Mittwoch, 11. Januar 2017



10.1., Labuan Bajo
Müßiggang und innere Sammlung für neue Heldentaten, so verhält es sich mit dem Großteil meines heutigen Tages. Über Nacht wurde es besser mit dem Jucken und das ist das Wichtigste für heute. Außerdem folgende Erkenntnisse: Ich werde mir für die restliche Zeit in Indonesien kein Moped kaufen, weil ich das als Ausländer nicht darf und sich alternative Herangehensweisen an dieses Hindernis als zu mühsam erweisen. Und es gibt entgegen früherer Annahmen sehr wohl einen Fluganbieter von Timor nach Australien, was aber nur für mich interessant ist. Am Nachmittag sind dann meine letzten Nahrungsvorräte aufgebraucht. Eine mittlerweile überreife Avocado mit kleinen rötlichen Würmern drin, eine Styroporgurke und getrocknete Marillen aus Indien. Der Hunger und die Notwendigkeit einiger Erledigungen treiben mich aus meinem kühlen Leo, hier die durchwachsene Bilanz meiner Mission. In keiner der Apotheken Labuan Bajos finde ich eine Salbe, die meinen Vorstellungen entspricht, dafür buche ich für morgen einen Tauchtag im Nationalpark und bringe meine dreckigen Sachen zur Wäscherei. Der Friseur, zu dem ich es bis heute noch immer nicht geschafft habe, schneidet mir zwar meine angezeigten Koteletten ab, weil er glaubt, dass ich alle Haare unterhalb der gedachten Linie behalten möchte und nicht umgekehrt. Aber nach dem Haarschnitt dreht er mir noch den Kopf nach schräg oben, deutet dreimal mit den Händen an Stirn und Kinn an, um ihm dann beherzt und nach Bruce Lee-Manier einen schnellen Ruck zu geben. In mir kracht es, als hätte jemand mit dem Knie einen Stock zerbrochen. Ich schreie laut auf, weil ich mich so erschrecke, und die anderen lachen. Willfährig lasse ich den gleichen Kunstgriff noch in die andere Richtung geschehen und draußen auf der Straße fühle ich mich herrlich. Vielleicht ist mit dieser chiropraktischen Intervention eines fünfzehnjährigen Friseurlehrlings endlich die dreiwöchige Genickstarre beendet, die ich seit der Massage damals in Thailand von der fetten Lady mit mir herumgetragen habe.

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