2.1., Pulau
Moyo, Sumbawa Besar, Bima
Mit der
Sonne stehen wir auf, das Boot legt fast leer und bei absolut ruhiger See
pünktlich um 6.30 ab. Jeff fährt ebenfalls aufs Festland, um seine restlos
aufgebrauchten Vorräte aufzufüllen und wartet mit Borit und mit ein paar Mopedheinis am Pier, die uns zum
Haus der Eltern seiner Frau führen. Durch enge Gänge gelangen wir vorbei an
einem Begrüßungsspalier der Anrainer zu einem lauschigen Innenhof, wo wir unter
einem schattigen Baldachin aus Holz sehr gut verköstigt werden, ehe wir schon
wieder los zum Busterminal müssen. Um drei Uhr nachmittags soll der Kleinbus,
den wir nehmen werden, dann in Bima ankommen. Dort müssen wir nur noch einmal
für eine einstündige Fahrt nach Sape weiter im Osten umsteigen, um von dort mit
genügend Zeitpolster die Fähre um acht Uhr rüber nach Flores zu erwischen.
Super! Nicht viel Leerlauf, gute Abstimmung der Anschlüsse, vielleicht sogar
mit Klima im Minivan. Oder so ähnlich. Mit einem engen, schäbigen Bus für das
gemeine Fußvolk beginnen wir das Reisemartyrium. Unsere Rucksäcke werden auf
dem Dach verstaut. Da das Vehikel noch so gut wie leer ist, entscheiden wir uns
für die hinterste Sitzreihe. Ich in der Mitte, links von mir Ena und dann
Edina. Rechts von mir nimmt ein Alter in traditioneller Tracht mit Schiffchen
am Kopf Platz, dem ich in Ermangelung anderer Verständigungswerkzeuge ein paar Fotos
unserer bisherigen Reise zeige. Aus dem Lautsprecher oberhalb dudelt akzeptable,
moderne Indo-Musik. So weit, so gut. Nachdem sich der Bus endlich gefüllt hat,
fahren wir los und schon nach kurzer Fahrt kotzt sich ein Kind an. Für solche
Eventualitäten hängen an der Haltestange wenigstens Sackerl zur freien Entnahme. Dann setzt stundenlanger, heftiger Regen ein. Rinnsale bahnen sich
ihren Weg durch die Lautsprecherabdeckungen und die Türdichtungen, tropfen
durch durchgerostete Stellen und nicht zur Gänze verschließbare Fenster. Das
ganze wächst sich zu einer veritablen Überschwemmung aus. Edina sitzt außen und
versucht, das eindringende Wasser mit Tüchern irgendwie umzuleiten, dem Pensi
neben mir sickert die Suppe auch schon in die Ritze und er geht auf
Tuchfühlung. Weil er aus dem Mund riecht, als würde er schon seit geraumer Zeit
an Darmverschluss leiden, bekommt er als
erste Notfallmaßnahme ein Kaubonbon, das er, weil zahnlos, andächtig weglutscht, während wir langsam absaufen.
Ich fühle mich hier wie in einem selbstgehäckelten nordkoreanischen U-Boot. Alle
Scheiben sind beschlagen, viele rauchen, die Straßen stehen teilweise unter
Wasser. Der Busboy klettert affenartig aufs Dach, um die Ladung zu sichern,
steigt über den mit Säcken und Kartons verstellten Mittelgang, um die
Windschutzscheibe innen abzuwischen und stopft Ritzen, während der Fahrer unbeirrt
durch die mittlerweile hereingebrochene Dunkelheit fetzt. Bergauf lauert der sehnige
Allrounder beim hinteren Einstieg mit einem Holzkeil in der Hand, auf dass der
Bus nicht nach hinten wegrutscht, sollte ihm bergauf gänzlich der Antrieb abhandenkommen.
Es hat den Anschein, als ob bei ärgeren Bodenunebenheiten gelegentlich Zeug vom
Dach fällt. Manche Fahrgäste schlagen dann Alarm und der Bus fährt trotzdem weiter.
Neun Stunden lang spielt es die gleiche Musik, sieben Lieder in Endlosschleife.
Als wir nach neun Stunden endlich in Bima einfahren, schält sich schon meine
Rinde vom Großhirn. Wir sind nass, verschwitzt, müde und angesäuert. Der letzte
Bus zum Fährhafen ist schon lange weg. Es bleibt nichts anderes, als für die
kurze Nacht in einer überteuerten Bruchbude abzusteigen.
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