windschiefen
Baumstämmen, die Sehenswürdigkeiten Pinar del Rios erschöpfen sich in einer
geschlossenen Zigarrenfabrik und einer kleinen rosa Kirche. Unser Plan, von
hier aus Tagestouren zu unternehmen, löst sich somit in Wohlgefallen auf und
wir stecken bis zum Anschlussbus nach Osten bis übermorgen hier fest. Als ich
den Schaffner am Bahnhof frage, wo ich zwei Plätze reservieren könne, grinst
er. Schalter gibt es keinen. Wir sollen einfach kommen und dann wird das schon.
Wann die Busse gehen? Um 7.40 und der nächste dann wieder einen Tag später. Was
die paar Kilometer kosten? 62 Euro für uns, dabei peckt er sich schon ab.
Wahnsinn, als Tourist ist man hier wirklich der letzte Trottel.
In
der Lobby des größten Hotels dieser Stadt mit immerhin knapp 200 000 Einwohnern
sitzt ein Schädel vom staatlichen Reisebüro seine Zeit ab und schaut ins Leere.
Unsere Frage, ob es eine organisierte Tour zur Tabakplantage zwanzig Kilometer
außerhalb gäbe, bejaht er, wir könnten uns ein Taxi nehmen. Wir versuchen, ihm
das Grundprinzip einer organisierten Tour näherzubringen, unter anderem das
nicht unerhebliche Element des festgesetzten Beginns, auf dass sich zu dieser
per Aushang angegebenen Uhrzeit mehrere Interessierte einfinden und einen
gemeinsamen Transport dorthin in Anspruch nehmen könnten. Das ginge nicht, sagt
er, weil die Touristen ja immer zu unterschiedlichen Zeiten zu ihm kämen, um
sich nach organisierten Touren zu erkundigen. Ein Wunder, dass diese Dumpfbacke
jeden Tag wieder heim findet. Ich kaufe mir eine Flasche Rum und wir sehen uns
daheim einen Film an, bis uns etwas Besseres einfällt.
Nach
Sonnenuntergang werdendie Gehsteige hochgeklappt. Es würde einen nicht wundern,
sollten gelegentlich Distelbälle durch die verlassenen Gassen rollen. Wie es
für einen Ort wie diesen zu erwarten ist, versammeln sich dessen Einwohner in
den kühlen Stunden vermehrt dort, wo sie mit dem zivilisierten Teil dieses
Planeten kommunizieren können, in den zwei Parks mit Wifi-Hotspots.Die
Landjugend steht vor einer Disco an.
Ena
meint, ich solle die positiven Dinge des heutigen Tages nicht aussparen. Als
Quartier haben wir ein geräumiges Appartement mit vollvergittertem Balkon
ausgefasst, fällt ihr ein, und die Pizza am Bahnhof war auch ganz lecker.
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