22.1.,
Waiwerang
Um
Sieben höre ich schon die Kirchengemeinde ihre Lieder trällern. Der Kaffee, den
mir der Chef Rafael hinstellt, ist außerordentlich gut, er wird auf Flores
angebaut. Dann malt er mir eine grobe Karte von der Insel Adonara und schon
bald bin ich auf Erkundungsfahrt mit seinem tadellosen Verleihmoped. Das
einzige im ganzen Dorf, so ein Glück. Ohne fahrbaren Untersatz wäre ich
aufgeschmissen, würde ich hier mehr oder weniger festsitzen. Helmpflicht
herrscht nur an Werktagen, am Sonntag machen die Bullen blau. Die Straße nach
Osten ist auf siebzehn Kilometern gar nicht mehr befahrbar, der Rest ist
überwiegend kaputt, aber ok. Von wo weiß ich das? Von Rafael. Ein gebildeter
Mann, sein Bruder studiert sogar in Belgien. Ich folge einer mit einer
Eisenstangeabgesperrten Stichstraße zu einer verlassenen Bucht, einem der
schönsten Orte, an denen ich jemals gewesen bin. Ganz allein stapfe ich durch den
jungfräulichen,fast weißen Sand, in dem ein paar verkümmerte Mangrovenbäume
wachsen. Korallen und Muscheln, kein
Müll. Schwarze, löchrige Basaltfelsen rahmen die Bucht rechts ein, links ragen
gekrümmte Felszinnen wie Finger in alle Himmelsrichtungen. Die Brandung ist
laut.Ein paar recht schöne Unterstände gäbe es auch gegen die Sonne, eine Reuse
aus Bambus lehnt gegen einen Baum. Nur kurz gehe ich ins Wasser,die Strömung ist
mir nicht geheuer. Zum offenen Meer hin bilden Felsen knapp unter der
Wasseroberfläche eine natürliche Barriere mit einemnur schmalen Durchlass und
davor scheint sich das Wasser in alle Richtungen zu drehen.Der letztes Jahr in
Kuba eingebüßte Zehennagel kommt mir in schmerzliche Erinnerung, wider haltlose
Behauptungenlerne ich aus meinen Fehlern. Kleine Fähren tuckern vorüber und nebenan
sehe ich noch weitere Buchten. Ein Typ stört meine Kreise und lässt sich auch
nicht vom Umstand beirren, dass wir kein einziges Wort miteinander teilen
können, außer Indonesia. Er tippt
etwas in sein Telefon und ein Übersetzungsprogramm spuckt Thingsformanyaus. Aha? Also macht er halt Fotos von uns. Den Vulkaniergruß,
den ich immer anwende, damit die Leute etwas nachzudenken haben, kann er auch nicht,
nicht im Ansatz. Ich verlasse den Spasti und setze meine Expedition fort. Ein
Dorf am Hang eines perfekten, rauchenden Vulkans, mittendrin eine Kirche mit
rotem Spitzdach. Typen mit Gewehren und Macheten beim Checkpoint zum nächsten,
offiziellen Strand. Der wohl am besten bewachte Parkplatz ever. Ich zahle anstandslos
meine vierzig Cent Gebühr. Es ist so heiß. Erst als ich unabsichtlich ins
Landesinnere abbiege, beginnt es endlich zu nieseln. Keine Wegweiser,
Blindflug. Ein paar verschlafene Dörfer, kein Warung weit und breit.
Die Straße dampft. Der Regen nimmt zu, ist anfangs aber noch immer sehr
angenehm. Dann ein unglaublicher Wolkenbruch, der mich mit einigen Stopps,
während derer ich mich unterstellen muss, heim treibt. Mohidor kommt, ob ich
mit ihm und seiner Freundin zum Strand will, ich passe. Die Klimaanlage
schnurrt.
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