Mittwoch, 9. Januar 2019

9.1., La Fortuna

Seit Tagen schon stehe ich an der Schwelle zum Hades, eine schwere Form der Männergrippe hat mich fest in ihren Klauen. Von der in solchen Belangen völlig empathielosen Holden ist kein Mitleid zu erwarten, ich bin auf mich allein gestellt in der grünen Hölle Costa Rica.
Nächtliche Fieberfantasien von menschlichen Tomaten und latent drohende Denaturierung meiner selbst ließen mich, wenn überhaupt, nur ein trübes Auge schließen. Entsprechend überschaubar
das heutige Tagespensum. Zu Fuß in die Stadt, vorbei an uralten, überwachsenen Gräbern von weiß Gott wem und unsere Euroreserven wechseln. Die hiesigen Automaten spucken für unsere Bankkarten kein Cash aus, deswegen. In auf dem Boden vorgemaltem Zickzackkurs nähern wir uns in Zeitlupe, aber unaufhaltsam einer Ermöglicherin neu gewonnener Liquidität, die uns nach strengster Kontrolle meines Reisepasses endlich wieder mit der neben DKT-Geld wohl buntesten Währung der Welt ausstattet. Und so kitschig! Spielende Hasen und Rehe, Kolibris, Faultiere, Haie zwischen Seesternen, wunderbar.
Zum verspäteten Frühstück gebe ich mir gleich ein Ceviche, das ist roher Fisch in Limettensaft mit Koriander und Zwiebel. Die Fischfrau zwinkert mir zweimal lüstern zu, ich kann es ihr nicht
verübeln. Ena meint, ich fantasiere und nicht einmal eine räudige Fischfrau würde auf mich abfahren, dessen Weg von Schleimbatzen und vollgerotzten Taschentüchern gepflastert ist. Que desgracia!

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