Mittwoch, 18. Januar 2017



12.,13.1., Bajuan Labo, Aimere, Bajava
Von gestern gibt´s nicht viel zu berichten. Die achte Limonenpalatschinke in Folge, meinen Anschlussbus gen Osten organisieren mit Yohanes Don Bosco, meinem Wirten. Der restliche Tag wird eingedenk vorangegangener Strapazen verchillt. Und das erste Mal seit zwei Monaten muss ich Cash abheben, die Bargeldreserven sind erschöpft. Heute um 5.00 raffe ich mich endlich auf, Bajo Jagu zu verlassen. Nächster Halt: Das kleine Hafenstädtchen Aimere. Dieses Zimmer werde ich vermissen. Eine saubere und neue, nicht angeschimmelte Matratze, keine Wanzen oder sonstigen Viecher, eine Klimaanlage, die leise vor sich hin schnurrend das tut, wofür sie gebaut wurde. Und nicht zuletzt der luftige Balkon oben am Hang mit dem Hafenausblick. Anyway. Auf der Hauptstraße wartet der schon jetzt gut besuchte Bus mit abgestelltem Motor auf mich. Er dürfte schon länger hier stehen, obwohl ich ohnehin zu früh dran bin. Die indonesische Gummizeit scheint in beide Richtungen elastisch und es ist auch jedem egal. Dann kurven wir los. Kein gerader Meter auf Flores bis auf einige wenige Ebenen mit Reisfeldern. Der Rest ist Kurven und Serpentinen. Teilweise ärmliche Holzhütten stehen entlang dem Transflores Highway, der einzigen ernst zu nehmenden Straße der Insel und Stolz der Nation, wo Matratzen in der Sonne liegen, um die Wanzen zu dezimieren, wo Kleidung zum Trocknen auf verfliesten Gräbern in den Vorgärten hängt. Kinder am Weg zur Schule in Uniformen, die eher Fußballtrikots ähneln, der Geruch nach Gewürznelken und Kotze im Bus. Viel mehr Kirchen als Moscheen, mehr als neunzig Prozent der Insulaner sind wegen früherer portugiesischer und holländischer Kolonialisierung Fans von Jesus und seinem Dad. Nach vier Stunden und rund hundert Kilometern kommen wir in Ruteng an, die Hälfte des Weges. Die Transportmafia stürmt den Bus und zehn Leute schreien gleichzeitig auf mich ein. Ich flüchte mich in einen Wirten und trinke erst einmal Kaffee mit Beni, einem zutraulichen Taxler ohne Eigeninteresse, weil auf Fahrgäste in die andere Richtung wartend. Nach mühsamem Smalltalk steckt er mich freundlicherweise in den nächsten Bus nach Bajawa, der bereits bummvoll ist. Ganz hinten komme ich auf ein paar Säcken unter, die wiederum auf irgendwelchen Kartons liegen. Alles wird am Ende der Fahrt vollständig zerdrückt sein, die Leute müssen notgedrungen über das Zeug klettern oder so wie ich darauf sitzen. Langsam schleicht der Bus hoch in die kühleren Berge, etwas Regen fällt. Die Frau neben mir stillt ihr Kind, einer sagt „Yes, cool“ zu mir und alle freuen sich. Unterwegs bleiben wir für eine Affenfütterung stehen, dann folgt eine längere Pause, weil große Bündel von Brennholz geladen werden müssen. Die werden mit Seilen an die Heckscheibe gebunden, reine Routine. In Erwartung eines lauschigen Fischerdorfes hüpfe ich schließlich in Aimere raus und frage mich durch nach dem Zentrum. Das heißt, ich zeichne mit den Fingern einen Kreis in den Staub und frage nach dem Punkt in der Mitte. Ich sei schon mittendrin, gibt man mir zu verstehen. Hier gibt es nichts außer ein paar Häusern entlang der Straße. Der Autor meines Reiseführers kann unmöglich jemals hier gewesen sein. Was jetzt? Niemand versteht mich. Ein junger Bursche nimmt sich endlich meiner an, ein Techniker aus Jakarta. Er hält für mich den nächsten Minivan auf, der vorbeikommt und gemeinsam mit zwei Deutschen, einem Portugiesen, einem Iren und einer Schottin steige ich eine Stunde später in Bajawa aus. Die haben für diesen Luxusbus auch nicht mehr bezahlt als ich für die öffentliche Variante und sind erst um acht Uhr los von Labuan Bajo. Geschlossen handeln wir in einer verwahrlosten Bude für drei Zimmer einen akzeptablen Preis aus und kehren noch in einer sehr feindseligen Fressbude ein, bevor wir uns vor unseren Zimmern zusammensetzen und Bier trinken. Ein Koch, ein Kellner, ein Weinverkäufer, ein Möbelzusammenbauer bei Ikea, eine Betreuerin autistischer Kinder. Bajawa liegt auf tausend Metern und die Nacht wird angenehm kühl.

Keine Kommentare: