Montag, 21. Dezember 2015



19.12., Pinar del Rio
Wir beschließen, bei einem anderen Reisebüro ein Quartier für die nächsten Tage zu buchen, die Weihnacht und mit ihr ein vermehrtes Reiseaufkommen steht kurz bevor. Nach Bekanntgabe der Eckdaten vertieft sich die Tante hinter ihrem Schreibtisch einmal ein Weilchen in, wie ich glaube, Listen und Tabellen, Ena wird mich später aufklären, sie hätte die ganze Zeit nur versucht, ihre kaputt gegangene Brille zu reparieren. Dann faselt sie etwas von falscher Baustelle und wir ziehen wieder ab. Zwei Touristen mit Auto! Die Gefährtin nimmt sich ein Herz und haut sie an, ob sie nicht mit uns zur Tabakplantage fahren wollen, wir wären hier gestrandet. Die zwei Spanier sind so perplex, dass sie ja sagen und wir verabreden uns für später. Die Zeit bis dahin nutzen wir zum Besuch einer sehr kleinen Brennerei, wo uns eine gruselig geschminkte Oma auf Spanisch eine Führung durch die Räumlichkeiten angedeihen lässt. Eigentlich zeigt sie uns nur einen kleinen Raum mit einer drei Meter langen Etikettier- und Abfüllanlage, der Rest ist heute wegen Wochenende geschlossen. Irgendwelche bitteren Bemmerl, vielleicht Guavensamen, werden hier zu Hochprozentigem destilliert. Wie gesagt, alles auf Spanisch. Mehr als das Kernthema erschließt sich uns nicht. Noch ein paar Betondinosaurier im naturkundlichen Museum, dann fahren wir aufs Land. Ich hätte nicht damit gerechnet, aber dort empfängt uns eine mit fundiertem Wissen und Englischkenntnissen ausgestattete Seniora für eine kurze aber sehr interessante Führung durch die Tabakplantage. Obwohl sich diese in Familienhand befindet, müssen 90 Prozent der Ernte an die Regierung verkauft werden. Der Rest ist nur für den Eigenbedarf bestimmt. In einer riesigen Scheune mit Querbalken zum Trocknen der von Hand mühsam aufgefädelten Tabakblätter bis hoch zum Giebel hält sie ihren Vortrag über Bewässerung, Qualitätsmerkmale und Varianten in der Herstellung. Ein verhutzelter Senior rollt anbei ein paar Zigarren und verschenkt sie an die anwesenden Raucher. Im Treibhaus nebenan stehen in geordneten Bahnen die Pflanzen und an der Fassade des Wirtschaftshauses prangt das Portrait von Alejandro Robaina, dem Gründer der einzigen noch zu Lebzeiten nach einer Privatperson benannten Zigarrenmarke Kubas. Mit zehn hat der Knabe schon zu rauchen begonnen und hat 81 Jahre lang, bis erabgetreten ist, nicht mehr damit aufgehört. Das Logo für die Marke Vegas Robaina hat übrigens unser Wunderwuzzi Niki Lauda entworfen.

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