Dienstag, 3. Januar 2017



3.1., Bima, Sape, Labuan Baju
Um vier Uhr läutet der Wecker, ich hätte Bäcker werden sollen. Durch die leeren Straßen latschen wir zurück zum Bahnhof, wo wir noch zwei Stunden darauf warten, dass sich der Fahrer endlich dazu bequemt, loszufahren. Im Schleichtempo zuckeln wir durch vollkommen verwüstete Straßenzüge. Mit Bulldozern zusammengeschobene Schlamm- und Müllberge an jeder Ecke, mit Dreck bedeckte Friedhöfe. Vor einigen Tagen gab´s hier eine gewaltige Überschwemmung und die Schäden sind noch lange nicht behoben. Irgendwann wird es hier unglaublich zu stinken beginnen, noch ist es aber nicht so weit. Außerhalb Bimas müssen wir über eine Fußgängerbrücke gehen und den Bus wechseln. Eine große Autobrücke wurde vom Fluss restlos zerstört. Halbe Häuser wurden weggespült, immer wieder Hangrutsche auf der Straße. Bei all dem Szenario herrscht strahlender Sonnenschein. Hoffentlich schaffen wir es wenigstens heute rechtzeitig zur Fähre. Wann die ablegt, bleibt ein ungelöstes Rätsel. Von sieben bis zehn war schon alles dabei, so mancher faselt auch von zwei Schiffen am Tag. Wir werden es erst mit Sicherheit wissen, als sich das Ding um halb Elf endlich in Bewegung setzen wird. Die Dauer der Überfahrt schätzen wir nach dem Stand des Mondes auf acht bis zehn Stunden und decken uns noch am Hafen mit Proviant ein. An Bord lege ich mir von einer fliegenden Händlerin noch einen Vorrat an Chilis zu, die indonesische Küche schmeckt bisweilen etwas fad. Von fern wie mit Moos überzogen erscheinen die Komodo-Inseln, die wir passieren, bevor wir am Nachmittag in Labuan Bajo einlaufen, einem lärmenden Kaff mit ein paar abgesoffenen Kähnen im Hafenbecken und Reiseagenturen an jeder Ecke. Sammeltaxis mit übersteuerter Musik, hupende Lastwägen, Mopeds ohne Ende. Hier dreht es sich hauptsächlich um Warane und Tauchen und das Geschäft brummt. Nicht leicht, ein passables Quartier zu bekommen. Edina findet oben am Hang ein Haus mit Balkon und herrlicher Aussicht aufs Meer, in dem noch zwei Zimmer zu haben sind und schon ist´s wieder finster. Hier bleiben wir für mindestens fünf Nächte und ich kann gar nicht gebührend zum Ausdruck bringen, wie glücklich ich darüber bin. Endlich ausschlafen. Endlich macht es Sinn, den Rucksack auszupacken. Genug Zeit, die teilweise modrige Wäsche waschen zu lassen und zum Frisör zu gehen. Die meisten Touren starten wohl von unserer strategisch eingerichteten Homebase, deswegen die unverhoffte Entschleunigung. Neben dem Fischmarkt reihen sich Fischbratereien aneinander und in einer von ihnen teilen wir uns einen großen, roten Fisch. Sein Fleisch ist so hart und zäh, dass wir ihn nicht einmal mit den Händen anständig zerkleinern können, aber schmecken tut er. Sambal dazu und Melanzani. Sehr rustikales Ambiente. Das schmutzige Geschirr stapelt sich am Boden und in trübem Wasser werden notdürftig Gläser gespült. Am offenen Feuer dünstet eine Frau Unmengen an grünem Gemüse und der Reis kommt aus großen Bottichen. Mit uns am Tisch ein älterer Einheimischer mit Namen Stefano, der uns in sein Hotel einlädt, weil er sich´s auf Edina steht, obwohl ihm seine hässliche Frau angesäuert gegenüber sitzt. Bier mit Eis. Noch eine dicke, fluffige Palatschinke mit Kondensmilch und Nüssen und dann ist´s gut.

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