Samstag, 28. Januar 2017



25.1., Lamalera
Frühstück mit Kaffee und Fettgebäck in aller Hergottsfrühe, ab halb sechs beginnt in Lamalera schon reges Treiben. Musik mit absurden Bässen wummert aus den umliegenden Häusern, in Verschlägenwird Fleisch geräuchert. Fotos vom Walfang hängen im Vorraum meiner Unterkunft.Männer harpunieren mit langen Stangen einen Wal, den sie zwischen ihre Boote treiben konnten. Dabei springen sie auf den Rücken des Tieres, um die Spitze möglichst tief in den Körper treiben zu können. Der Wal schleppt dann das Boot stundenlang hinter sich her, bis er verendet oder ihm die Fischer den Todesstoß versetzen können. Oft kentern die Jäger, wenn das Boot von der riesigen Flosse getroffen wird. Fotos von der Zerlegung eines Wals am Strand zeigen, wie groß die getöteten Tiere mitunter sind. Deren Fleisch wird auf alle Familien des Dorfes aufgeteilt, die Männer jagen im Kollektiv.Rechts oberhalb der Bucht habe ich gestern einen perfekten Unterstand auf Stelzen mit Ausblick auf den „Hafen“ und die gesamte Bucht gefunden, dort hänge ich mir die Hängematte auf. Ein Fischer am Weg meint, morgen um Sieben könnte ich ihn begleiten, sein Boot hießeKannibal. Ich bin gespannt. Hoffentlich steht nicht nur Stoppelfischen am Programm. Fläze ich so in meiner Matte, geht am Strand unter mir plötzlich voll die Post ab. Vor einigen Minuten, als die Glocke der kleinen Kapelle geläutet hat, habe ich mir nichts dabei gedacht, jetzt werden über zwanzig Booteinnerhalb von Minuten unter lautstarkem Geschrei über die Hölzer ins Wasser geschoben. Jeweils ein kleineres mit Außenbordmotor nimmt dann ein größeres in Schlepp. Auf den motorisierten Booten befinden sich um die fünfMann, auf den anderen jeweils zirka zwölf. Keine Segel, nur ein Boot hat seitliche Ausleger. Alles geht richtig schnell. Von hier oben habe ich die perfekte Übersicht, aber da unten auf einem der Boote wäre es sicher noch viel spannender. Wo kommen die vielen Männer her? Das sind weit mehr als hundert. Vielleicht aus den umliegenden Dörfern. Ein konzertierter, eigentlich für hiesige Gebräuche völlig untypischer Aufbruch. Viel Aufwand, vielleicht hat irgendwer etwas gesehen. Die übliche Walfangsaison ist in meinem Reiseführer von Mai bisOktober angegeben, wenn die Wale durch die Sunda-Straße ziehen. Nach zwei, drei Kilometern verliere ich die Flotte aus den Augen. Eineinhalb Stunden später kommen die Boote ohne Fang zurück und werden in schweißtreibender Arbeit wieder hoch zu den Unterständen geschoben. Ein Mann erzählt mir später, jemand hätte einen Delphin gesehen. Fisch und Reis für mich zu Mittag, am Abend zur Abwechslung ein Ei. Am Nachmittag regnet es sich ein und ich lese.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Das mit der Hängematte ist eine super Idee! Ich habe mir jetzt auch für meine wärmeren Reiseziele eine schöne gekauft (von http://haengemattenshop.com/, die haben super Modelle) und die kommt jetzt jedes Mal mit. Was gibt es schöneres, als dem Rauschen der Wellen zu lauschen und sich ein eiskaltes Bier zu genehmigen.