5.1., Labuan
Bajo
Noch im Finsteren
klettern wir am Hafen in einen Holzkutter, dreizehn andere Westler sind schon
da. Russen, Spanier, Brasilianer, Argentinier, Engländer. Knappe drei Stunden
wird die Überfahrt zur Inselkette der Komodos dauern. Im Erhöhten Heckbereich
sind neben dem Kapitänsstand unter den Holzdielen drei alte Motoren angebracht,
die mittels einer Kurbel angestartet werden. Motor für Motor werden Lärm und
Vibrationen immer mehr und am Ende kann man sich nur mehr schreiend unterhalten.
Am Bug geht’s noch einigermaßen und jeder sucht sich irgendwo eine Ecke zum
Schlafen. Nach einer Weile stampfen wir an den ersten Inselgruppen vorbei. Hier
treffen Strömungen aus allen Richtungen aufeinander, türmen sich unvermutet hohe
Wellen neben ölglattem Wasser auf. Ob das Boot die für die ahnungslose Landratte
nicht nachvollziehbaren, wilden Manöver an Strudeln und gekräuseltem Wasser
vorbei vorsätzlich unternimmt oder von den Strömungen unkontrolliert eingeschlotzt und wieder ausgespuckt wird, man
weiß es nicht. Das Wasser wird auch von unten nach oben gedrückt, nahe der
Inseln treibt es schnell wie ein Fluss entlang. Dazwischen wird das Boot hoch
angehoben, wobei innerhalb der beachtlichen Niveauunterschiede eigentlich keine
Wellen mehr zu erkennen sind sondern eher sich verschiebende Plattformen. Das
erste Eiland, an dem wir vor Anker gehen, hat die Form eines Dreiers, wobei von
dem noch zusätzliche Ausläufer und Verzweigungen abgehen, kapiert? Jedenfalls
klettern wir in affenartiger Hitze affenartig den Hügel hoch, bis sich unter
uns ein fantastischer Blick auf weiße Sandstrände, Steilklippen und benachbarte
Inseln auftut. Wieder unten angelangt schnorcheln wir noch kurz in der Bucht
herum, bevor wir zum Kernstück der heutigen Ausflugsfahrt, der Insel mit den
Komodowaranen weiterfahren. Ein enttäuschendes Unterfangen. Für nicht wenig
Geld muss sich die gesamte Gruppe, sechzehn Leute, mit zwei mit langen
Astgabeln bewehrten Guides auf einen ausgelatschten Rundgang durch größtenteils
ausgeforsteten Wald begeben. Keine Garantie, die Echsen heute zu sehen, meint
der eine in gekünstelter
Aufregung, das seien ja wilde, sehr scheue Tiere. „We have to be very lucky!“
Das erste Viech liegt schon gelangweilt unter dem Haus der Verwaltung herum,
dann noch zwei Phlegmatiker ein Stückchen weiter und später einer, der sich
sogar kurz die Beine vertritt. Wie im Zoo hier. Mein Adrenalin steigt höher,
wenn ich daheim in den Beserlpark gehe und Taube füttere. Entgegen aller
Beteuerungen werden die hier herumlungernden Dragons natürlich gefüttert und haben es im Gegensatz zu ihren
zweitausendfünfhundert tatsächlich noch wild lebenden Artgenossen schon lange aufgegeben, sich selbst um ihre
Verpflegung zu kümmern. Ein paar Rehe, blaue Truthähne und Wildschweine huschen
auch noch durchs Unterholz, ok. Die nächsten zwei Stopps am Weg retour
entschädigen ohnehin mehr als genug für diese Farce. Zuerst der traumhafte
Korallengarten vor dem Pink Beach und
dann vier RIESIGE Mantas am Manta Point.
Im Vorbeifahren sieht einer vom Bootspersonal schon deren Schatten am sieben
bis zehn Meter tiefen Meeresgrund und haut sich aus dem fahrenden Boot und der
Rest folgt ihm zügig. Unbeeindruckt ziehen die hier ihre Runden und bieten
einen beeindruckenden Anblick. Zwei Meter Flügelspannweite locker, elegant und
auch respekteinflößend. Während der Heimfahrt lümmeln wir ganz vorne am leicht nach
oben gewundenen Bugdreieck herum und lassen uns von der zerstäubten Gischt benetzen,
ehe wir wieder im Hafen von Labuan Bajo einlaufen. Dazwischen wird der Kapitän
in ruhigeren Gefilden noch von seiner Crew am zweckentfremdeten Autolenkrad
abgelöst, damit auch er sich mit Käppchen und Teppich zum kurzen Gebet
zurückziehen kann. Parkplatznot wie vor der Stadthalle, wenn das bäuerliche
Umland Wien stürmt, um André Rieux oder branchenverwandten Kreaturen zu
lauschen, aber der Bruder des Kapitäns schafft mithilfe einer Stange etwas
Platz zwischen seinem und dem benachbarten Boot und mit viel Geschiebe und
Gezerre quetschen wir uns in die entstandene Lücke. Ein Sundowner in einer im luftigen
Obergeschoss untergebrachten Cocktailbar, wo uns zwei ausgewanderte Engländer
mit Videos von echten Waran-Expeditionen und ihrem fließenden Bahasa Indonesia unterhalten, dann
wieder rustikales Dinner am Fischmarkt.
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