Mittwoch, 18. Januar 2017



17.1., Maumere
Toast mit Marmelade vom Hotel, von der Bäckerei ums Eck holen wir uns noch süße Laberl mit Käse, Mayo, Erbsen, Mais und Speckstückchen drauf. Die sind natürlich auch Dreck, aber immerhin nahrhaft. Aiden bekommt von seinem Freund Fabio zum siebenten Jahrestag eine Biskuitschnitte in den Regenbogenfarben und dann planen wir den Tag. Keine Mopeds, keine Strände in Reichweite. Heute soll aber im Pasar Alok ein besonderer Markt stattfinden, wo die Leute aus der Umgebung ihre Tiere verkaufen. Bis wir endlich aufbrechen, vergehen Stunden. Zu viele Leute. Einer geht noch duschen, eine muss aufs Klo, einer schaut Tennis im TV, einer zieht sich andere Schuhe an. Aus dem geschätzten Kilometer dorthin werden eher fünf und der Markt ist dann groß, aber ansonsten so wie jeder andere auch. Kleine Schwertfische werden verkauft, nicht mehr ganz taufrisches Fleisch, Obst, teilweise unbekanntes Gemüse, Haushaltswaren. Männer, die zusammensitzen und einen auf ein Glas Arak einladen wollen. Am interessantesten sind noch ein Typ, der mit seinen Sandalen an in einem großen Kübel Karotten wäscht und Kinder, die einen befeuerten Behälter aus Metall drehen und damit Popcorn machen. Dann chartern wir einen Pritschenwagen, das geht ganz leicht. Jeder freut sich unheimlich, uns irgendwo hinbringen zu dürfen. Im Beach Resort außerhalb Maumeres sind wir wie gewohnt die einzigen Gäste am Pool, Strand in dem Sinn gibt es keinen. Braunes Wasser schwappt durch vereinzelte Mangrovenbäume im Schlamm. Außer einem Wettschwimmen mit ein paar Einheimischen passiert nicht viel, ist aber trotzdem in der Ordnung. Der Schmäh rennt ganz gut bei so vielen unterschiedlichen Typen. Am Abend bringt uns ein Englisch sprechender Alter nach dem obligatorischen Zwischenstopp bei der Straßenküche zur Mitra Karaoke Bar, dem Vernehmen nach der Hütte, wo sich die Einheimischen am ehesten bei einem kühlen Bierchen treffen. Dort sitzen im Innenhof zehn Nutten bei einem Glas Wasser zusammen und schauen uns ausdruckslos an, als wir einreiten. Im angrenzenden, leeren Raum flackern Discolichter zu übersteuertem Dancefloor-Lärm. Vier Euro für ein Bier und drei Euro für ein Mädchen pro Stunde, man müsse aber mindestens zwei Damen buchen. Wir verlassen das getarnte Puff und der Alte führt uns zu einer privaten Karaoke-Feier von Bekannten von ihm. Auf der Terrasse vor einem Haus sitzen fünf Typen beieinander. Ein Pensi trällert mit Inbrunst ein Lied, begleitet wird er von einem Virtuosen am Keyboard. Mit einer Tschick zwischen seinen Fingern entlockt er dem Gerät im positiven Sinn Ungeheuerliches, per Knopfdruck freilich unterstützt von eingespeicherten Rhythmen und anderen Instrumenten. Zwei überdimensionierte Boxentürme verstärken die Darbietung infernal. Wir werden aufs Allerherzlichste begrüßt, Snacks und Arak werden aufgewartet, dann singt und tanzt unser Stadtführer mit der Schottin Kerstie, der einzigen anwesenden Frau. Bei der nächsten Darbietung, Country Roads, können auch wir endlich mitgrölen und die Nachbarn machen es sich im Garten bequem und schauen und klatschen. Irgendwann setze ich mich ab und überraschenderweise finde ich meinen Weg durch die jetzt schon leeren und finsteren Gassen heim.

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