3.1., Bima,
Sape, Labuan Baju
Um vier Uhr läutet
der Wecker, ich hätte Bäcker werden sollen. Durch die leeren Straßen latschen
wir zurück zum Bahnhof, wo wir noch zwei Stunden darauf warten, dass sich der
Fahrer endlich dazu bequemt, loszufahren. Im Schleichtempo zuckeln wir durch
vollkommen verwüstete Straßenzüge. Mit Bulldozern zusammengeschobene Schlamm-
und Müllberge an jeder Ecke, mit Dreck bedeckte Friedhöfe. Vor einigen Tagen
gab´s hier eine gewaltige Überschwemmung und die Schäden sind noch lange nicht
behoben. Irgendwann wird es hier unglaublich zu stinken beginnen, noch ist es
aber nicht so weit. Außerhalb Bimas müssen wir über eine Fußgängerbrücke gehen
und den Bus wechseln. Eine große Autobrücke wurde vom Fluss restlos zerstört.
Halbe Häuser wurden weggespült, immer wieder Hangrutsche auf der Straße. Bei all dem Szenario
herrscht strahlender Sonnenschein. Hoffentlich schaffen wir es wenigstens heute
rechtzeitig zur Fähre. Wann die ablegt, bleibt ein ungelöstes Rätsel. Von
sieben bis zehn war schon alles dabei, so mancher faselt auch von zwei Schiffen
am Tag. Wir werden es erst mit Sicherheit wissen, als sich das Ding um halb Elf
endlich in Bewegung setzen wird. Die Dauer der Überfahrt schätzen wir nach dem
Stand des Mondes auf acht bis zehn Stunden und decken uns noch am Hafen mit Proviant
ein. An Bord lege ich mir von einer fliegenden Händlerin noch einen Vorrat an Chilis
zu, die indonesische Küche schmeckt bisweilen etwas fad. Von fern wie mit Moos
überzogen erscheinen die Komodo-Inseln, die wir passieren, bevor wir am
Nachmittag in Labuan Bajo einlaufen, einem lärmenden Kaff mit ein paar
abgesoffenen Kähnen im Hafenbecken und Reiseagenturen an jeder Ecke. Sammeltaxis
mit übersteuerter Musik, hupende Lastwägen, Mopeds ohne Ende. Hier dreht es sich
hauptsächlich um Warane und Tauchen und das Geschäft brummt. Nicht leicht, ein
passables Quartier zu bekommen. Edina findet oben am Hang ein Haus mit Balkon
und herrlicher Aussicht aufs Meer, in dem noch zwei Zimmer zu haben sind und
schon ist´s wieder finster. Hier bleiben wir für mindestens fünf Nächte und ich
kann gar nicht gebührend zum Ausdruck bringen, wie glücklich ich darüber bin.
Endlich ausschlafen. Endlich macht es Sinn, den Rucksack auszupacken. Genug
Zeit, die teilweise modrige Wäsche waschen zu lassen und zum Frisör zu gehen. Die
meisten Touren starten wohl von unserer strategisch eingerichteten Homebase,
deswegen die unverhoffte Entschleunigung. Neben dem Fischmarkt reihen sich
Fischbratereien aneinander und in einer von ihnen teilen wir uns einen großen,
roten Fisch. Sein Fleisch ist so hart und zäh, dass wir ihn nicht einmal mit
den Händen anständig zerkleinern können, aber schmecken tut er. Sambal dazu und
Melanzani. Sehr rustikales Ambiente. Das schmutzige Geschirr stapelt sich am
Boden und in trübem Wasser werden notdürftig Gläser gespült. Am offenen Feuer
dünstet eine Frau Unmengen an grünem Gemüse und der Reis kommt aus großen
Bottichen. Mit uns am Tisch ein älterer Einheimischer mit Namen Stefano, der uns in sein Hotel einlädt, weil er sich´s auf Edina steht, obwohl ihm seine hässliche Frau angesäuert gegenüber sitzt. Bier mit Eis. Noch eine dicke, fluffige Palatschinke mit
Kondensmilch und Nüssen und dann ist´s gut.
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