Freitag, 4. Januar 2019

3.1., Puerto Viejo

Ena hat die Schlafkrankheit, das bringt Zeit für die Reparatur meiner einzigen langen Hose mittels Leukoplast und Recherche, was man hier so unternehmen kann.
Puerto Viejo selbst ist ein recht touristischer Ort am nordöstlichen Ende Costa Ricas. Die Shops an der Hauptstraße verkaufen Rasta-Plunder, neben Lokalen mit der üblichen karibischen Küche, das ist oft nicht mehr als Reis mit Bohnen und ein Stück Fleisch dazu, machen mir hier Sushilokale mit All you can eat, Hendlbrater und Pizzerias den Mund wässrig. Gegen den Durst helfen die üblichen Reggaebars am Strand mit Smoothis und Cocktails. So viele Leute in dem kleinen Kaff!
Sogar gestern bei schlechtem Wetter haben einheimische Familien dem Regen getrotzt und am Strand lautstark Picknicks gemacht. Touris in langer Schlange vor einer der zwei Banken, die Quartiere fast ausgebucht. Im Hinterland nur mehr kleine Gassen mit Sodas, so heißen in Costa Rica die lokalen Fressbuden, oder Wohnhäusern. Beim  kleinen Krankenhaus wird´s schon sehr ruhig und der Fußballplatz steht quasi schon mitten in der Wildnis.
Am Ortseingang gibt´s einen Strand mit schwarzem, magnetischem Sand, weil vulkanischen Ursprungs, in der Dünung davor steckt ein irgendwann gestrandetes oder entsorgtes Schiff, auf dem jetzt Büsche und Bäumchen wachsen. Mehr zum Zentrum hin lehnt noch eine scheinbar erst kürzlich auf Grund gelaufene Segelyacht im seichten Wasser. Ein Mast ist geknickt, die Tagelage hängt noch. Der Besitzer muß fix und fertig sein, zuschauen zu müssen, wie die ohne Unterlass heranrollenden Wellen seinem Boot langsam aber sicher den Rest geben.
Die Küstenstraße durch den Ort war gestern verstaut, obwohl die Straße ein paar Kilometer östlich für immer endet. Dort geht sie über in einen Nationalpark und dort radeln wir nach Reis und Bohnen zum Frühstück heute hin. Enas Gefährt hat vorne einen Papierkorb hängen und an die Rücktritt-Bremse müssen wir uns erst wieder gewöhnen, so etwas hatte ich das letzte mal vor vierzig Jahren.
Gleich außerhalb von Puerto Viejo steht schon ein Rudel Westler am Straßenrand und fotografiert in den Wald hinein, da hängt das erste Faultier. Ein paar Minuten später wieder zwei im Baum. Eines davon für seine Verhältnisse fast schon hyperaktiv, krallt sich Ast um Ast und frisst sich
mit gutem Appetit Blätter rein. Nicht viel später toben ein paar Brüllaffen lautstark im Geäst. Würde ich alleine durch den Wald wandern und keine Ahnung haben, von wem dieses durchdringende Brüllen stammt, die Angst wäre groß. Noch zwei weitere Vertreter der insgesamt vier in Costa Rica beheimateten Affenarten lassen sich blicken, nämlich zwei Weißkopfkapuzineräffchen und eine größere Gruppe von Klammeraffen, die waghalsig die Straße queren, indem sie hoch über uns von überhängendem Baum zu Baum springen. Eine Mama mit Baby als letzte, extravorsichtig zunächst die erforderliche Hüpfdistanz und den besten Landeast abschätzend. Erwähnte Sichtungen spielen sich alle innerhalb einer Stunde entlang der Bundesstraße ab, dagegen kann so mancher Provinzzoo einpacken.
 Links von uns das Meer mit Mangroven, Palmen und schönen Stränden, rechts oft Sumpf oder ungezähmter Urwald. Nach dreizehn Kilometern ist in Manzanillo tatsächlich Ende Gelände. Wer sich die Warterei an der Grenze ersparen möchte, könnte hier durch den Nationalpark latschen und weiter illegal bis nach Panama, es wäre nicht mehr weit.
Wir lehnen unsere Fahrräder gegen eine Hängebrücke und gehen zu Fuß weiter, wobei wir nicht die einzigen sind. Hier lässt sich´s schön spazieren und schwimmen gehen. Eine Einheimische deutet uns, sie hätte ein Viech im Unterholz entdeckt und echt wahr, züngelt da ein Ameisenbär angestrengt in einer alten Kokosnuss herum und lässt sich nicht weiter von uns aus der Ruhe bringen. Wir gehen sogar so nahe hin, daß wir ihn berühren könnten, ist ihm vollkommen wurscht. Über das
Geländer einer ansonsten kaputten Brücke hangeln wir uns dann zu einem kleinen Vorsprung der Küstenlinie, wo die Gischt der Brandung hochspritzt, aber als der Schlamm zu tief  für unsere Turnböcke wird, drehen wir nach ein paar Kilometern um. Eine kalte Pipa, das ist eine Kokosnuss, und später ein Shake in einer Rastafaribude mit den immer gleichen Marley-Songs im Hintergrund am Weg zurück. Die kalte Dusche daheim ist ein Segen und das Abendessen ist der Hammer.
In einem Soda bestelle ich mir hoffnungsfroh den exotischsten Posten, eine Modongosuppe. Ich werde nicht enttäuscht. Zum einen schmeckt sie einfach köstlich, zum anderen finden sich in ihr die unglaublichsten Dinge. Neben essbaren Anteilen, Maniok, Mais, Streifen vom Magen, Fleisch- und Fettbrocken, auch undefinierbare Glibberteile und große Arterien-Markknochen-Kupplungen neben anderen Knochenteilen. Ein Stück in der Form eines Daumens stellt sich als Teigwurst heraus. Es
hätte mich nicht gewundert, hätte es sich tatsächlich um einen Daumen gehandelt.
      

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