Mittwoch, 30. Januar 2019

29.1., von Medellin nach Salento

Noch schnell zwei Spiegeleier mit einem süßen Germweckerl, das hier als Brot durchgeht, im Terminal Sur, bevor wir in den hochmodernen Gringobus nach Salento steigen. Die nächsten sieben Stunden fahren wir durch herrlichste Berglandschaft, wobei sich überladener und untermotorisierter Schwerverkehr, masochistische Radfahrer und Menschen auf Pferden die steilen Serpentinen teilen. Überholen ist über weite Strecken unmöglich oder nur mit Hilfe waghalsiger Manöver zu bewerkstelligen, derer sich unser Fahrer mitunter bedient. Seine aktuelle Geschwindigkeit können wir über ein großes, gut sichtbar im Fahrgastbereich angebrachtes Display mitverfolgen, ein kurzweiliges, wenn auch fragwürdiges Vergnügen. Verkehrsschilder, die Reifen mit Profil einfordern, wurden nicht ohne Grund aufgestellt. Unter uns erstreckt sich ein bis auf ein paar Fincas fast nicht besiedeltes, tiefes Tal mit angelegten Terassenfeldern, ein gigantischer Einschnitt in das
spektakuläre Hochland. So weit das Auge reicht bis zu fünftausend Meter hohe Gipfel und weitläufige Kaffeeplantagen. Dicht an die Hauptstraße gedrängt stehen die Häuser der verschlafenen Bergdörfer, die aus nicht viel mehr zu bestehen scheinen, als das, was wir auf der Durchfahrt von ihnen zu sehen bekommen.
Noch ein kurzer Halt in der trostlosen Stadt Pereira, dann erreichen wir die auf tausendneunhundert Metern gelegene Kleinstadt Solento mit rund viertausend Einwohnern. Der erste Eindruck ist nicht der beste, ein kolumbianischer Alki torkelt aus einer Bar und bröckelt sich an, aber der täuscht erfreulicherweise. Nach langer Suche finden wir endlich das perfekte Zimmer mit geilstem Fernblick vom kleinen Balkon und einer Wirtin, die kein einziges Wort Englisch spricht.
Rechtzeitig zum Sonnenuntergang steigen wir die Stiegen hoch zum Alto de la Cruz, einem Hügel oberhalb der Stadt, dann spielen wir eine Runde Pool in der Billar Danubio Hall. Hauptsächlich wettergegerbte Pensis in Ponchos und mit Cowboyhüten spielen Carambol, Domino oder Karten zu kolumbianischer Volksmusik, während sie an ihren Gläsern voll mit Aguardiente nippen. Ein paar sitzen oder stehen nur herum und schauen zu, eine echt lässige Bude.

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