12.,13.1.,
Bajuan Labo, Aimere, Bajava
Von gestern
gibt´s nicht viel zu berichten. Die achte Limonenpalatschinke in Folge, meinen
Anschlussbus gen Osten organisieren mit Yohanes Don Bosco, meinem Wirten. Der
restliche Tag wird eingedenk vorangegangener Strapazen verchillt. Und das erste
Mal seit zwei Monaten muss ich Cash abheben, die Bargeldreserven sind
erschöpft. Heute um 5.00 raffe ich mich endlich auf, Bajo Jagu zu verlassen.
Nächster Halt: Das kleine Hafenstädtchen Aimere. Dieses Zimmer werde ich
vermissen. Eine saubere und neue, nicht angeschimmelte Matratze, keine Wanzen
oder sonstigen Viecher, eine Klimaanlage, die leise vor sich hin schnurrend das
tut, wofür sie gebaut wurde. Und nicht zuletzt der luftige Balkon oben am Hang
mit dem Hafenausblick. Anyway. Auf der Hauptstraße wartet der schon jetzt gut
besuchte Bus mit abgestelltem Motor auf mich. Er dürfte schon länger hier
stehen, obwohl ich ohnehin zu früh dran bin. Die indonesische Gummizeit scheint
in beide Richtungen elastisch und es ist auch jedem egal. Dann kurven wir los. Kein
gerader Meter auf Flores bis auf einige wenige Ebenen mit Reisfeldern. Der Rest
ist Kurven und Serpentinen. Teilweise ärmliche Holzhütten stehen entlang dem Transflores Highway, der einzigen ernst
zu nehmenden Straße der Insel und Stolz der Nation, wo Matratzen in der Sonne
liegen, um die Wanzen zu dezimieren, wo Kleidung zum Trocknen auf verfliesten
Gräbern in den Vorgärten hängt. Kinder am Weg zur Schule in Uniformen, die eher
Fußballtrikots ähneln, der Geruch nach Gewürznelken und Kotze im Bus. Viel mehr
Kirchen als Moscheen, mehr als neunzig Prozent der Insulaner sind wegen
früherer portugiesischer und holländischer Kolonialisierung Fans von Jesus und
seinem Dad. Nach vier Stunden und rund hundert Kilometern kommen wir in Ruteng
an, die Hälfte des Weges. Die Transportmafia stürmt den Bus und zehn Leute
schreien gleichzeitig auf mich ein. Ich flüchte mich in einen Wirten und trinke
erst einmal Kaffee mit Beni, einem zutraulichen Taxler ohne Eigeninteresse,
weil auf Fahrgäste in die andere Richtung wartend. Nach mühsamem Smalltalk
steckt er mich freundlicherweise in den nächsten Bus nach Bajawa, der bereits
bummvoll ist. Ganz hinten komme ich auf ein paar Säcken unter, die wiederum auf
irgendwelchen Kartons liegen. Alles wird am Ende der Fahrt vollständig zerdrückt
sein, die Leute müssen notgedrungen über das Zeug klettern oder so wie ich
darauf sitzen. Langsam schleicht der Bus hoch in die kühleren Berge, etwas
Regen fällt. Die Frau neben mir stillt ihr Kind, einer sagt „Yes, cool“ zu mir
und alle freuen sich. Unterwegs bleiben wir für eine Affenfütterung stehen,
dann folgt eine längere Pause, weil große Bündel von Brennholz geladen werden
müssen. Die werden mit Seilen an die Heckscheibe gebunden, reine Routine. In
Erwartung eines lauschigen Fischerdorfes hüpfe ich schließlich in Aimere raus
und frage mich durch nach dem Zentrum. Das heißt, ich zeichne mit den Fingern
einen Kreis in den Staub und frage nach dem Punkt in der Mitte. Ich sei schon
mittendrin, gibt man mir zu verstehen. Hier gibt es nichts außer ein paar
Häusern entlang der Straße. Der Autor meines Reiseführers kann unmöglich jemals
hier gewesen sein. Was jetzt? Niemand versteht mich. Ein junger Bursche nimmt
sich endlich meiner an, ein Techniker aus Jakarta. Er hält für mich den
nächsten Minivan auf, der vorbeikommt und gemeinsam mit zwei Deutschen, einem
Portugiesen, einem Iren und einer Schottin steige ich eine Stunde später in Bajawa
aus. Die haben für diesen Luxusbus auch nicht mehr bezahlt als ich für die
öffentliche Variante und sind erst um acht Uhr los von Labuan Bajo. Geschlossen
handeln wir in einer verwahrlosten Bude für drei Zimmer einen akzeptablen Preis
aus und kehren noch in einer sehr feindseligen Fressbude ein, bevor wir uns vor
unseren Zimmern zusammensetzen und Bier trinken. Ein Koch, ein Kellner, ein Weinverkäufer,
ein Möbelzusammenbauer bei Ikea, eine Betreuerin autistischer Kinder. Bajawa
liegt auf tausend Metern und die Nacht wird angenehm kühl.
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