Donnerstag, 5. Januar 2017



5.1., Labuan Bajo
Noch im Finsteren klettern wir am Hafen in einen Holzkutter, dreizehn andere Westler sind schon da. Russen, Spanier, Brasilianer, Argentinier, Engländer. Knappe drei Stunden wird die Überfahrt zur Inselkette der Komodos dauern. Im Erhöhten Heckbereich sind neben dem Kapitänsstand unter den Holzdielen drei alte Motoren angebracht, die mittels einer Kurbel angestartet werden. Motor für Motor werden Lärm und Vibrationen immer mehr und am Ende kann man sich nur mehr schreiend unterhalten. Am Bug geht’s noch einigermaßen und jeder sucht sich irgendwo eine Ecke zum Schlafen. Nach einer Weile stampfen wir an den ersten Inselgruppen vorbei. Hier treffen Strömungen aus allen Richtungen aufeinander, türmen sich unvermutet hohe Wellen neben ölglattem Wasser auf. Ob das Boot die für die ahnungslose Landratte nicht nachvollziehbaren, wilden Manöver an Strudeln und gekräuseltem Wasser vorbei vorsätzlich unternimmt oder von den Strömungen unkontrolliert  eingeschlotzt und wieder ausgespuckt wird, man weiß es nicht. Das Wasser wird auch von unten nach oben gedrückt, nahe der Inseln treibt es schnell wie ein Fluss entlang. Dazwischen wird das Boot hoch angehoben, wobei innerhalb der beachtlichen Niveauunterschiede eigentlich keine Wellen mehr zu erkennen sind sondern eher sich verschiebende Plattformen. Das erste Eiland, an dem wir vor Anker gehen, hat die Form eines Dreiers, wobei von dem noch zusätzliche Ausläufer und Verzweigungen abgehen, kapiert? Jedenfalls klettern wir in affenartiger Hitze affenartig den Hügel hoch, bis sich unter uns ein fantastischer Blick auf weiße Sandstrände, Steilklippen und benachbarte Inseln auftut. Wieder unten angelangt schnorcheln wir noch kurz in der Bucht herum, bevor wir zum Kernstück der heutigen Ausflugsfahrt, der Insel mit den Komodowaranen weiterfahren. Ein enttäuschendes Unterfangen. Für nicht wenig Geld muss sich die gesamte Gruppe, sechzehn Leute, mit zwei mit langen Astgabeln bewehrten Guides auf einen ausgelatschten Rundgang durch größtenteils ausgeforsteten Wald begeben. Keine Garantie, die Echsen heute zu sehen, meint der eine in gekünstelter Aufregung, das seien ja wilde, sehr scheue Tiere. „We have to be very lucky!“ Das erste Viech liegt schon gelangweilt unter dem Haus der Verwaltung herum, dann noch zwei Phlegmatiker ein Stückchen weiter und später einer, der sich sogar kurz die Beine vertritt. Wie im Zoo hier. Mein Adrenalin steigt höher, wenn ich daheim in den Beserlpark gehe und Taube füttere. Entgegen aller Beteuerungen werden die hier herumlungernden Dragons natürlich gefüttert und haben es im Gegensatz zu ihren zweitausendfünfhundert tatsächlich noch wild lebenden Artgenossen  schon lange aufgegeben, sich selbst um ihre Verpflegung zu kümmern. Ein paar Rehe, blaue Truthähne und Wildschweine huschen auch noch durchs Unterholz, ok. Die nächsten zwei Stopps am Weg retour entschädigen ohnehin mehr als genug für diese Farce. Zuerst der traumhafte Korallengarten vor dem Pink Beach und dann vier RIESIGE Mantas am Manta Point. Im Vorbeifahren sieht einer vom Bootspersonal schon deren Schatten am sieben bis zehn Meter tiefen Meeresgrund und haut sich aus dem fahrenden Boot und der Rest folgt ihm zügig. Unbeeindruckt ziehen die hier ihre Runden und bieten einen beeindruckenden Anblick. Zwei Meter Flügelspannweite locker, elegant und auch respekteinflößend. Während der Heimfahrt lümmeln wir ganz vorne am leicht nach oben gewundenen Bugdreieck herum und lassen uns von der zerstäubten Gischt benetzen, ehe wir wieder im Hafen von Labuan Bajo einlaufen. Dazwischen wird der Kapitän in ruhigeren Gefilden noch von seiner Crew am zweckentfremdeten Autolenkrad abgelöst, damit auch er sich mit Käppchen und Teppich zum kurzen Gebet zurückziehen kann. Parkplatznot wie vor der Stadthalle, wenn das bäuerliche Umland Wien stürmt, um André Rieux oder branchenverwandten Kreaturen zu lauschen, aber der Bruder des Kapitäns schafft mithilfe einer Stange etwas Platz zwischen seinem und dem benachbarten Boot und mit viel Geschiebe und Gezerre quetschen wir uns in die entstandene Lücke. Ein Sundowner in einer im luftigen Obergeschoss untergebrachten Cocktailbar, wo uns zwei ausgewanderte Engländer mit Videos von echten Waran-Expeditionen und ihrem fließenden Bahasa Indonesia unterhalten, dann wieder rustikales Dinner am Fischmarkt.

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