16.1., Moni,
Maumere
Schon kurz
nach 4.00 brechen wir zu siebt auf zum Vulkan Kelimutu, ein Holländer hat sich gestern
noch zu unserem Haufen gesellt. Unser wahnsinnig unsympathischer Vermieter fährt
uns fünfzehn Kilometer hoch zum Parkplatz und von dort gehen wir noch ein
halbes Stündchen hoch zu den drei Kraterseen. Durch Auswaschung
unterschiedlicher Mineralien und durch den unterschiedlichen Sauerstoffgehalt
im Wasser waren diese Seen scheinbar irgendwann einmal unterschiedlich
eingefärbt, obwohl in unmittelbarer Nähe zueinander, nämlich rot, schwarz und
grün. Ein heiliger Ort für die Anrainer, Ruhestätte der Verstorbenen.
Kinderseelen wohnen demnach im grünen Bereich, die Bösen dösen im schwarzen See
und ähnlicher Hokuspokus. Bei Sonnenaufgang soll der Anblick am beeindruckensten
sein. Wir also mit vielleicht zwanzig anderen hoch zur Aussichtsplattform und
dann angestrengtes Schauen durch Dunkelheit und Nebel, bis es endlich hell
wird. Der Wind pfeift, es ist kalt und riecht nach Schwefel und die Nebelschwaden
sind dicht, bis es nach zwei Stunden doch noch aufreißt und den Blick freigibt
auf einen hellgrünen See, einen grünen und einen dunkelgrünen. Ist auch ganz
schön, aber nicht das, was einem hier versprochen wird. Viel Lärm um wenig, am
Weg zurück hüpfen wir noch in eine lauwarme Quelle. Dann lassen wir uns gleich
nach Maumere noch weiter östlich chauffieren. Eng ist´s und die ewigen
Serpentinen machen den Trip recht mühsam, aber so richtig anstrengend ist der
infantile Musikgeschmack unseres Fahrers, an dem er uns lautstark teilhaben
lässt. Bruno Mars, Tattoo, eine schwarze Boyband, deren Name mir nicht
einfallen will und deren Mitglieder sich dadurch auszeichnen, ohne Seele
geboren worden zu sein. Mädchen- und Eunuchenstimmen wimmern stundenlang von
Tränen und Abschied und romantischen Gefühlen, uns bluten die Ohren. Maumere,
vom Reiseführer wieder hoch wegen seiner unzähligen Ausflugsmöglichkeiten gepriesen,
stellt sich als ein lärmendes, gesichtsloses Städtchen heraus und die östlich
davon angesiedelten Resorts als realitätsfremd oder im Dornröschenschlaf. Die
erste Bude hätte gerne für einen Reihenverschlag mit Matratze auf dem Boden und
ohne Klo oder Dusche umgerechnet fünfundzwanzig Euro und in den anschließenden
Herbergen befinden sich die Angestellten im kollektiven Wachkoma. Die teilweise
schwer ramponierten Bambushütten sind völlig verdreckt, am Grundstück liegt
Unrat verstreut und die Flut verschluckt den schwarzen Sandstrand vollständig.
Total deprimierend hier. Da wir alle ausgehungert sind, bestellen wir uns in
einer Anlage der Einfachheit halber siebenmal gebratene Nudeln, bevor wir
weiterziehen, und es dauert eineinhalb Stunden, bis das Fertigfressen endlich
am Tisch steht. Alle Anwesenden scheinen dauerbekifft, das hat mit dörflicher
Beschaulichkeit nichts mehr zu tun. Wir müssen wieder zurück in die Stadt, um
heute noch irgendwo unterzukommen. Ein Muldenkipper mit Resten von Erde auf
seiner Ladefläche nimmt uns mit, das sorgt für ungeheures Aufsehen und macht
Spaß. Er fährt uns direkt bis vor die Haustür des Hotels Gardena, wo wir vom
Plebs umjubelt in ebenfalls völlig heruntergekommene, aber immerhin
klimatisierte Zimmer einchecken. Scharfes, gutes Essen von der Straßenküche noch
und der lange Tag findet sein Ende.
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