19.12.,
Pinar del Rio
Wir
beschließen, bei einem anderen Reisebüro ein Quartier für die nächsten Tage zu
buchen, die Weihnacht und mit ihr ein vermehrtes Reiseaufkommen steht kurz
bevor. Nach Bekanntgabe der Eckdaten vertieft sich die Tante hinter ihrem
Schreibtisch einmal ein Weilchen in, wie ich glaube, Listen und Tabellen, Ena
wird mich später aufklären, sie hätte die ganze Zeit nur versucht, ihre kaputt
gegangene Brille zu reparieren. Dann faselt sie etwas von falscher Baustelle
und wir ziehen wieder ab. Zwei Touristen mit Auto! Die Gefährtin nimmt sich ein
Herz und haut sie an, ob sie nicht mit uns zur Tabakplantage fahren wollen, wir
wären hier gestrandet. Die zwei Spanier sind so perplex, dass sie ja sagen und
wir verabreden uns für später. Die Zeit bis dahin nutzen wir zum Besuch einer
sehr kleinen Brennerei, wo uns eine gruselig geschminkte Oma auf Spanisch eine
Führung durch die Räumlichkeiten angedeihen lässt. Eigentlich zeigt sie uns nur
einen kleinen Raum mit einer drei Meter langen Etikettier- und Abfüllanlage,
der Rest ist heute wegen Wochenende geschlossen. Irgendwelche bitteren Bemmerl,
vielleicht Guavensamen, werden hier zu Hochprozentigem destilliert. Wie gesagt,
alles auf Spanisch. Mehr als das Kernthema erschließt sich uns nicht. Noch ein
paar Betondinosaurier im naturkundlichen Museum, dann fahren wir aufs Land. Ich
hätte nicht damit gerechnet, aber dort empfängt uns eine mit fundiertem Wissen
und Englischkenntnissen ausgestattete Seniora für eine kurze aber sehr interessante
Führung durch die Tabakplantage. Obwohl sich diese in Familienhand befindet,
müssen 90 Prozent der Ernte an die Regierung verkauft werden. Der Rest ist nur
für den Eigenbedarf bestimmt. In einer riesigen Scheune mit Querbalken zum
Trocknen der von Hand mühsam aufgefädelten Tabakblätter bis hoch zum Giebel hält
sie ihren Vortrag über Bewässerung, Qualitätsmerkmale und Varianten in der
Herstellung. Ein verhutzelter Senior rollt anbei ein paar Zigarren und
verschenkt sie an die anwesenden Raucher. Im Treibhaus nebenan stehen in
geordneten Bahnen die Pflanzen und an der Fassade des Wirtschaftshauses prangt
das Portrait von Alejandro Robaina, dem Gründer der einzigen noch zu Lebzeiten
nach einer Privatperson benannten Zigarrenmarke Kubas. Mit zehn hat der Knabe
schon zu rauchen begonnen und hat 81 Jahre lang, bis erabgetreten ist, nicht mehr
damit aufgehört. Das Logo für die Marke Vegas Robaina hat übrigens unser
Wunderwuzzi Niki Lauda entworfen.
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