Mittwoch, 18. Januar 2017



16.1., Moni, Maumere
Schon kurz nach 4.00 brechen wir zu siebt auf zum Vulkan Kelimutu, ein Holländer hat sich gestern noch zu unserem Haufen gesellt. Unser wahnsinnig unsympathischer Vermieter fährt uns fünfzehn Kilometer hoch zum Parkplatz und von dort gehen wir noch ein halbes Stündchen hoch zu den drei Kraterseen. Durch Auswaschung unterschiedlicher Mineralien und durch den unterschiedlichen Sauerstoffgehalt im Wasser waren diese Seen scheinbar irgendwann einmal unterschiedlich eingefärbt, obwohl in unmittelbarer Nähe zueinander, nämlich rot, schwarz und grün. Ein heiliger Ort für die Anrainer, Ruhestätte der Verstorbenen. Kinderseelen wohnen demnach im grünen Bereich, die Bösen dösen im schwarzen See und ähnlicher Hokuspokus. Bei Sonnenaufgang soll der Anblick am beeindruckensten sein. Wir also mit vielleicht zwanzig anderen hoch zur Aussichtsplattform und dann angestrengtes Schauen durch Dunkelheit und Nebel, bis es endlich hell wird. Der Wind pfeift, es ist kalt und riecht nach Schwefel und die Nebelschwaden sind dicht, bis es nach zwei Stunden doch noch aufreißt und den Blick freigibt auf einen hellgrünen See, einen grünen und einen dunkelgrünen. Ist auch ganz schön, aber nicht das, was einem hier versprochen wird. Viel Lärm um wenig, am Weg zurück hüpfen wir noch in eine lauwarme Quelle. Dann lassen wir uns gleich nach Maumere noch weiter östlich chauffieren. Eng ist´s und die ewigen Serpentinen machen den Trip recht mühsam, aber so richtig anstrengend ist der infantile Musikgeschmack unseres Fahrers, an dem er uns lautstark teilhaben lässt. Bruno Mars, Tattoo, eine schwarze Boyband, deren Name mir nicht einfallen will und deren Mitglieder sich dadurch auszeichnen, ohne Seele geboren worden zu sein. Mädchen- und Eunuchenstimmen wimmern stundenlang von Tränen und Abschied und romantischen Gefühlen, uns bluten die Ohren. Maumere, vom Reiseführer wieder hoch wegen seiner unzähligen Ausflugsmöglichkeiten gepriesen, stellt sich als ein lärmendes, gesichtsloses Städtchen heraus und die östlich davon angesiedelten Resorts als realitätsfremd oder im Dornröschenschlaf. Die erste Bude hätte gerne für einen Reihenverschlag mit Matratze auf dem Boden und ohne Klo oder Dusche umgerechnet fünfundzwanzig Euro und in den anschließenden Herbergen befinden sich die Angestellten im kollektiven Wachkoma. Die teilweise schwer ramponierten Bambushütten sind völlig verdreckt, am Grundstück liegt Unrat verstreut und die Flut verschluckt den schwarzen Sandstrand vollständig. Total deprimierend hier. Da wir alle ausgehungert sind, bestellen wir uns in einer Anlage der Einfachheit halber siebenmal gebratene Nudeln, bevor wir weiterziehen, und es dauert eineinhalb Stunden, bis das Fertigfressen endlich am Tisch steht. Alle Anwesenden scheinen dauerbekifft, das hat mit dörflicher Beschaulichkeit nichts mehr zu tun. Wir müssen wieder zurück in die Stadt, um heute noch irgendwo unterzukommen. Ein Muldenkipper mit Resten von Erde auf seiner Ladefläche nimmt uns mit, das sorgt für ungeheures Aufsehen und macht Spaß. Er fährt uns direkt bis vor die Haustür des Hotels Gardena, wo wir vom Plebs umjubelt in ebenfalls völlig heruntergekommene, aber immerhin klimatisierte Zimmer einchecken. Scharfes, gutes Essen von der Straßenküche noch und der lange Tag findet sein Ende.

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