25.1., Medellin
Entlang breiter Straßen mit sehr viel Verkehr gehen wir zum vereinbarten Treffpunkt und unser Guide Pablo nimmt uns bei einer U-Bahn-Station nahe des Zentrums in Empfang.
Mit ihm erkunden wir heute die Stadt im Rahmen einer geführten, kostenlosen Tour, der Rest der einundzwanzigköpfigen Gruppe stammt aus aller Herren Länder.
Pablo ist zufällig mit einer Wienerin verheiratet, die er während seiner achten von bisher insgesamt rund tausendsiebenhundert absolvierten Touren kennengelernt hat, das nur am Rande.. Er startet den knapp vierstündigen Rundgang mit einem Abriss über die Geschichte Kolumbiens und spannt im Schatten einer alten Dampflok einen Bogen von den Conquistadores und dem Aufstieg der Gegend durch die Intensivierung des Kaffeeanbaus bis zu den diversen Kampfansagen und Friedensprogrammen der letzten Präsidenten, adressiert an rechte Paramilitärs oder an die zahlreichen linken Rebellengruppen wie der Farc oder der Eln, die erst letzte Woche in Bogota
einen Anschlag gegen eine Polizeischule verübt haben. Natürlich ist Medellin auch untrennbar mit dem Namen Pablo Escobars verbunden, von dem unser Guide fortan, wenn er sich auf ihn bezieht, nur vom Verbrecher, der meinen Vornamen trägt spricht, um dessen Nachnamen nicht in den Mund nehmen zu müssen. Das aus mehreren Gründen: Über den berüchtigten Drogenbaron muss man einfach sprechen, wenn man die jüngste Geschichte Medellins verstehen möchte. Das Problem dabei ist allerdings, dass fast alle Einheimischen kein Englisch sprechen, aber trotzdem sehr neugierig sind, was unsere Gruppe und Pablo mit seinem Mikrophon betrifft.
Wenn die also den Namen des ärgsten Staatsfeindes aller Zeiten ohne jeden Kontext aus ansonsten nicht zu dechiffrierendem Kauderwelsch heraushören würden, wäre für jede Menge Konfliktpotential gesorgt, da viele Kolumbianer Escobar aus tiefstem Herzen hassen und nicht verstehen können, warum es Touren gibt, die ihm gewidmet sind und warum Touristen das Grab Escobars oder sein Anwesen besuchen, um dort Paintball zu spielen, wo er doch über Jahrzehnte Tod und Terror über die Stadt gebracht hat.
Nicht nur Vertreter der Staatsgewalt waren vom damaligen Drogenkrieg betroffen, im Kampf gegen die kolumbianische Regierung wurde von Escobar zum Beispiel ein Kopfgeld für jeden gekillten Polizisten bezahlt, sondern auch die Zivilbevölkerung. Linienflugzeuge wurden abgeschossen, Bombenanschläge und Morde waren an der Tagesordnung. Aber dazu später sicher noch mehr.
Ein sehr interessanter Überblick jedenfalls, bevor wir durch das Zentrum der Stadt spazieren. Wie die Japaner marschieren wir über Plätze und Fußgängerzonen, wo es sich ganz ordentlich abspielt. Fliegende Händler, die lautstark ihre Waren anpreisen, Pärchen, die zur Musik von Straßenmusikanten tanzen, unzählige Passanten und dazwischen die abgefucktesten Kreaturen, die man sich vorstellen kann. Stolz zeigt Pablo vormals gefürchtete und heute revitalisierte Ecken,
wo in ehemaligen Ruinen Ausbildungsstätten und Notschlafstellen eingerichtet wurden, enthusiastisch berichtet er über die Fortschritte der letzten Jahre.
Und immer wieder gesellen sich Einheimische zu unserer Gruppe und grüßen und freuen sich sichtlich, dass wir da sind, wissend, dass Medellin in der restlichen Welt nur mit Drogen und Kriminalität in Verbindung gebracht wird.
Gegen Ende der Führung verweist Pablo noch auf den Salon Malaga, eines der letzten traditionellen Cafehäuser Medellins. Ein mindestens siebzigjähriger Dj legt dort Schellacks und alte Platten mit kratzigen, rauschenden Aufnahmen uralter Musik auf und ältere Herrschaften nippen an Aqua Diente, lateinamerikanisches Pendant zum griechischen Ouzo. Grammophone und unzählige gerahmte,
schwarzweiße oder in Sepiafarben gehaltene, vergilbte Fotos von Schauspielerinnen und Sängern aus längst vergangenen Zeiten hängen an den Wänden. Das Pissoir befindet sich eigentlich im Hauptraum und die Pinkler sind nur durch Salontüren in Hüfthöhe vom restlichen Publikum getrennt. Zu unseren Getränken stellt uns die Kellnerin unreife, gesalzene Mangoscheiben hin, an denen wir knabbern, während wir uns am gebotenen Panoptikum ergötzen.
Mit dem Taxi fahren wir heim, das kostet für uns beide gemeinsam nur unwesentlich mehr als die U-Bahn-Tickets, dann treffen wir den Ami Louis in einer Cocktailbar. Gabriel, ein einheimischer Freund von ihm, gesellt sich dazu. Der spricht japanisch, weil er ein paar Jahre in Kioto gelebt hat, und ansonsten gibt´s auch noch viel zu erzählen und zu erfahren. Später ziehen wir weiter in einen bombastischen Club. Anhand des unscheinbaren Eingangs würde man nicht vermuten, was sich im Inneren des Etablissements verbirgt. Ineinander verschachtelt und auf mehrere Etagen verteilt warten kleine Innenhöfe, Bars, Durchgänge und Räume und im Keller, obwohl noch immer irgendwie im
Freien, hocken in und rund um einen Pool, der mit tausenden Plastikkugeln gefüllt ist, Gäste. Später wird`s bummvoll, die Bälle fliegen schon in der Gegend herum, Menschen winden sich zu lautstarker Musik.
Entlang breiter Straßen mit sehr viel Verkehr gehen wir zum vereinbarten Treffpunkt und unser Guide Pablo nimmt uns bei einer U-Bahn-Station nahe des Zentrums in Empfang.
Mit ihm erkunden wir heute die Stadt im Rahmen einer geführten, kostenlosen Tour, der Rest der einundzwanzigköpfigen Gruppe stammt aus aller Herren Länder.
Pablo ist zufällig mit einer Wienerin verheiratet, die er während seiner achten von bisher insgesamt rund tausendsiebenhundert absolvierten Touren kennengelernt hat, das nur am Rande.. Er startet den knapp vierstündigen Rundgang mit einem Abriss über die Geschichte Kolumbiens und spannt im Schatten einer alten Dampflok einen Bogen von den Conquistadores und dem Aufstieg der Gegend durch die Intensivierung des Kaffeeanbaus bis zu den diversen Kampfansagen und Friedensprogrammen der letzten Präsidenten, adressiert an rechte Paramilitärs oder an die zahlreichen linken Rebellengruppen wie der Farc oder der Eln, die erst letzte Woche in Bogota
einen Anschlag gegen eine Polizeischule verübt haben. Natürlich ist Medellin auch untrennbar mit dem Namen Pablo Escobars verbunden, von dem unser Guide fortan, wenn er sich auf ihn bezieht, nur vom Verbrecher, der meinen Vornamen trägt spricht, um dessen Nachnamen nicht in den Mund nehmen zu müssen. Das aus mehreren Gründen: Über den berüchtigten Drogenbaron muss man einfach sprechen, wenn man die jüngste Geschichte Medellins verstehen möchte. Das Problem dabei ist allerdings, dass fast alle Einheimischen kein Englisch sprechen, aber trotzdem sehr neugierig sind, was unsere Gruppe und Pablo mit seinem Mikrophon betrifft.
Wenn die also den Namen des ärgsten Staatsfeindes aller Zeiten ohne jeden Kontext aus ansonsten nicht zu dechiffrierendem Kauderwelsch heraushören würden, wäre für jede Menge Konfliktpotential gesorgt, da viele Kolumbianer Escobar aus tiefstem Herzen hassen und nicht verstehen können, warum es Touren gibt, die ihm gewidmet sind und warum Touristen das Grab Escobars oder sein Anwesen besuchen, um dort Paintball zu spielen, wo er doch über Jahrzehnte Tod und Terror über die Stadt gebracht hat.
Nicht nur Vertreter der Staatsgewalt waren vom damaligen Drogenkrieg betroffen, im Kampf gegen die kolumbianische Regierung wurde von Escobar zum Beispiel ein Kopfgeld für jeden gekillten Polizisten bezahlt, sondern auch die Zivilbevölkerung. Linienflugzeuge wurden abgeschossen, Bombenanschläge und Morde waren an der Tagesordnung. Aber dazu später sicher noch mehr.
Ein sehr interessanter Überblick jedenfalls, bevor wir durch das Zentrum der Stadt spazieren. Wie die Japaner marschieren wir über Plätze und Fußgängerzonen, wo es sich ganz ordentlich abspielt. Fliegende Händler, die lautstark ihre Waren anpreisen, Pärchen, die zur Musik von Straßenmusikanten tanzen, unzählige Passanten und dazwischen die abgefucktesten Kreaturen, die man sich vorstellen kann. Stolz zeigt Pablo vormals gefürchtete und heute revitalisierte Ecken,
wo in ehemaligen Ruinen Ausbildungsstätten und Notschlafstellen eingerichtet wurden, enthusiastisch berichtet er über die Fortschritte der letzten Jahre.
Und immer wieder gesellen sich Einheimische zu unserer Gruppe und grüßen und freuen sich sichtlich, dass wir da sind, wissend, dass Medellin in der restlichen Welt nur mit Drogen und Kriminalität in Verbindung gebracht wird.
Gegen Ende der Führung verweist Pablo noch auf den Salon Malaga, eines der letzten traditionellen Cafehäuser Medellins. Ein mindestens siebzigjähriger Dj legt dort Schellacks und alte Platten mit kratzigen, rauschenden Aufnahmen uralter Musik auf und ältere Herrschaften nippen an Aqua Diente, lateinamerikanisches Pendant zum griechischen Ouzo. Grammophone und unzählige gerahmte,
schwarzweiße oder in Sepiafarben gehaltene, vergilbte Fotos von Schauspielerinnen und Sängern aus längst vergangenen Zeiten hängen an den Wänden. Das Pissoir befindet sich eigentlich im Hauptraum und die Pinkler sind nur durch Salontüren in Hüfthöhe vom restlichen Publikum getrennt. Zu unseren Getränken stellt uns die Kellnerin unreife, gesalzene Mangoscheiben hin, an denen wir knabbern, während wir uns am gebotenen Panoptikum ergötzen.
Mit dem Taxi fahren wir heim, das kostet für uns beide gemeinsam nur unwesentlich mehr als die U-Bahn-Tickets, dann treffen wir den Ami Louis in einer Cocktailbar. Gabriel, ein einheimischer Freund von ihm, gesellt sich dazu. Der spricht japanisch, weil er ein paar Jahre in Kioto gelebt hat, und ansonsten gibt´s auch noch viel zu erzählen und zu erfahren. Später ziehen wir weiter in einen bombastischen Club. Anhand des unscheinbaren Eingangs würde man nicht vermuten, was sich im Inneren des Etablissements verbirgt. Ineinander verschachtelt und auf mehrere Etagen verteilt warten kleine Innenhöfe, Bars, Durchgänge und Räume und im Keller, obwohl noch immer irgendwie im
Freien, hocken in und rund um einen Pool, der mit tausenden Plastikkugeln gefüllt ist, Gäste. Später wird`s bummvoll, die Bälle fliegen schon in der Gegend herum, Menschen winden sich zu lautstarker Musik.
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