Dienstag, 3. Januar 2017



2.1., Pulau Moyo, Sumbawa Besar, Bima

Mit der Sonne stehen wir auf, das Boot legt fast leer und bei absolut ruhiger See pünktlich um 6.30 ab. Jeff fährt ebenfalls aufs Festland, um seine restlos aufgebrauchten Vorräte aufzufüllen und wartet mit Borit und  mit ein paar Mopedheinis am Pier, die uns zum Haus der Eltern seiner Frau führen. Durch enge Gänge gelangen wir vorbei an einem Begrüßungsspalier der Anrainer zu einem lauschigen Innenhof, wo wir unter einem schattigen Baldachin aus Holz sehr gut verköstigt werden, ehe wir schon wieder los zum Busterminal müssen. Um drei Uhr nachmittags soll der Kleinbus, den wir nehmen werden, dann in Bima ankommen. Dort müssen wir nur noch einmal für eine einstündige Fahrt nach Sape weiter im Osten umsteigen, um von dort mit genügend Zeitpolster die Fähre um acht Uhr rüber nach Flores zu erwischen. Super! Nicht viel Leerlauf, gute Abstimmung der Anschlüsse, vielleicht sogar mit Klima im Minivan. Oder so ähnlich. Mit einem engen, schäbigen Bus für das gemeine Fußvolk beginnen wir das Reisemartyrium. Unsere Rucksäcke werden auf dem Dach verstaut. Da das Vehikel noch so gut wie leer ist, entscheiden wir uns für die hinterste Sitzreihe. Ich in der Mitte, links von mir Ena und dann Edina. Rechts von mir nimmt ein Alter in traditioneller Tracht mit Schiffchen am Kopf Platz, dem ich in Ermangelung anderer Verständigungswerkzeuge ein paar Fotos unserer bisherigen Reise zeige. Aus dem Lautsprecher oberhalb dudelt akzeptable, moderne Indo-Musik. So weit, so gut. Nachdem sich der Bus endlich gefüllt hat, fahren wir los und schon nach kurzer Fahrt kotzt sich ein Kind an. Für solche Eventualitäten hängen an der Haltestange wenigstens Sackerl zur freien Entnahme. Dann setzt stundenlanger, heftiger Regen ein. Rinnsale bahnen sich ihren Weg durch die Lautsprecherabdeckungen und die Türdichtungen, tropfen durch durchgerostete Stellen und nicht zur Gänze verschließbare Fenster. Das ganze wächst sich zu einer veritablen Überschwemmung aus. Edina sitzt außen und versucht, das eindringende Wasser mit Tüchern irgendwie umzuleiten, dem Pensi neben mir sickert die Suppe auch schon in die Ritze und er geht auf Tuchfühlung. Weil er aus dem Mund riecht, als würde er schon seit geraumer Zeit an Darmverschluss leiden, bekommt  er als erste Notfallmaßnahme ein Kaubonbon, das er, weil zahnlos, andächtig weglutscht, während wir langsam absaufen. Ich fühle mich hier wie in einem selbstgehäckelten nordkoreanischen U-Boot. Alle Scheiben sind beschlagen, viele rauchen, die Straßen stehen teilweise unter Wasser. Der Busboy klettert affenartig aufs Dach, um die Ladung zu sichern, steigt über den mit Säcken und Kartons verstellten Mittelgang, um die Windschutzscheibe innen abzuwischen und stopft Ritzen, während der Fahrer unbeirrt durch die mittlerweile hereingebrochene Dunkelheit fetzt. Bergauf lauert der sehnige Allrounder beim hinteren Einstieg mit einem Holzkeil in der Hand, auf dass der Bus nicht nach hinten wegrutscht, sollte ihm bergauf gänzlich der Antrieb abhandenkommen. Es hat den Anschein, als ob bei ärgeren Bodenunebenheiten gelegentlich Zeug vom Dach fällt. Manche Fahrgäste schlagen dann Alarm und der Bus fährt trotzdem weiter. Neun Stunden lang spielt es die gleiche Musik, sieben Lieder in Endlosschleife. Als wir nach neun Stunden endlich in Bima einfahren, schält sich schon meine Rinde vom Großhirn. Wir sind nass, verschwitzt, müde und angesäuert. Der letzte Bus zum Fährhafen ist schon lange weg. Es bleibt nichts anderes, als für die kurze Nacht in einer überteuerten Bruchbude abzusteigen.

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