Dienstag, 15. Januar 2019

14.1., von Samara nach Santa Teresa

Los geht´s um Neun. Wir tragen bessere Fahrradhelme und zusätzlich in Costa Rica verpflichtend, reflektierende Schlaufen quer über den Oberkörper. Ich komme mir dabei vor wie ein Würdenträger einer Bananenrepublik, Ena zu Recht wie eine Schönheitskönigin.
Zunächst cruisen wir noch auf asphaltierter Straße an schönsten, fast menschenleeren Stränden vorbei, dann auf einer Schotterstraße etwas weiter landeinwärts, aber nie weiter als zwei,- dreihundert  Meter vom Wasser entfernt. Recht wenig Grip hat die Mopette auf dem losen Sand-Schotter-Gemisch und das Reisetempo unserer recht schwammigen Fahrt beträgt zwischen
zwanzig und dreißig km/h. Die Sonne knallt und besonders wenn uns Autos passieren oder entgegenkommen, staubt´s gewaltig.
Brüllaffen sitzen am Wegesrand ganz nahe im Baum, weißhäutige, ausgemergelte Kühe weiden unter Palmen. Wasserfälle, die sich während der Regenzeit buchstäblich über die Straße ergießen
und dann die Passage für mehrere Monate unpassierbar machen, sind gänzlich ausgetrocknet und auch die überbrückten Flüsse führen nur wenig Wasser.
Ein Eis in Jabilla, während Sabaneros, die hiesigen Cowboys, mit Quads Vieh vorbeitreiben. Ein Maracujasmoothie in San Francisco de Coyote, in keinster Weise zu vergleichen mit heimischen Getränken gleicher Geschmacksrichtung. Eine tiefsaure, exotische Geschmacksexplosion zaubert mir ein glückliches Chinesengesicht.
Die Wirtin meint, egal, welche der zwei möglichen Straßen wir fortan auch wählen, zwei Flüsse müssen wir auf alle Fälle durchfahren. Damit haben wir seltsamerweise nicht gerechnet. Vor der ersten Furt beobachten wir gespannt ein Tico-Mädchen, wie es routiniert mit seinem Gatschhupfer einen großen Bogen durch das fast stehende Wasser zieht, ehe es knapp entlang des gegenüberliegenden Ufers wieder zur eigentlichen Auffahrt hochfährt. So werden wir das auch machen. Zuerst aber die Schuhe ausziehen und auf der Suche nach den seichtesten Stellen durch den Fluss waten. Das Gepäck tragen wir vorab hinüber, was weiß man bei den paar Zentimetern Bodenfreiheit unseres Rollers.
Alles haut abgesehen von ein paar Schreckmomenten hin, ein irgendwann von einem Auto bei dem Stunt verlorenes Nummernschild packen wir als Souvenir und Trophäe ein. Bei der zweiten Querung wenig später ist Ena schon auf der anderen Seite, während ich nach gleichen Vorbereitungshandlungen im Wasser neben dem Moped her gehe, um möglichst wenig Tiefgang zu haben, und nur zärtlich Gas gebe, um die Kiste sachte ans andere Ufer zu bekommen. Trotzdem gräbt sich das Moped mit dem Hinterrad in Sand und Schlick ein und steckt fest. Das Wasser strömt unterdessen nur ganz knapp unter dem Auspuff vorbei und Ena muss, während ich
trotzdem am Gas bleibe, damit kein Wasser ins Abgassystem eindringen kann, hurtig zu Hilfe eilen und kräftig mitschieben, bevor uns die Gurke hier für immer absäuft. Knappknappknapp und aufregend alles, aber Glück muss man haben.
Die digitale Karte auf Enas Handy, die großartige Dienste leistet, zeigt ab nun eine gestrichelte Linie entlang der Küste und ein paar Fahrspuren wenig später bestätigen unseren Verdacht, dass hier der Sandstrand für ein Weilchen als dauerprovisorische Straße herhalten muss. Vier, fünf Kilometer lang
schlingern wir durch einmal tiefen, einmal gut komprimierten Untergrund, vorbei an felsigen, sehr holprigen Passagen oder durch knirschende Muschelhaufen.
Fischende Braunpelikane stürzen sich unterdes am Horizont im Sturzflug ins Wasser. Niemand außer uns ist da. Nur an einem bis zum Bodenblech eingegrabenen Pickup kommen wir vorbei, vier Männer schaufeln Sand mit Holzplanken und bloßen Händen. Eine großartige Fahrt fürwahr.
Es wird nur unwesentlich besser. Den nächsten Abschnitt prägt eine tief eingegrabene Piste durch einen Wald nahe am Meer, gespickt mit großen spitzen
Steinen. Ena quiekt jedes mal und schlägt mich, wenn einer von ihnen lautstark gegen den Ständer oder die Bodenplatte schrammt, und ich schrecke mich doppelt.
Als ob ich etwas dafür könnte, echt. Ein Wunder, dass wir keinen Patschen haben. Nach vielen, vielen Stunden erreichen wir endlich knapp vor Sonnenuntergang das Surfernest Santa Teresa. Wer hier etwas auf sich hält, hat ein Surfbrett unterm Arm geklemmt.
Die Quartiersuche gestaltet sich äußerst langwierig. Trotzdem lümmeln wir pünktlich, nachdem wir uns noch schnell mittels einer kalten Dusche vom Staub befreit haben, auf zwei Strandliegen und halten, während der orange Sonnenball im Meer versinkt, einen gar köstlichen Frozen Mojito in Händen. Ein hochverdienter Ausklang eines abenteuerlichen Tages.

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