27.1., Medellin
Die Stadttour heute mit Schwerpunkt auf die Graffitis der Communa 13, eines recht verwahrlosten Hangbezirkes, haben wir uns definitiv anders vorgestellt.
Fast alle Wandbilder beziehen sich symbolisch auf zwei brachiale militärische Interventionen zur Rückerlangung der staatlichen Kontrolle im Jahr 2002, während derer zahlreiche Menschen zu Tode kamen. Mit Hubschraubern und Panzern operierte die Staatsgewalt und übergab anschließend den Auftrag zur Wiederherstellung und Aufrechterhaltung der Ordnung an Paramilitärs, die im Laufe der nächsten Jahre hunderte Menschen töteten und auf der örtlichen Deponie verscharrten. Wir besuchen inoffizielle Friedhöfe und Gedenkstätten und können uns nur wundern, was für schreckliche Dinge hier vor gar nicht so langer Zeit geschehen sind. Viele Stufen, ab und zu völlig unerwartet Rolltreppen, Wassereis und Blick auf das Tal unter uns. Der Guide trifft während der Tour seine Mama und alles wirkt eher dörflich denn großstädtisch.
Nach dem Ende der Führung fahren Ena und ich zurück ins Zentrum und flanieren in der Fußgängerzone. Ein Geflüchteter aus Venezuela bietet selbstgemachte Taschen aus geflochtenen Geldscheinen zum Verkauf an, daneben liegen bündelweise quasi über Nacht wertlos gewordene venezolanische Bolivar.
Auf einem der Plätze tanzen Pärchen altmodische Tänze, daneben werden Wundermittel angepriesen und Schuhputzer dösen im Schatten der Palmen. Ein alter Mann mit einer antiken Sofortbildkamera, mit der er gegen Bezahlung Menschen fotografieren möchte, wirkt ebenso aus der Zeit gefallen wie ein anderer, der vor einer mitgenommenen Reiseschreibmaschine hockt und auf Aufträge wartet.
Wir stärken uns mit einer gigantischen Portion des typischen Mittagstellers. Viele verschiedene
Ansichten gibt es darüber, was alles auf den ovalen Teller muss, aber folgende Bestandteile sind nicht verhandelbar: Schweinebauch, eine Wurst, rote Bohnen, Salat, ein Ei, Avocado und frittierter Käse auf weißem Reis. Den Namen des Gerichtes sollte man als Fremder mit Bedacht aussprechen. Es heißt Bandeja Paisa, bäuerliches Tablett, und nicht Pendejo Paisa, womit man den Kellner als Bauerntrottel beflegeln würde.
Am Abend müssen wir bei einem Glas Erdbeersaft unsere großen Pläne für Kolumbien zurecht stutzen, das wird sich alles nicht ausgehen.
Die Stadttour heute mit Schwerpunkt auf die Graffitis der Communa 13, eines recht verwahrlosten Hangbezirkes, haben wir uns definitiv anders vorgestellt.
Fast alle Wandbilder beziehen sich symbolisch auf zwei brachiale militärische Interventionen zur Rückerlangung der staatlichen Kontrolle im Jahr 2002, während derer zahlreiche Menschen zu Tode kamen. Mit Hubschraubern und Panzern operierte die Staatsgewalt und übergab anschließend den Auftrag zur Wiederherstellung und Aufrechterhaltung der Ordnung an Paramilitärs, die im Laufe der nächsten Jahre hunderte Menschen töteten und auf der örtlichen Deponie verscharrten. Wir besuchen inoffizielle Friedhöfe und Gedenkstätten und können uns nur wundern, was für schreckliche Dinge hier vor gar nicht so langer Zeit geschehen sind. Viele Stufen, ab und zu völlig unerwartet Rolltreppen, Wassereis und Blick auf das Tal unter uns. Der Guide trifft während der Tour seine Mama und alles wirkt eher dörflich denn großstädtisch.
Nach dem Ende der Führung fahren Ena und ich zurück ins Zentrum und flanieren in der Fußgängerzone. Ein Geflüchteter aus Venezuela bietet selbstgemachte Taschen aus geflochtenen Geldscheinen zum Verkauf an, daneben liegen bündelweise quasi über Nacht wertlos gewordene venezolanische Bolivar.
Auf einem der Plätze tanzen Pärchen altmodische Tänze, daneben werden Wundermittel angepriesen und Schuhputzer dösen im Schatten der Palmen. Ein alter Mann mit einer antiken Sofortbildkamera, mit der er gegen Bezahlung Menschen fotografieren möchte, wirkt ebenso aus der Zeit gefallen wie ein anderer, der vor einer mitgenommenen Reiseschreibmaschine hockt und auf Aufträge wartet.
Wir stärken uns mit einer gigantischen Portion des typischen Mittagstellers. Viele verschiedene
Ansichten gibt es darüber, was alles auf den ovalen Teller muss, aber folgende Bestandteile sind nicht verhandelbar: Schweinebauch, eine Wurst, rote Bohnen, Salat, ein Ei, Avocado und frittierter Käse auf weißem Reis. Den Namen des Gerichtes sollte man als Fremder mit Bedacht aussprechen. Es heißt Bandeja Paisa, bäuerliches Tablett, und nicht Pendejo Paisa, womit man den Kellner als Bauerntrottel beflegeln würde.
Am Abend müssen wir bei einem Glas Erdbeersaft unsere großen Pläne für Kolumbien zurecht stutzen, das wird sich alles nicht ausgehen.
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