25.1.,
Lamalera
Frühstück
mit Kaffee und Fettgebäck in aller Hergottsfrühe, ab halb sechs beginnt in
Lamalera schon reges Treiben. Musik mit absurden Bässen wummert aus den
umliegenden Häusern, in Verschlägenwird Fleisch geräuchert. Fotos vom Walfang
hängen im Vorraum meiner Unterkunft.Männer harpunieren mit langen Stangen einen
Wal, den sie zwischen ihre Boote treiben konnten. Dabei springen sie auf den
Rücken des Tieres, um die Spitze möglichst tief in den Körper treiben zu
können. Der Wal schleppt dann das Boot stundenlang hinter sich her, bis er
verendet oder ihm die Fischer den Todesstoß versetzen können. Oft kentern die
Jäger, wenn das Boot von der riesigen Flosse getroffen wird. Fotos von der
Zerlegung eines Wals am Strand zeigen, wie groß die getöteten Tiere mitunter
sind. Deren Fleisch wird auf alle Familien des Dorfes aufgeteilt, die Männer jagen
im Kollektiv.Rechts oberhalb der Bucht habe ich gestern einen perfekten
Unterstand auf Stelzen mit Ausblick auf den „Hafen“ und die gesamte Bucht
gefunden, dort hänge ich mir die Hängematte auf. Ein Fischer am Weg meint,
morgen um Sieben könnte ich ihn begleiten, sein Boot hießeKannibal. Ich bin gespannt. Hoffentlich steht nicht nur
Stoppelfischen am Programm. Fläze ich so in meiner Matte, geht am Strand unter
mir plötzlich voll die Post ab. Vor einigen Minuten, als die Glocke der kleinen
Kapelle geläutet hat, habe ich mir nichts dabei gedacht, jetzt werden über
zwanzig Booteinnerhalb von Minuten unter lautstarkem Geschrei über die Hölzer
ins Wasser geschoben. Jeweils ein kleineres mit Außenbordmotor nimmt dann ein
größeres in Schlepp. Auf den motorisierten Booten befinden sich um die fünfMann,
auf den anderen jeweils zirka zwölf. Keine Segel, nur ein Boot hat seitliche
Ausleger. Alles geht richtig schnell. Von hier oben habe ich die perfekte
Übersicht, aber da unten auf einem der Boote wäre es sicher noch viel
spannender. Wo kommen die vielen Männer her? Das sind weit mehr als hundert. Vielleicht
aus den umliegenden Dörfern. Ein konzertierter, eigentlich für hiesige
Gebräuche völlig untypischer Aufbruch. Viel Aufwand, vielleicht hat irgendwer
etwas gesehen. Die übliche Walfangsaison ist in meinem Reiseführer von Mai bisOktober
angegeben, wenn die Wale durch die Sunda-Straße ziehen. Nach zwei, drei
Kilometern verliere ich die Flotte aus den Augen. Eineinhalb Stunden später
kommen die Boote ohne Fang zurück und werden in schweißtreibender Arbeit wieder
hoch zu den Unterständen geschoben. Ein Mann erzählt mir später, jemand hätte
einen Delphin gesehen. Fisch und Reis für mich zu Mittag, am Abend zur
Abwechslung ein Ei. Am Nachmittag regnet es sich ein und ich lese.
1 Kommentar:
Das mit der Hängematte ist eine super Idee! Ich habe mir jetzt auch für meine wärmeren Reiseziele eine schöne gekauft (von http://haengemattenshop.com/, die haben super Modelle) und die kommt jetzt jedes Mal mit. Was gibt es schöneres, als dem Rauschen der Wellen zu lauschen und sich ein eiskaltes Bier zu genehmigen.
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